Kapitel 20 - Kalter Wind

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Hermine Granger:

Es war schwieriger als gedacht zum Quidditchfeld zu gelangen, denn niemand wollte sich das erste Spiel des Jahres entgehen lassen. In Hermines Hast ignorierte sie ohne große Schuldgefühle die empörten Rufe ihrer Mitschüler, nachdem sie sie angerebelt hatte, um möglichst schnell ihren Weg durch die Menschenmasse zu bannen. Die anderen hatte sie zurückgelassen und war aufgesprungen. Es war ihr unbegreiflich, wie jemand unbedingt Quidditch spielen wollte, besonders nach dieser üblen Zeit im Schlaf im Krankenflügel.

Was war bloß schon wieder in Draco gefahren? Konnte er keinen Funken Vernunft zeigen oder wollte er unbedingt die Punkte für sein Haus, da Harry ihn dabei nicht mehr in die Quere kommen konnte?

Hermine machte sich wohl oder übel schreckliche Sorgen, denn seine leeren, blaugrauen Augen waren das Letzte gewesen, was sie an jenem Tag gesehen hatte, als sie in Ohnmacht gefallen war.

"Hey, pass doch auf!", bekam sie zum wiederholten Male eine Rüge ab, da sie immer weiter drängelte.

Mittlerweile hatte der Bücherwurm die Ländereien erreicht und zwängte sich bei ein paar Drittklässlern vorbei.
Weiter vorne konnte Hermine McGonagall entdecken, aber sie hätte keine Zeit mit der Schulleiterin zu sprechen. Also eilte sie weiter und bald hatte sie die Tribünen erreicht. Es war keineswegs so, dass sie kein Vertrauen in Dracos Fähigkeiten als begnadeter Quidditchspieler setzte, dennoch durfte er nicht in solch einem Zustand spielen!
Es war unausdrücklich waghalsig und selbstzerstörerisch, dass Draco sich nicht mehr um seine Gesundheit scherte. Die Gründe für seinen Enthusiasmus wollten ihr nicht in den Sinn kommen.
Ihr Brustkorb schmerzte vom unregelmäßigen Atmen und der Hetzerei zum Spielfeld.
Ein eisiger Wind, der von Norden her durch das Land streifte, fegte über den grünen Rasen und allmählich füllten sich die Tribünen. Für einen kurzen Moment genoss Hermine die fröhliche Atmosphäre, aber ermahnte sich sich nicht ablenken zu lassen. Außerdem waren ihre Bücher viel besser als Quidditch und sie musste Draco finden, ihn vom Besen und seinem Höhenflug holen. Doch Hermine musste sich eingestehen, dass sie nicht wusste, wo die Umkleiden der Spieler waren.
Angespannt schluckte sie ihren Frust hinunter und begab sich auf die Suche. Nur spornten solche Lage sie zu Höchstleistungen an und Hermine schnappte sich ihren Zauberstab: "Expecto Patronum."

Gut gemacht.

Verwirrt blinzelte sie über die Worte in ihrem Kopf. Anschließend begann sich ihr geliebter Otter vor ihren Augen abzuzeichnen und schon sauste er auch durch die Luft. In wenigen Minuten hatte er sie zu den Umkleiden gebracht. Ohne zu zögern stürmte Hermine durch die Türe.

"Wo ist Draco?", sprudelten die Worte aus ihrem Mund und das ganze Team der Slytherins verstummte, starrte die Gryffindor perplex an und bekam ihre Münder gar nicht mehr zu.
Die Hälfte hatte sich gerade umgezogen und war bereits in ihrer Quidditchuniform, während die anderen Slytherins Oberkörper frei grinsten, nachdem sie sich aus ihrer Starre erholt hatten.
Hermine lief leicht peinlich berührt rot an und wiederholte: "Äh, habt ihr Draco gesehen?"
Ein Sechstklässler, den Hermine aber nicht wirklich gut kannte, fixierte sie und setzte zu einer Antwort an: "Er hat jetzt keine Zeit. Es gibt ein Spiel zu gewinnen, du kannst später mit ihm sprechen."
"Nein, kann ich nicht!", schoss es aus Hermine und drängelte sich an dem Jungen vorbei.

Hinter einer Ecke stand dann auch Draco und zog sich gerade den grünen Sportsweater über die Schultern. Seinen Sixpack konnte die Gryffindor dennoch erhaschen und musste aufpassen, dass ihr bloß nicht der Mund aufklappte. So halb in der Sportkleidung sah er echt sexy aus. Bestimmt räusperte sie sich. Draco blickte auf, wirkte aber nicht sonderlich überrascht.

"Hermine, ich habe jetzt keine Zeit für dich.", begrüßte er sie entschuldigend.
"Ja, und ich habe keine Zeit dich zu begrüßen und dir zu sagen, dass ich froh bin, dass du noch am Leben bist!", schnappte sie hitzig zurück: "Draco, du kannst doch nicht ernsthaft spielen wollen?! Du bist gerade aufgewacht!"

Die Teegesellschaft - DramioneWhere stories live. Discover now