Schleierwelt - Inhalt

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Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie scheiße ich dich doch finde.

Also, ganz abgesehen davon, dass du es echt drauf hast Kapitelüberschriften nice aufzuziehen, selbst wenn diese keinen Namen haben, ließt sich halt schon der Anfang irre gut.

  Es war nass. Wirklich nass. Es hatte seit Tagen nicht aufgehört zu regnen, das Wasser stand in hohen Pfützen auf der Straße und die dickflüssige Brühe - ein Gemisch aus Regen und jeglichem Dreck, der sich über die Zeit im Rinnstein gesammelt hatte - floss träge den Seitenstreifen entlang, um dann gluckernd und rülpsend im fast überlaufenden Gully zu verschwinden.  

Die Sätze sind irre lang, aber das hier ist ne Roh-Roh-Roh-Version und die Wenigsten schaffen es überhaupt etwas ansatzweise so gut formuliertes direkt so rauszuhauen. Über deine Wortgewandtheit habe ich mich bereits zur genüge ausgelassen und ja, das nächste mal wird mein verfickter Gully auch rülpsen.

  Die alte Dame tapste den aufgeweichten Schotterweg entlang, knickte hier und da etwas weg, als der kleine Absatz ihrer schwarzen Lackschuhe von den feuchten Steinen abrutschte und klammerte sich jedes Mal verkrampft an ihren Rollator, um nicht zu fallen. Etwas genervt verdrehte ich die Augen. Mittlerweile hatte ich einen Zahn zugelegt, damit ich zu ihr aufschließen konnte.  

Deine Szenen wirken ungestelzt, lesen sich sehr flüssig und ich persönlich kann mir alles sehr gut vorstellen. Was ich mit Megasätze meine sieht man ja hier, gelle. Bissl mehr Pünktle, aber da kann ich mir gerade selbst auch an die Nase fassen.

Und vor allem, deine Charaktere wirken sehr echt, authentisch. Wir haben keinen Übermenschen, auch wenn die Bösen natürlich übermenschliche Kräfte haben. Aber weder ist die Prota die typische Mary-Sue, auch wenn sie versucht die Welt zu retten, etwas stolpernd und sich im Dunkeln den kleinen Zeh an der Ecke anschlagend. Es sind die kleinen Dinge, die einen Charakter menschlich machen und die mich in Büchern abholen. Und du hast das damals direkt geschafft, bei der ersten Story, wegen der ich dich beleidigt habe und mir dachte - endlich mal jemand mit meinem Humor - und du schaffst es heute  noch. Ganz abgesehen davon, dass du eine immense Entwicklung Schreibtechnisch durchgemacht hast.

Für deine Grammatik würde ich meine Hand abschlagen (naja, vielleicht auch nicht. Ich würde heute Abend auf Alkohol verzichten, das klingt realistischer). 
Wie immer ist deine Prota alles andere als perfekt, hat viele Ecken und Kanten, an denen sich andere Stoßen und sie selbst auch. Die Story selbst baut sich sehr attraktiv und spannend auf, direkt im ersten Kapitel gehts zur Sache und ab dem dritten erahnt man, dass es nicht einfach nur die alte Jäger und Gejagter Schiene wird, sondern da noch bisschen was Größeres passieren wird. 

Und nachdem ich dich schon nach deinem ganzen Ge-Mimimi dazu gezwungen habe, endlich mal wieder deine Eierstöcke zu finden und was online zu stellen, werde ich jetzt auch gefälligst dafür sorgen, dass deine Geschichte gewürdigt wird. Denn die ist es wert gelesen zu werden.
Es ist sicherlich mal wieder nichts für die leichten Gemüter, jene, die nur einen Frauenroman lesen wollen, etwas dahinhimmeln und nicht viel denken beim Lesen. 
Das hier ist düster, es ist verstrickt, in manchen Situationen sehr bedrückend, dann wieder komisch und so viel echter. Keine leichte Abendlektüre, aber eine die einen packt und länger im Kopf bleibt, als das unzähligste Weiberdrama, in dem ohnehin nur das gleiche passiert.

1,3 und setzen. Mimimi.

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⏰ Last updated: Nov 25, 2017 ⏰

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Bewertungen: Damals als DU das Einhorn getötet hastWhere stories live. Discover now