Rette Mich - Inhalt

48 5 3
                                    

Dann fangen wir mal an (Vorwort ist natürlich vorhanden und sowas wie ein Klappentext/Kurzzusammenfassung/Appetithäppchen). War ich persönlich nie so der Fan davon, wenn das in Büchern vorkommt, Doppelgemoppel. Wenn dann schon einen etwas ausführlicheren Einblick in die Geschichte geben, ne kleine Erklärung oder dergleichen. Aber das ist leider eher ein Werbetext, wie man ihn so nem Sprecher geben würde und dieser euren Buchtrailer (Die meisten Buchtrailer sind Müll) synchronisieren würde.

Apropos. Klinge ich hart? Kommt mir irgendwie so vor xD Das hier wird Meckern auf hohem Niveau, aber auch, weil es hier in die eindeutig professionelle Richtung geht.

VI - Du sollst nicht töten (Man darf mit Klischees und der Bibel spielen, macht es nur noch sexier/verbotener)

Am Schreibstil gibts nichts zu rütteln. Das ist so dieser Vorzeige-Stil, schöne Beschreibungen, guter Satzbau, ließt sich sehr flüssig. Nur ist dieser Stil oft ohne persönliche Note. Das ist wie wenn man singen kann, aber keine besondere Stimmfarbe hat - ein verdammt steiniger Weg. 

Ihr habt, das ist meine Annahme, zuerst den Ich-Erzähler (Killer) und danach, im eigentlichen, ersten Kapitel die Ich-Erzählerin (Opfer/Prota). Aber, damdamdaaaaam, wir sind ja jeweils im Kopf dieser Person gelle. Die klingen für mich prinzipiell wie eine Person, man bemerkt nicht einmal den Unterschied zwischen Männlein und Weiblein. Ebenfalls, wenn man aus der Ich-Person schreibt, sollten sie verschieden erzählen, da es ja verschiedene Charaktere sind. Wäre gut da mehr Differenz reinzubringen, ansonsten hätte sich eindeutig der allwissende Erzähler eher angeboten, da bleibt der Erzählstil gleich und charakterlich unabhängig.
--> Finde ich persönlich immer am Schwersten, wenn man aus der ersten Person erzählt und dann einen weiteren Charakter oder sogar mehr zu Wort kommen lässt. Sie müssen auf eine gewisse Art unterschiedlich sein, damit der Leser es sofort schnallt.

Zu den Charakteren selbst:

Der Wachmann reagierte meines Erachtens nach etwas... also, ich kenn einige Polizisten und auch Leute, die als Gefängniswärter arbeiten. Und viele sind wirklich abgebrüht, nicht etwa kaltblütig und bösartig, aber härter. Wenn einer Spirenzchen macht, ist man nicht verzweifelt oder besonders nachsichtig. Du wirst nicht verprügelt oder bestraft, aber es ist mehr Gleichgültigkeit gegenüber den Leuten dabei, teils auch Verachtung, vor allem gegenüber Mördern. Meine persönliche Erfahrung und viele sind nicht die empathischsten Gesellen.

Helena: dafür, dass sie schon so viele Knastis interviewt hat, ist sie doch immer noch sehr naiv und stellt sich bisschen an, als sei sie zum ersten oder zweiten Mal da. Nervosität ja, aber viele Menschen entwickeln ja eine selbstgefällig Routine. Und wenn sie so schnell nervös wird, wäre etwas mehr Ärger über einen selbst und hinterfragen, wieso das passiert, ganz gut. Mehr innerer Kampf um die Professionalität und nicht direktes Kapitulieren. Ebenfalls, wenn du persönlich einem Mörder gegenüber sitzen würdest, egal wie vertrauensvoll und vielleicht auch doof du bist... die Konversation und das Verhalten ist von Anfang an zu locker und eben vertraut. Die Grundspannung fehlt da sehr, das Misstrauen (der kann doch nicht so nett sein, aber ich versuche trotzdem nett zu ihm zu sein, da ich die Antworten ja brauche, bla). 
--> Ihr Charakter ist für mich persönlich zu sehr in die typische Romanzenrichtung. Außerdem das naive, etwas doofe und uninformierte Weibchen, welches vom herrschaftlichen Mann an die Hand genommen und aufgeklärt wird (Interviewer die ich kenne sind bisschen tougher, immerhin wollen sie ja gewisse Antworten. Einige auch manipulative Drecksstücke).

Liam: so bisschen der typische "Badboy" und irgendwie gibts nicht viel zu ihm, weil er einfach nicht sehr dominant ist... also sein Charakter wirkt so... wie soll ich en das formulieren. Unaufregend?

Charaktere allgemein:
Also irgendwie enttäuscht ihr mich. Es ist einfach zu sehr jedes Klischee was diese angeht und keiner ist dann doch zu 100% interessant. Liam wirkt halb fertig, er hat etwas zu wenig Tiefgang und der Charakter sollte dringend ausgebaut werden oder mehr Präsenz zeigen. Allgemein kann es helfen, wenn man mehr Mimik ins Spiel bringt und auf diese eher eingeht. Und ja, es darf gerne mal ein Klischee dabei sein oder zwei (den typischen Knastiarsch und den netten, freundlichen Teddy haben wir, aber mit der naiven Prota und dem Badboy Liam ist es einfach irgendwann too much). Ich predige oft und gerne: vergesst den Realismus nicht, denkt daran wie komplex jeder Mensch ist und jede Situation und alles was wir so um uns herum wahrnehmen. Aber - Dramaturgie und Charaktererstellung haben nicht nur die realistische Seite sondern müssen sogar überspitzter sein. Wenn er unterkühlt ist, lass ihn richtig unterkühlt sein. Wenn er bedrohlich ist, charmant oder naiv, es muss immer eine Schippe drüber sein.

Während Helena also voll das Klischee der naiven Jungfer bedient, welche in solcher Art Büchern flachgelegt wird und ich diesem dämlichen Weib am liebsten mit einem fetten Wälzer den Schädel einschlagen würde (bisschen mehr Emanzipation und Bildung schaden keinem) ist wiederum Liam zu langweilig. TIEFGANG, sie brauchen alle mehr Charakter!
Ansonsten wäre das wirklich so ne 0815 Schnulze mit paar Thrillerelementen, welche die etwas hartgesottenere Mitvierzigerin nachmittags mal ließt, da in der Ehe eher tote Hose herrscht. 

Hab jetzt echt einige Kapitel weit gelesen, auch wenns mich eben nicht komplett abholt. Geschrieben isses gut, Story packt mich nicht (aber dafür sicherlich viele andere).
Paar Wiederholungen hier und da, welche aber bei nem weiteren drüber lesen verbessert sind. Es ist gut, aber das gewisse Etwas fehlt mir. Gut, ich liebe Thriller (nicht zum Lesen aber sehen), an etwas wie Sieben oder Schweigen der Lämmer (hab ich sogar gelesen) kommt es nicht ran. Geht leider tatsächlich eher in die Richtung von Biss und 60 Shades of grey (50? gray?). Wie auch immer.

Finde es gut, dass die Geschichte selbst sich mehr Zeit lässt und sie nicht in Kapitel drei rummachen. Aber leider gibt es bei der Prota wenig, dass dagegen spricht, auch wenn er jemandem das Gesicht zu Brei geschlagen hat und es mich überrascht, dass er dafür nur 10 Jahre bekommt, da das ja ein wirklich großes Aggressionspotential zeigt. Wobei Alter und Vorgeschichte auch immer mit reinzählen.

Alles in allem ist das im eigentlichen Genre (sex-thriller-seifenoper), welchem ich es zustecke ne 1-2
Aber eben leichte Unterhaltungslektüre. Hatte irgendwie durch Cover usw. bissel mehr erwartet.










Bewertungen: Damals als DU das Einhorn getötet hastWhere stories live. Discover now