Kapitel 1 - Die Rückkehr

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Ich kann es kaum glauben. Wir kehren wirklich nach Hogwarts zurück! Zu unserem letzten Schuljahr, das wir durch den Krieg mit Voldemort verpasst haben.

Das Schloss wurde nach der Schlacht in mühevoller Arbeit wieder aufgebaut. Es hat Monate gedauert, bis alle Schäden beseitigt waren, aber ich habe gehört, dass man mittlerweile nicht mal mehr kleine Unterschiede zum Zustand vor den Kämpfen erkennen kann.

Nervös beiße ich mir auf die Lippe.

Hogwarts ist wie ein zweites Zuhause für mich, aber nach allem, was letztes Jahr passiert ist, verbinde ich auch viele negative Erinnerungen mit dem Ort, der früher mein liebster Platz auf Erden war. So viele meiner Freunde sind dort gestorben...der Gedanke an alle, die wir verloren haben, treibt mir die Tränen in die Augen und ich muss schlucken. Tonks, Lupin, Fred...und noch so viele mehr!

Okay Stopp! Ich habe mir geschworen, dass meine Rückkehr nach Hogwarts ein fröhlicher Tag werden wird! Das bin ich allen schuldig, die diesen Moment im Gegensatz zu mir nicht mehr erleben können.

Ich versuche, an etwas anderes zu denken, aber es fällt mir unglaublich schwer.

Die erdrückenden Gedanken verfolgen mich schon so lange - und ich weiß, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis ich wirklich über die Verluste hinweg komme. Eventuell werde ich es nie ganz schaffen, aber, auch wenn das ziemlich klischeehaft klingt: Die Zeit heilt wirklich alle Wunden. Oder macht sie zumindest erträglicher.

Ein Geräusch reißt mich aus meiner Versunkenheit.

Ich schaue durch die Tür auf den Gang des Hogwarts Express, aber es ist niemand zu sehen.

Noch etwas, was dieses Jahr anders ist als sonst: Ich sitze allein im Abteil, das "goldene Trio" ist nicht bereits auf der Hinfahrt vereint. Ron und Harry sind bereits in Hogwarts, weil Harry als Held des Krieges ständig von der Presse verfolgt wird. Damit es zu keinen Zwischenfällen kommen konnte, wurde er daher separat nach Hogwarts gebracht und Ron hat ihn begleitet, zusammen mit Ginny.

Ich selbst wollte allerdings lieber mit dem Zug fahren. Ein letztes Mal im Hogwarts Express sitzen, dieses Gefühl wollte ich um nichts in der Welt verpassen.

Ich lehne mich gegen die Kopfstütze meines Sitzes.

Neben den gemischten Gefühlen gegenüber unserem letzten Schuljahr bin ich auch nervös, weil ich bald zum ersten Mal seit längerer Zeit auf Ron treffen werde. Nach der Schlacht um Hogwarts haben wir einige Dates gehabt, aber...ja.

Irgendwie hat es sich nicht so entwickelt, wie ich es mir erhofft hatte. Woran es lag, kann ich nicht sagen. Vielleicht hatten wir einfach nur zu wenig Zeit für uns, weil auch wir monatelang ständig von der Presse belagert wurden. Mittlerweile hat sich das Interesse der Reporter an mir und Ron abgekühlt, Merlin sei Dank, nur der arme Harry wird noch von ihnen verfolgt.

„Puh", ich wische mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, und denke an mein letztes Treffen mit Ron, das vor einem Monat stattfand. Damals hatten wir uns in einem kleinen, versteckten Pub in der Winkelgasse getroffen, um mal wieder ungestört Zeit verbringen zu können.

Und der Abend war auch wirklich schön, nur...ich weiß auch nicht! Bei der Verabschiedung waren wir beide irgendwie verlegen, keiner wusste, wie er sich benehmen soll. Ich habe Ron angesehen, dass er überlegt hat, mich zu küssen, aber am Ende hat er nur ein „Tschüss" genuschelt, mich umarmt und ist verschwunden.

Bei Merlins Bart, ich weiß doch auch nicht, was das jetzt zwischen uns ist! Ich mag ihn sehr, er ist nun mal einer meiner beiden besten Freunde. Vielleicht ist das das Problem? Vielleicht haben wir Angst, dass unsere Freundschaft kaputt gehen könnte, wenn das mit uns nicht klappt?

Frustriert trete ich gegen den gegenüberliegenden Sitz.

Ich weiß, dass ich mit Ron sprechen muss, wenn ich in Hogwarts ankomme, und mir graut schon davor. Ich weiß doch selbst nicht, was ich will! Ich mag ihn, sogar sehr, aber ist das wirklich...Liebe?

Meine sonstigen Erfahrungen mit Männern belaufen sich nur auf ein paar Treffen mit Viktor Krum, die wirklich nichts Ernstes waren. Ich habe deshalb keine Ahnung, ob das, was Ron und ich haben, wirklich DAS ist. Die große Liebe. Woher weiß man das? Und sind Zweifel daran, ob er der Richtige ist, nicht schon ein Beweis dafür, dass er es nicht ist?

"Kling".

Da, schon wieder ein Geräusch!

Aber ich kann immer noch nicht lokalisieren, wo es herkommt oder von wem es ausgehen könnte. Genervt schiebe ich die Tür meines Abteils zur Seite. Ich hoffe, es ist nichts Wichtiges, ich möchte diese allerletzte Fahrt nach Hogwarts möglichst ohne Zwischenfälle genießen können! Bei diesem Gedanken muss ich über mich selbst lachen. Die bisherige Fahrt war alles andere als ein Genuss, aber da bin ich selbst dran schuld. Warum muss ich auch immer so viel über alles nachgrübeln!

Im Gang schaue ich mich um. Auf den ersten Blick ist niemand zu sehen.

Da mich mittlerweile die Neugier gepackt hat, gehe ich ein paar Schritte weiter. Als ich kurz vor dem nächsten Abteil bin, höre ich das Geräusch wieder, diesmal lauter: "Klonk".

Dieses Mal bin ich sicher, dass der Lärm aus dem Abteil neben meinem kommt. Wer auch immer da drin sitzt, er wird sich wünschen, mit dem Blödsinn aufgehört zu haben, denn mittlerweile bin ich wirklich etwas sauer über die Störung.

Ohne erstmal in den Sitzbereich zu schauen öffne ich die Tür mit Schwung und sage genervt: "Was zur Hölle ist hier los? Das kann..."

Mitten im Satz breche ich ab. Ich kann nicht fassen, wer da vor mir sitzt.

"Malfoy?!?"

Er grinst mich mit seinem typischen arroganten Gesichtsausdruck an.

In diesem Moment hätte mir klar werden können, dass dieses Jahr das Verrückteste von allen werden würde. Ihr fragt euch, wie das sein kann, nun da Voldemort für immer besiegt ist? Tja, es hatte alles mit einem gewissen blonden Slytherin zu tun...

Every Blonde needs a BrunetteWhere stories live. Discover now