Aschenflug (Adel Tawil)

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Der Absturz naht, ich kann es spüren. Und ich kann nichts anderes tun, als mir dabei zuzuschauen und abzuwarten, bis ich aufpralle.

Kann ich nicht oder will ich nicht?

Ich will nicht nicht wollen. Ich will nicht so kalt sein. Ich will nicht immer aufgeben wollen.
Und trotzdem mache ich es immer wieder.

Aber diese schiere Verzweiflung gepaart mit der absoluten Teilnahmslosigkeit lässt mich erstarren. Und ich schaue dem Flugzeug, das sich Leben nennt, beim Absturz zu und manchmal hoffe ich, dass ich es überlebe.

Doch meistens hoffe ich, dass es endlich vorbei ist und ich nicht mehr kämpfen muss. Was geht nur in mir vor, dass mir der Freitod immer logischer erscheint?

Die ständigen Nächte, die ich schlaflos vor mich hin starrend verbringe.

Die ganzen Tage, die ich alleine und betrunken verbringe.

Die ganze Zeit, die erbarmungslos vorbeirauscht.

Die vielen Gedanken, die ich an den Tod verschwende, obwohl ich doch am Leben bin.

All das erscheint mir so falsch und gleichzeitig so richtig.

Vielleicht ist das ja der Sinn, nach dem ich immer gesucht habe.

Vielleicht ist der Sinn des Lebens, dass es keinen gibt.

Vielleicht bin ich nur deswegen immer so müde, weil es längst Zeit für mich ist, die letzte Reise in den ewigen Schlaf anzutreten.

Und vielleicht finde ich im Tod meinen lang ersehnten Frieden.

Ich glaube, es ist an der Zeit, mir einzugestehen, dass ich machtlos gegenüber meinen Gedanken bin.

Es ist an der Zeit, loszulassen.

Es ist an der Zeit, frei zu sein.

GedankenrauschWhere stories live. Discover now