Space Oddity (David Bowie)

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Ich glaube nicht an Zufälle.
Ich glaube daran, dass alles einen Grund hat.
Und dass alles einer höheren Macht unterliegt, die wir nicht begreifen können.

Seit der 6. Klasse war Frau K., eine meiner Lehrerinnen, meine Bezugsperson. Und fast wie eine Mutter angesichts meiner doch sehr instabilen familiären Lage. Ich habe sie schlichtweg vergöttert; sie war mein Anker und immer für mich da.
Auch während meiner Zeit in der Psychiatrie schrieb sie mir einen Brief und unterstützte mich.
Circa ein Jahr später berichtete sie mir dann vom Suizid eines Freundes, den ich dort kennengelernt hatte. Und es stellte sich heraus, dass Dieser ihr Patensohn war und seine Mutter eine gute Freundin von Ihr. Insgesamt ist Pauls Familie schon sehr lange mit der von Frau K. befreundet und Beide sind Teil eines Orchesters, mit dem ich mit einem Chor auftreten durfte und welches mir schon immer unglaublich viel bedeutet hat.
Seit Pauls Suizid und auch erst auf Anraten von Frau K. pflege ich Kontakt zu seiner Mutter und das gibt mir jeden Tag von neuem Kraft, nicht aufzugeben.
Zufall? Schicksal.

Gestern war ich an Pauls Grab und habe mit ihm geredet. Ich werde auf dem Friedhof vermutlich immer für verrückt gehalten, weil ich allem Anschein nach stundenlang mit einem Grabstein spreche. Aber ich rede mit Paul und ich bin mir sicher, er hört zu.
Gestern war ein bewölkter und düsterer Tag, aber als ich dort stand und ihm von einem Streit berichtete, den ich kürzlich hatte, und wie schlecht ich mich deswegen fühle, da riss die Wolkendecke auf und die Sonne strahlte in ihrer ganzen Pracht hernieder und erleuchtete die Grabstelle gleißend hell. Und als ein Windhauch mir in den Nacken fuhr schloss ich die Augen und spürte Pauls Anwesenheit. Es kam mir vor als stünde er neben mir, würde seine Hand auf meine Schulter legen und mir so sagen, dass alles gut werden würde.
Zufall? Schicksal.

Ich bin heute auf dem Weg nach Nürnberg. Ich habe dort einen Vorstellungstermin im Klinikum für einen stationären Aufenthalt in der psychiatrischen Abteilung. Nach einer Odyssee von Ärzten, Terminen, Absagen hoffe ich, dort endlich einen Neuanfang starten zu können. Vor zwei Tagen habe ich David Bowies 'Space Oddity' für mich entdeckt - ein so fantastisches und tiefgründiges Lied. Vielleicht war Bowie high als er es schrieb. Vielleicht hat er aber auch einfach eine Antwort auf die Sehnsucht des Menschen nach der Unendlichkeit gesucht.
Ich bin also auf dem Weg nach Nürnberg. Ängstlich, angespannt. Ich habe das Gefühl, dass dies mein letzter Versuch sein wird, Hilfe zu ersuchen; ich wurde schon so oft abgewiesen, noch einmal verkrafte ich das nicht. Und dann kommt dieses Lied im Radio. Space Oddity. Und ich muss lächeln. Bowie steht mir bei und wartet in der unendlichen Weite des Universums auf mich. Sitzt mit seiner Gitarre auf einem Planeten. Und hat die Antwort auf die menschliche Sehnsucht wohl gefunden.
Schicksal.

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GedankenrauschWhere stories live. Discover now