Allein, Allein (Polarkreis 18)

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Scherzhaft habe ich dieses Lied schon so oft gesungen.

Ernsthaft betrachtet bin ich aber erst jetzt wirklich allein.

Ich hatte nie viele Freunde, war nie eines dieser beliebten Mädchen, mit denen jeder befreundet sein wollte. Ich war das Mädchen, das den 'coolen' nachgerannt ist, vollkommen eingenommen von deren scheinbarer Überlegenheit. Ich wollte immer dazugehören und doch tat ich es nie wirklich.

So bis zur 9. Klasse hatte ich drei beste Freundinnen, wir haben nebeneinander gesessen, beieinander übernachtet, eben alles zusammen gemacht. Irgendwann ging das dann auseinander.
Danach liefen meine Freundschaften immer gleich ab: Ich war dem/der anderen nie so wichtig wie er/sie mir. Diese ewigen einseitigen Freundschaften haben mich belastet, ich habe mich ständig wie ein Außenseiter gefühlt. Und mich letzten Endes dann auch so benommen.

Ich bin mir dessen bewusst, dass meine Gefühle viel intensiver sind, als die eines durchschnittlichen Menschen. Vermutlich deswegen habe ich mir diese ganzen verebbten Freundschaften so zu Herzen genommen. Ich habe ständig versucht, jemanden zu finden, dem ich das Wichtigste bin, denn meine Freunde standen für mich immer an erster Stelle.

Doch wenn ich bemerkte, dass meine viel zu intensiven Gefühle nicht erwidert wurden, flippte ich aus. Ich beendete die Freundschaften, meldete mich nicht mehr, und das alles nur, weil ich das Gefühl hatte, jedem egal zu sein. Und dieses Gefühl, das war schmerzhafter als jede Verletzung, die ich mir zufügen konnte.

Ich kann es bis heute nicht erklären, warum ich immer wieder Freundschaften kaputt machte. Ich weiß nur, dass ich inzwischen alleine dastehe. Meine letzten Schulkollegen studieren jetzt alle über das Land verteilt und es besteht einfach kein Kontakt mehr. Die einzigen Kontakte, die ich noch habe, sind sporadisch zu zwei ehemaligen Lehrerinnen, einer Freundin, die ich vielleicht einmal im Jahr sehe und zu einer Tumblr-Gruppe - per WhatsApp. Somit beschränken sich ein Großteil meiner Freundschaften auf das Internet. Traurig, aber wahr.

Hätte ich diese paar Menschen nicht, hätte ich gar niemanden mehr. So habe ich wenigstens noch einen kleinen Teil meines sozialen Lebens erhalten... Wenn auch nur online.

Aber offline, wenn ich mich jetzt umschaue - bin ich allein.

Allein, allein. Allein, allein.

GedankenrauschWhere stories live. Discover now