"Warst du schon drinnen?", knurrte ich.

"Woher weißt du, dass ich hier bin?", verschränkte er seine Arme.

"Warst du schon drinnen?", wiederholte ich mich.

"Juckt-"

"Tristan Lange", rief ein Beamter nach ihm.

"Zu spät", murmelte er und lief auf den Beamten zu.

Aus Reflex packte ich ihn am Arm, zog ihn voller Kraft hinter mich und lief selbst auf den Beamten zu.

"Hiermit möchte ich gestehen, dass ich der Anführer von Sightless bin", beichtete ich, sobald ich vor dem Beamten stand.

Belustigt sah er mich an.

Dachte er etwa ich mache Witze?

"Sie meinen es Ernst?", hob er beide Augenbrauen und sah abwechselnd von mir zu Tristan. "Alle beide, rein."

-

"Und?", fragte Mario ungeduldig, sobald wir uns ins Auto begaben.

"Wir kooperieren von nun an mit der Polizei", seufzte ich.

"Und müssen Sozialstunden leisten", legte sich Tristan auf die Rückbank und schloss die Augen. "Wenigstens keine Geldstrafe. Hätte schlimmeres erwartet, da wir ebenfalls Sachbeschädigung begangen haben. Der Staat übernimmt die Kosten, dafür haben sie alle Informationen von uns bekommen. Freitag ist der erste Einsatz mit ihnen."

"Wärst du nicht so dickköpfig, dann hättest du keine Sozialstunden bekommen", zischte ich.

Genervt öffnete er seine Augen.

"Sei froh, dass dein Vater von alldem nichts mitkriegt", zeigte er mir den Mittelfinger und schloss wieder die Augen.

Es ist alles viel besser gelaufen als gedacht. Wir haben die Anderen nicht verraten. Wie haben keine Geldstrafe bekommen- die ich eh nicht zahlen konnte und alles wird eventuell sein Ende finden.

Doch wieso hat uns die Polizei noch verschont? Es müssten viel härtere Maßnahmen auf uns zukommen.

"Ich habe einmal ein Auto zerkratzt und musste wegen einem Zeugen, das Ganze bezahlen. Killian hat einen verdammten Seitenspiegel zerschlagen und muss gar nichts bezahlen? Wo bleibt die Gerechtigkeit?", bog Mario nach rechts ab und blieb vor unserer Schule stehen.

"Wir sind immer noch als Anonym in den Daten. Jeder der eine Anzeige gegen Unbekannt gemacht hat, wird nie erfahren, dass wir es waren", setzte sich Tristan auf, als er merkte, dass das Auto nicht mehr fuhr. "Wieso sind wir in der Schule?"

"Weil es eine Schulpflicht gibt", murmelte er.

"Für uns aber nicht. Wir sind schon achtzehn. Killian, wieso gehen wir eigentlich noch in die Schule?", stützte sich Tris an den beiden Vordersitzen ab und streckte seinen Kopf zu uns.

"Damit wir etwas ins Köpfchen bekommen", sagte ich ironisch.

"Damit ihr am Ende so endet, wie Onkel Mario", lächelte Mario stolz.

"Nein, danke. Dann verzichte ich lieber auf die Schule", grinste Tris, verzog sich wieder auf seinen Platz und stieg dann aus. Ich auch.

Tris liebte heimlich die Schule, gab es jedoch nie zu und musste zu seinem Image stehen- seiner Meinung nach. Seit er einmal in der siebten Klasse sitzen geblieben ist, hat er sich geschworen, nie wieder sitzen zu bleiben und lernt seitdem auch wirklich für die Klausuren. Zu seinem Glück bin ich dann in der achten Klasse sitzen geblieben und wir waren wieder vereint.

KillianWhere stories live. Discover now