Kapitel 54

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Megan's Sicht

"Wie zur Hölle kann er verschwinden?", hob er die Hände in die Luft. "Ach Zolli, ich hätte wirklich dein Genital abschneiden sollen", murmelte er noch dazu.

"Von wo soll- Seit wann hast du eine Narbe an der Augenbraue?", sah Kill verwirrt auf Tris' Augenbraue.

"Das fällt dir erst jetzt auf?", murmelte dieser genervt. "Hast du es vergessen? Platzwunde?", half er ihm weiter.

Ich hatte es auch nie bemerkt. Wie konnte ich Verletzungen immer übersehen?

"Stimmt. Deine Worte lassen dein Äußeres gar nicht wahrnehmen", seufzte Killian.

"War das gerade eine Beleidigung?"

"Ja. Du hast eine große Klappe", meinte Killian. "Wir schweifen vom Thema ab", schüttelte er seinen Kopf und biss sich kurz auf die Unterlippe.

Er hatte mich immer noch nicht bemerkt. Und Tristan hatte mich wohl vergessen.

"Ich habe lange überlegt und bin zu einem Entschluss gekommen", fuhr er sich- wie so oft- verzweifelt durch die Haare.

Entschluss?

Tristan sah das wohl als Signal. Er wusste das Killian etwas geplant hatte, dass eventuell nicht gut ausgehen konnte. Doch für wen würde es nicht gut ausgehen?

Tristan zog seine Augenbrauen zusammen, während ich aufstand und mich ihnen näherte.

"Entschluss?", hakte Tris nach.

"Ich... Ich kann einfach nicht mit der Angst Leben, dass ihr etwas zustoßen könnte. Er will sie verletzen und ich könnte mir das niemals verzeihen, wenn er es auch wirklich schaffen würde. Ich-", harsch wurde er von Tris unterbrochen.

"Du, was?", zischte er und war kurz davor die Kontrolle zu verlieren.

Wusste Tris etwa worauf er hinaus wollte? Natürlich wusste er das, wieso sonst sollte er so reagieren?

Killian verlor jegliche Anspannung, die er vor nicht einmal paar Sekunden noch hatte. Fast so, als hätte Tris gerade einen Schalter in ihm umgelegt und ihn emotionslos gemacht.

"Ich werde zur Polizei gehen. Alles erzählen. Und das alleine", sagte Killian dennoch ruhig.

Ich riss meine Augen auf.

Das konnte er doch nicht machen.

"Das wirst du nicht tun!", ballte Tris seine rechte Hand zur Faust. "Du willst aufgeben! Du bringst dich selbst in Schwierigkeiten! Ihr ist doch nichts passiert! Das alles hier kann doch nicht umsonst sein!"

"Ich bringe das zu Ende, was wir angefangen haben", murmelte Killian.

"Du sagst es. Wir! Wir haben damit angefangen und wir werden es zu Ende bringen! Nicht du alleine!", schubste er Killian und ging drohend auf ihn zu.

"Fass mich nicht an", schloss Killian seine Augen, um die Ruhe zu bewahren.

Provozierend schubste Tris ihn nochmal, sodass er paar Schritte zurück stolperte.

"Du bist so ein Feigling!", spuckte Tris auf den Gang.

"Es geht verdammt nochmal nicht nur um Megan! Siehst du es denn nicht? Solange es wir hinauszögern, desto mehr Freiraum hat er. Ich sollte schon viel früher zur Polizei!", schmiss Killian seinen Rucksack auf den Boden, während ich den Streit von der Seite aus beobachtete.

Sein Rucksack flog direkt vor meine Füße. Eine Zeit lang sah ich diesen nur an.

"Du wirst alles verlieren, Kill", flüsterte Tris. "Du wirst deine Freunde verlieren. Du wirst mich verlieren. Und du wirst sie verlieren", sah Tris ihn flehend an und die Wut verblasste wie von selbst. "Wenn du ein Ende haben willst, lass mich es machen. Ich gehe zur Polizei."

KillianWhere stories live. Discover now