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"Di Angelo, wenn das so weiter geht, bleibt mir bald nichts anderes übrig, als dich zu feuern. Diese Designs sehen genauso aus, wie die der letzten Session."
Mir war mehr als bewusst, dass meine Entwürfe nichts Neues waren. Um ehrlich zu sein, waren es sogar alte Entwürfe. Nur hatte ich in letzter Zeit überhaupt keine Inspiration für neue oder andere Dinge.
"Ich weiß, Ma'am. Ich kann Ihnen auch nicht sagen, was los ist. Mir fällt einfach nichts ein, es tut mir leid."
Mit der Hand fuhr ich mir verzweifelt durch die länger gewordenen Haare.
Sie seufzte und stützte ihren Kopf in ihre Hände, ehe sie weiter sprach.
"Ich gebe dir noch eine Woche. Hier ganz in der Nähe ist eine Universität. Welche, wie du weißt, auch Reyna besucht. Vielleicht können dir die Studenten die benötigte Inspiration liefern. Du hast diese letzte Chance, vermassel sie nicht."
Ich bedankte mich und machte mich dann auf den Weg zu einem meiner Zeichen-Orte. Einem kleinen verfallenen Gebäude am Stadtrand, zu dem ein kleiner wunderschöner, wenn auch verwilderter, Garten gehörte. Auch jetzt im Winter wirkte es hier surreal. Ich ließ mich auf die niedrige Steinbank nieder. Sie färbte sich bereits grünlich vom Moosbefall. In dieser kleinen ganz privaten Idylle hatte ich meistens die besten Einfälle. Also steckte ich meine Kopfhörer ein, startete ein x-beliebiges, von über 3000 Liedern und setzte den Stift auf das Papier.
Am Ende des Tages hatte ich mehrere detailgetreue Zeichnungen des Gartens, doch kein neues Design, das ich meiner Chefin hätte anbieten können.
Die Tage strichen dahin, meine Entwürfe wurden nicht besser und ich ging der Universität, sowie den meisten Menschen (ausgenommen Lieferdienste) aus dem Weg, verschanzte mich in meiner Wohnung oder in dem kleinen Garten. Am fünften Tag, als mir die Zeit quasi davon lief, hielt ich die Idee, den Campus doch einmal aufzusuchen, nicht mehr für ganz so doof, es konnte ja nun wirklich nicht schaden. Auf meinem Weg dorthin machte ich einen Abstecher zum Bäcker. Gestärkt durch die Apfeltasche betrat ich das Gelände. Es war großteils leer. Hier und da wuchs ein kahler Baum und die Parkbänke hatten auch schon bessere Tage gesehen. Vereinzelt standen kleine Grüppchen herum, die -wie ich vermutete- ihre Vorlesungen schwänzten und lieber eine mit ihren Freunden rauchten.
Ich ließ mich unter einem Baum ins Gras fallen und zog meinen Block hervor, um nicht erst danach kramen zu müssen, wenn mir eine Idee kam.
Tatsächlich zeichnete ich kurz darauf einen schlichten Anzug, für den ich einen grauen Stoff vor sah, der Schattierungen aufzeigte, so als bestünde der Anzug aus Rauch.
Ein Schatten fiel auf mein Blatt, doch ich sah nicht auf, da es mir egal war, wer da stand.
"Hey.", sprach mich eine weibliche Stimme an.
Ein Mädchen also.
Ich antwortete nicht.
"Was machst du da?", wollte sie wissen.
"Arbeiten.", erwiderte ich in der Hoffnung, dass sie mich jetzt in Ruhe ließ.
"Cool, also bist du Künstler."
Zu früh gefreut...
"Designer.", grummelte ich.
"Wie cool!", cool schien ihr Lieblingswort zu sein, "Entwirfst du etwas für mich?"
Das war der Moment in dem ich zum ersten mal den Blick hob und sie von oben bis unten musterte. Sie war schlank, etwa eins siebzig groß, hatte schwarze glatte Haare und einen gebräunten Teint. Sie war schön... für ein Mädchen.
Ihre Kleidung kam mir bekannt vor.
"Du trägst doch bereits meine Entwürfe.", meinte ich und wandte mich wieder meiner Zeichnung zu.
"Du arbeitest für Ramirez?", fragte das Mädchen aufgeregt.
"Wenn du nicht bald die Klappe hälst, nicht mehr lange."
"Was soll das heißen?"
"Das soll heißen, wenn ich in zwei Tagen keine fünf neuen Designs zusammen habe, bin ich gefeuert.", erklärte ich leise.
"Oh, das tut mir leid. Ich muss auch los. Man sieht sich, Süßer.", damit schloss sie sich den beiden an die bereits an uns vorbei gegangen waren an. Einem braunhaarigen Mädchen, welches ebenfalls hübsch war, und einem blonden Jungen, dem ich wahrscheinlich ziemlich offensichtlich hinterher sah. Seine Winterklamotten ließen seine Figur nur erahnen, doch die Frisur ließ einen Surferboy vermuten. Seine blonden widerspenstig aussehenden Haare schickten mir ein Lächeln über die Lippen. Als er sich zu dem schwarzhaarigen Mädchen drehte, musste ich trocken schlucken. Sein Profil war meiner Meinung nach atemberaubend schön. Er war alles was mir an Inspiration fehlte. Die Outfit-Ideen flogen nur so auf mich zu.
Hastig blätterte ich meine mittlerweile fertige Skizze um und zeichnete eine neue Kombination, inspiriert durch die Surfer-Figur und den blonden Haaren des Jungen. Noch mit Stift und Papier in der Hand lief ich zu meiner Wohnung.

Bis tief in der Nacht hinein hatte ich gezeichnet. Irgendwann war ich wohl über meiner Zeichnung eingeschlafen, da mich mein Wecker gegen 8 Uhr morgens weckte und mir eine der Zeichnungen an der Wange klebte.
Etwas aufgeregt sprang ich unter die Dusche, zog mich an und sammelte meine Werke in einer Mappe ein.
Mit der Mappe rannte ich einmal quer durch die Stadt zu dem Haus der Familie meiner besten Freundin.
Nach dem dritten Mal Sturmklingeln machte Reyna endlich die Tür auf.
"Nico, was ist los?", fragte sie, als sie sah wie hibbelig ich war.
Ich drückte ihr nur meine Mappe in die Hand und wartete ab.
Sie öffnete sie zögerlich und betrachtete die ersten drei Bilder.
"Die sind unglaublich. Aber wie hast du die so schnell zusammen bekommen?"
"Ich hab meine Inspiration gefunden. Seit dem... Ich saß die ganze Nacht daran... Bin dann auch darauf eingepennt.", erzählte ich.
"Komm erstmal rein. Willst du 'nen Kaffee? Ach, was frag ich noch, natürlich willst du Kaffee.", redete sie, während ich ihr nach drinnen folgte und die Tür hinter mir zu zog.
Wir ließen uns an Reynas Küchentisch nieder. Sie schob mir, ganz in meine Zeichnungen vertieft, eine Tasse und die Kaffeekanne zu.
"Was lässt dich so zeichnen, Nico?", wollte sie dann wissen.
"Nicht was. Wer.", berichtigte ich.
"Okay, dann wer?"
"Wenn ich das nur wüsste, Reyna.", verzweifelt vergrub ich meine Hände in meinen Haaren.
"Beschreib ihn mir."
"Er ist blond, etwa deine Größe, hat ein süßes und zugleich heißes Lächeln... Das bringt dir doch nichts."
"Könntest du ihn zeichnen?", schlug sie vor und hielt mir schon ein Stück Papier entgegen.
Nach kurzem überlegen nickte ich.
Ich nahm das Stück Papier von ihr entgegen und kritzelte solange darauf herum bis es dem Jungen einigermaßen ähnlich sah. Wirklich zufrieden war ich nicht damit.

 Wirklich zufrieden war ich nicht damit

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"Das ist Will Solace.", platzte es aus meiner besten Freundin heraus.
"Du kennst ihn?", ich spürte, wie Hoffnung in mir aufkeimte.
"Ja, er studiert Medizin. Er soll wohl der Beste in seinen Kursen sein. Ich mag ihn... Naja, die drei Worte, die wir gewechselt haben."
"Bist du sicher, das er es ist?", hakte ich nach.
Das Mädchen schnappte sich ihr Handy und öffnete eine Seite auf Instagram.
"Ist er das?", sie hielt mir ein Bild hin, auf dem der Junge im Profil zu sehen war.
"Ja, definitiv."
william.slc
Diesen Namen merkte ich mir und bat Reyna ihrer Mutter meine Entwürfe zu bringen, da ich es an diesem Tagwohl nicht mehr auf die Reihe bekommen würde.

Zuhause schaltete ich meinen Computer ein. Nebenbei entstand noch ein Design von einem extravaganten Rock. Als mein Rechner dann endlich so weit war, dass ich ins Internet kam, loggte ich mich bei Instagram ein und suchte nach meiner Inspiration.
Seine Seite bestand aus Bildern von bunten Landschaften, von Freunden und sehr wenigen von ihm selbst. Was mich ziemlich frustriert auf seufzen ließ. Ich drückte trotzdem auf »Abonnieren«, da mir die paar Bilder schon genügten und ich keine weiteren verpassen wollte.
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1. Juli 2017
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Also hallo erstmal
Schön, dass ihr es hier her gefunden habt
Es gibt ein kleines... (ach was sag ich da) großes Problem mit den folgenden Kapiteln... Wattpad hat sie genialer Weise gelöscht 😒...
Naja, ich hab jetzt zu tun das wieder gerade zu biegen
🤦🤗

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Überarbeitung 3.12.18

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