《25》

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Langsam drehte ich mich um und stand einem fremden Mann gegenüber. Er war blond, mit hochgegelten Haaren und dazu babyblauen Augen. Sein Gesicht war ründlich und sein Lächeln so freundlich, dass man meinen könnte, die Pistole in seiner Hand war nur ein mieser Traum.

"Wer zur Hölle sind Sie?"

Ich wagte es nicht, mich zu bewegen. Wer wusste, was genau er als Aufforderung sah, mir eine Kugel zu opfern.

"Wie unhöflich von mir mich noch nicht vorgestellt zu haben. Entschuldigen Sie bitte. Mein Name lautet Karmer. Caleb Karmer."

Er zwinkerte mir spielerisch zu machte eine kleine Verbeugung. Es fehlte nur noch ein Zylinder und ein Anzug statt der stinknormalen Jeans, dem stinknormalen Pullover und der stinknormalen Jacke und ich könnte glatt eine reife Show als Mary in Downton Abbey hinlegen.

"Karmer, wie Karma?"

Dass jemand eine Pistole auf mich richtete, war schon schlimm genug. Mein Blick glitt hin und her, mein Körper war bis zur letzten Sehne angespannt. Er musste nur leicht seinen Finger bewegen und schon war es aus. Aber das Karma sich jetzt höchst persönlich darum kümmern sollte, hielt ich für einen schlechten Scherz des Schicksals.

"Finden Sie das etwa lustig? Nicht jeder kann Alicia heißen."

Ich unterdrückte mein abstruses Verlangen, laut aufzulachen, schüttelte wild mit den Kopf und stotterte etwas unverständliches vor mich hin.

Ein kleiner Rat von mir: Verärgert niemals den Typen mit der Pistole.

Der Blonde seufzte leise und setzte sich dann hin.

"Hören Sie auf so dämlich herumzustottern. Das hält ja kein Mensch aus." Er machte mit seiner freien Hand eine kleine Bewegung in Richtung des Sitzes vor ihm. "Setzen Sie sich."

In meinen Gedanken spielte ich gerade ein umwerfendes Szenario durch, indem ich ihm einfach den Mittelfinger zeige, mich mit einem Salto in der Luft nähere, ihm die Pistole aus der Hand schlage und dann lächelnd und mit der Waffe in der Hand ein Glas einbreche, ehe ich auf dramatische Weise runterspringe und am Gerüst Halt finde und runtergleite - nur leider konnte ich keinen Salto, also tat ich einfach das, was er verlangte.

Eine Weile sahen wir uns nur gegenseitig an. Abwartend, als würden wir einen stillen Kampf in unseren Gedanken ausfechten, indem ich doch Salto schlagen konnte, da lud er sie. Und dieses kleine Geräusch hallte lauter durch den Raum, als sogar meine verzweifelten Gedanken in diesem Moment.

"Sie müssen atmen. "

Ich bemerkte erst jetzt, dass ich die Luft angehalten habe und atme wieder japsend ein. Meine Hände waren ganz schwitzen, weswegen ich sie mir einfach an meinem Kleid abwischte.

"Sie würden niemals abdrücken."

Keine Ahnung, woher ich den plötzlichen Mut - oder Leichtsinn - herbekam, aber ich fühlte mich eingeengt und verspürte wirklich keine große Lust, gerade so zu sterben.

"Seien Sie sich da nicht so sicher. Sie wären nicht die erste Person, für dessen Tod ich verantwortlich bin - und auch nicht die letzte. Denn wissen Sie," Er beugte sich leicht vor und senkte seine Stimme verschwörerisch, "Ich liebe dieses Machtgefühl, wenn man für einen minimalen Moment selbst zu Gott wird. Wenn man über Tod und Leben entscheiden kann und viel mehr ist, als ein primitives Lebewesen, was anderen gleich gestellt wird. Ich liebe es, wenn für einen kurzen Moment die Zeit stehen bleibt, ich sehen kann, wie trotz all der vielen Bemühungen die Seele langsam den Körper verlässt und nichts als eine leere, bedeutungslose Hülle zurückbleibt. Es gibt nichts schöneres, als in die Augen eines Toten zu gucken. Soll ich es Ihnen zeigen? Ich mache jedes Mal als Andenken ein Selfie."

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