《24》

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"Fühlst du dich eigentlich mal einsam?"

"Steh auf!"

Ich brummte nur unruhig vor mich hin und vergrub mein Gesicht nur tiefer im Kissen.

"Alicia? Hörst du mir überhaupt zu?"

Tyson begann an meiner Decke rum zu zerren, doch ich warf mein Bein einfach drüber, dass ich es wie einen Teddy umschloss.

"Nein. Geh weg."

Irgendwo hinten in meinen Gedanken stellte sich mir die Frage, wie er es in meine Wohnung geschafft hat, aber es war eh egal.

Ich habe mein Appartement seit fünf Tagen nicht verlassen - und ich würde auch nicht jetzt damit aufhören. Nur hier war ich sicher.

Schon die Rückreise war eigenartig gewesen. Irgendwie haben es die meisten geschafft, betrunken zu werden - mich eingeschlossen -, sodass ich das als Ausrede für meine miese Laune nehmen konnte. Doch ich konnte trotzdem seine Blicke auf mir spüren. Jedes Mal, wenn ich die Augen zu tat, sah ich sein hässliches Lächeln vor mir. Seine Worte schallten plötzlich voller Verachtung durch meinen Kopf und das einzige, was half, nicht verrückt zu werden, war meine tägliche Dosis Scrubs.

Ich wurde schon langsam abhängig.

"Das werde ich bestimmt nicht! Ich bin dein Freund und Freunde lassen nicht zu, dass man sich stinkend und faul in seiner Wohnung versteckt." Meine Finger krallten sich in die Decke und ich öffnete unfreiwillig einen Spalt breit meine Augen. Das Licht war schon viel zu grell, um Morgen sein zu können. "Schau, ich weiß, dass du sauer auf Hunter bist. Er ist ein Arsch. Aber nur weil ihr euch nicht geküsst habt, heißt das doch ni-"

Ich packte mein Kissen und schmiss es ihm voller Kraft ins Gesicht. Diesen Namen wollte ich gerade als letztes hören.

"Ich will nichts davon hören!"

Anders als erwartet warf Ty mir das Kissen nicht wütend zurück, sondern fing breit und zufrieden zu grinsen an.

"Wenigstens hast du es schon mal geschafft, dich aufzusetzen."

Als ich verstand, dass er das nur allzu gut geplant hat, konnte ich ein Lächeln nicht länger unterdrücken. So eine Wirkung hatte er schon immer auf mich gehabt.

Ich wollte mich wieder zurücklegen, aber Ty kam mir zuvor und schnappte sich gleich noch die Decke.

"Okay, okay. Ich habe schon verstanden, du Nervensäge", gab ich schließlich widerwillig nach und stieg aus meinem Bett.

Ich dehnte meinen Rücken kurz durch und schlurfte dann an ihm vorbei in meine Küche.

"Willst du auch mit frühstücken?", fragte ich über meine Schulter hinweg und zog die Milch aus meinem Kühlschrank.

"Es ist 13 Uhr."

"Also nicht, schon verstanden."

Ich nahm trotzdem noch ein zweites Glas aus dem Schrank und schenkte ihm ebenso Milch ein.

"Bitte sehr."

Er beobachtete mich nippend, als ich kurz aus dem Zimmer zur Haustür ging und mit einem riesen Geschenkekorb zurückkam. Seine Augen weiteten sich zu UFOs, als ich den Zettel, der da noch dran befestigt war, rauszog und ohne ihn anzusehen, zerriss und wegwarf.

Ich wusste, von wem er war. Und konnte erahnen, was drinnen stand.

"Hast du einen heimlichen Verehrer, oder was?"

Dark SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt