《10》

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"Er nahm sein Schicksal selbst in die Hand."

Am nächsten Morgen wurde ich durch den leichten Geruch von Teig geweckt.

Verschlafen streckte ich mich und gähnte leise, ehe ich mich nur langsam an die Geschehnisse von gestern erinnerte und dann nachdenklich an die Decke starrte.

Was hatte ich bloß getan? War ich wirklich schon so müde gewesen, dass ich so leichtsinnig war und einem Treffen mit Hunter zu stimmte? Auch wenn es nur ein "Geschäftsmeeting" war.

Und Tyson...wir hatten schon lange nicht mehr miteinander gesprochen. Und ich hatte mir unsere Versöhnung auch etwas anders vorgestellt.

Ein leises Seufzen entkam mir, bevor ich mich einfach langsam aufrichtete.

Es hatte ja doch keinen Sinn, mir darüber den Kopf zu zerbrechen.

Ich fuhr mir nur einmal kurz durchs Haar und tapste dann leise in die Küche.

Tyson stand in meiner kleinen Küche und schien etwas in der Pfanne zu machen.

Als ich neben ihm stand, konnte ich sehen, dass es sich hierbei um Pancakes handelte und schon ging es mir beträchtlich besser.

"Du solltest öfter betrunken vor meiner Tür auftauchen. Wenn ich dann jede Früh Pancakes kriege. "

Mit einer schwachen Kopie meines eigenen Grinsen guckte er zu mir runter, bevor er leise seufzte und dann wieder zurück in die Pfanne sah.

"Es tut mir wirklich leid, Al. Ich hatte...einen schweren Abend", versuchte er sich zu erklären, aber ich wollte das nicht hören.

Tyson griff seit ich ihn kenne gern zur Flasche. Eine Zeit lang war es schrecklich gewesen. Und wenn ich ehrlich zu gab, hatte ich gehofft, er hatte diese Zeit hinter sich gelassen.

"Lass es gut sein, Ty. Ich kann es mir denken", murmelte ich nur und griff dann neben ihm in den Schrank, um eine große Tasse raus zu holen.

"Kaffee?"

Ein kleines Nicken seinerseits ließ mich eine weitere holen, bevor ich Wasser heiß aufkochte.

"Hast du mir vergeben?", fragte er plötzlich frei heraus und legte den letzten Pancake auf einen der zwei Teller, ehe er mich eindringlich einsah.

Etwas verwirrt konnte ich seinen Blick nur erwidern, bis ich langsam verstand.

Er konnte sich nicht erinnern. Aber die Tatsache, dass er trotz Filmriss wusste, dass er sich wohl entschuldigen wollte, ließ vermuten, dass er es auch schon im nüchternen Zustand vorgehabt hatte.

"Natürlich. Ich könnte dir eh nicht mehr lange böse sein", gab ich lächelnd zu und nahm dann schließlich, als ich endlich fertig war, beide Tassen und trug sie zum Tisch.

Ty stellte je einen Teller daneben und ließ sich dann vor mir auf den Stuhl nieder.

Während Tyson schon mit einem breiten und zufriedenen Lächeln zu essen anfing, überkamen mich plötzlich Schuldgefühle.

Ich handelte hinter seinem Rücken, ohne dass er es wollte. Wir hatten sonst nie Geheimnisse voreinander, aber etwas war da.

Irgendetwas verheimlichte er mir, etwas was so groß war, dass ich deutlich spüren konnte, wie sich ein immer größer werdender Abgrund zwischen uns drängte.

Und Hunter war die Freikarte zu meinem besten Freund zurück.

Ich würde einen einzigen Abend mit ihm verbringen und schon hatte er keinen Grund mehr, in meiner Nähe zu verweilen.

Dark SoulWhere stories live. Discover now