《13》

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"Pass auf dich auf."

"Was?", fragte ich komplett verwirrt.

Hunter hätte mir gar nicht auftragen müssen, mich nicht zu bewegen.

Mein Körper war ganz von alleine vor Angst erstarrt.

Was war hier bitte plötzlich los?

Ich konnte sehen, wie Hunter stur gerade aussah und mich gar nicht mehr beachtete.

Wie er da vor mir saß, sein Blick dunkel, jeder Muskel in seinem Körper zum Kampf bereit, bemerkte ich zum ersten Mal an diesem Abend, wer das eigentlich wirklich vor mir war.

Hunter Wyler. Ein kalter Todesengel, der mich wenn er wollen würde, mit einer winzigen Berührung zerstören könnte.

Doch ich schien für diesen Moment gerade nicht sein Opfer zu sein. Wohl eher etwas - oder besser gesagt jemand -, der sich am anderen Ende des Brunnens zu befinden schien.

Die plötzliche Stille war erdrückend und wurde nur durch das viel zu laute Klopfen meines Herzens erfüllt.

Nur kurz verlagerte Hunter sein Gewicht, als erneut dieses mörderische Geräusch erklang und endlich wusste ich, um was es sich dabei handelte.

Schüsse. Es wurde wirklich auf uns geschossen.

Adrenalin pumpte urplötzlich durch meine Venen und ich konnte das kribbelnde Gefühl bis in meine Zehen runter spüren. Ich fühlte mich wie in irgendeinem schlechten Krimi, nur dass das die bittere Realität war.

Das hier war kein dämliches Buch.

Wenn uns hier eine Kugel treffen würde, war es endgültig vorbei mit uns beiden.

Atmen. Ich muss atmen. Ein. Aus. Atmen.

Fragen über Fragen schossen mir durch den Kopf.

Wer schoss auf uns, warum genau hier, wo uns doch jeder hören und sogleich die Polizei alarmiert werden könnte und zu welchem Zweck?

Doch nur eine blieb fest in meinen Gedanken verankert.

Was zur Hölle sollten wir jetzt tun?!

"H-Hunter...", stammelte ich, wobei meine Stimme jedoch nur noch ein angespannter Hauch von nichts war.

Aber Hunter schien mich so oder so zu verstehen.

Er nahm meine Hand fest in seine, drückte so fest zu, dass ich mir beinahe einbilden konnte, sie knacken zu hören.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich zu zittern angefangen hatte, bis es meine Hand durch den schweren Griff nicht mehr konnte.

"Dreh nicht durch", flüsterte er leise, unterbrach das verherrende Schweigen vor dem Sturm.

Und ich versuchte es. Ich versuchte es wirklich.

Aber mein Körper gehorchte mir einfach nicht. Ich hatte vergessen, wie man richtig atmete, wie man sich bewegte, wie man diese fesselnden Ketten der Angst um einen herum lösen konnte.

Beinahe hätte ich das für irgendeinen schlechten Alptraum halten können, doch der drückende Schmerz in meiner Hand hielt mich bitter im Hier und Jetzt fest.

"Hör mir gut zu", wisperte er, als wüsste er genau, was in mir vorging.

Seine Augen waren immer noch unergründlich in die Dunkelheit gerichtet, verborgen durch das leise rauschende Wasser des Brunnens.

"Wir schaffen das schon. Irgendwie."

Ich hörte ihn kurz tief einatmen, was mir zum ersten Mal zeigte, dass wohl auch er nicht genau wusste, was er tun sollte.

Dark SoulWhere stories live. Discover now