twenty five

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*4 Wochen später*

„Tammy ich brauche deine Hilfe.", ich bin keine zehn Minuten in meinem Büro, als Harry durch die Glastür kommt, welche die beiden Räume trennt. Ich folge ihm in sein Büro, dort sitzt er schon an seinem Schreibtisch, sieht mich müde an. Er deutet mir an, zu ihm zu kommen, also gehe ich um den großen Tisch herum. Zuerst will ich mir einen der Stühle an der Wand holen, doch Harry zieht mich auf seinen Schoß, bevor ich dazu komme. Er legt seine Arme um meinen Bauch, drückt mich an sich.

„Harry!", hallt dann eine Stimme durch die Räume, bevor jemand die Türe öffnet. Tyler kommt mit einer Safttüte in der Hand ins das Büro. Sofort will ich von Harrys Schoß aufstehen, doch er hält mich weiterhin fest. „Hallo Harrys Freundin.", sagt der kleine Junge als er die Tür geschlossen hat und vor dem Schreibtisch steht. „Hallo Tyler.", ich lächle ihn an, während Harry ihn nur beobachtet.

„Harry.", sagt er und stellt seinen Saft auf die Tischplatte bevor er seine Arme verschränkt. „Ich habe Hunger und die Frau da draußen hat gesagt, ich soll nachher wieder kommen.", schmollend stellt er sich auf seine Zehenspitzen um etwas zu trinken, ohne seinen Saft nehme zu müssen. „Buddy, es ist zu früh, es gibt noch nichts. Die müssen auch erst was machen.", erklärt Harry, malt währenddessen kleine Muster auf meinen Oberschenkel.

„Ich hab aber jetzt Hunger.", genervt stampft der braunhaarige auf den Boden, bevor er sich beleidigt auf den Sessel setzt. „Du hast doch gerade erst gefrühstückt, wie kannst du schon wieder Hunger haben?", Harry lehnt sich nach hinten, sodass ich etwas mehr gegen seine Brust falle. „Mama sagt, ich wachse. Das ist ganz normal, dass ich Hunger habe.", Tyler rollt mit den Augen und fast fange ich an zu lachen. „Ich geh weiter arbeiten, viel Spaß dir.", sage ich und will erneut aufstehen. Auch dieses Mal werde ich von Harry aufgehalten, der sein Kinn anhebt und einen Kuss auf meine Wange drückt. „Igitt.", kommt es von Tyler, der noch immer beleidigt in dem viel zu großen Ledersessel sitzt.

Mit einem Lächeln gehe ich wieder in mein Büro und bearbeite die eingegangenen E-Mails. Die, von denen ich denke, dass sie wichtig sind und Harry etwas damit anfangen kann, leite ich direkt an ihn weiter, der Rest bleibt in meinem Ordner. Anfangs habe ich fast alles an ihn weitergeleitet, da ich nicht wusste, was jetzt wirklich wichtig ist und was nicht und ich Angst hatte etwas falsches zu ignorieren. Harry aber hatte gesagt, dass es schon in Ordnung wäre, wenn wirklich etwas wichtiges dabei wäre und es ihn durch mich nicht erreicht, dann würde er es schon irgendwie anders mitbekommen.

Eine halbe Stunde später klopft es erneut an der Glastür, Tyler kommt mit einem schüchternen Lächeln herein und schließt die Tür hinter sich, durch die dann kurz darauf Harry kommt. „Kannst du ganz kurz auf ihn aufpassen, damit er mir nicht das ganze Büro auseinander nimmt?", Harry steht hinter seinem Neffen, wodurch er noch größer wirkt, als er ohnehin schon ist. „Ja klar.", sage ich, ich werde das schon hinbekommen. „Danke Baby.", er grinst mich an, seine Grübchen zeichnen sich tief in seinen Wangen ab und auch ich muss Lächeln. Der Spitzname, den er mir gegeben hat, beschert mir eine Gänsehaut und ich werde mit Glücksgefühlen überhäuft. „Und du benimmst dich.", er wuschelt Tyler durch die Haare, der nur nickt und dann auf mich zu kommt.

„Was machst du da?", fragt er als er neben mir steht. Harry hat sich mit einem erneuten „Danke.", verabschiedet und Tyler und ich sind jetzt alleine hier. „Ich muss E-Mails anschauen und sie an Harry weiterleiten.", sage ich ihm, wobei ich bezweifle, dass er irgendwas versteht. „Darf ich zu schauen?", mit großen grünen Augen sieht er mich an und als ich nicke, versucht er auf meinen Schoß zu krabbeln. Ich hebe ihn hoch und er lehnt sich an mich, als wir gemeinsam die Nachrichten anschauen.

„Wenn ich mal groß bin, werde ich genau so was wie Harry.", verkündet Tyler dann, nachdem er zum wiederholten male auf die Enter-Taste drückt. Wir haben uns darauf geeinigt, dass er die Nachrichten schlussendlich abschickt und jedes Mal wenn das kleine Feld mit dem grünen Haken erscheint, freut er sich weil er mitgeholfen hat. „Tammy magst du Onkel Harry?", fragt er dann plötzlich und dreht sich leicht auf meinen Schoß. „Ja Tyler, ich mag ihn.", gebe ich zu. „So richtig? So wie meine Mama mein Papa?", mit großen Augen schaut er mich an. „Vielleicht nicht ganz so, aber ich mag ihn, sehr.", antworte ich ihm. Er gibt sich mit dieser Antwort zufrieden und dreht sich wieder um, um auf den Bildschirm zu schauen.

Irgendwann spüre ich, wie Tyler sich immer mehr gegen mich lehnt und sein Kopf immer wieder nach unten fällt. „Bist du müde?", frage ich ihn, worauf er nur nickt und sich auf die Seite dreht. „Möchtest du dich auf das Sofa legen?", ich will schon fast mit ihm im Arm aufstehen, als er den Kopf schüttelt und sich an mir festkrallt. „So bleiben.", murmelt er und schließt erneut seine Augen. Hier sitze ich also, mit einem vierjährigen Jungen in meinen Armen, der sich an mir festhält.

Als Harry zwanzig Minuten später in mein Büro kommt, schläft Tyler schon fest. Meine Arbeit bis jetzt, habe ich abgeschlossen und warte eigentlich nur darauf, dass Harry mit etwas neues bringt. Seine Augen leuchten auf, als er Tyler auf meinem Schoß schlafend sieht. Vorsichtig nimmt er ihn von mir, Tyler kuschelt sich direkt an Harry, legt seinen Kopf in dessen Halsbeuge und schläft einfach weiter. „Danke.", flüstert Harry, beugt sich leicht zu mir um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben und trägt Tyler dann in sein Büro. Kurz darauf kommt er wieder, lässt die Türe einen Spalt offen und kommt auf mich zu. „War alles in Ordnung?", er stellt sich hinter mich und legt seine Hände auf meine Schultern. „Ja, er war super.", antworte ich, schließe meine Augen als Harry anfängt meine Schultern zu massieren.

„Wo warst du?", frage ich ihn, lasse mich gegen die Stuhllehne sinken. „Meeting.", antwortet er. „Erinnerst du dich an das erste, bei dem du dabei warst?", fragt er und ich nicke. „Die waren nicht mit deiner Entscheidung zufrieden.", er lacht leicht und auch ich muss leicht lachen. „Geht's dir gut?", frage ich, weil wir heute noch nicht die Möglichkeit hatten, richtig zu reden. „Ja, ja mir geht's gut.", er beugt sich zu mir, verteilt Küsse auf meiner Wange und meiner Schläfe, bevor ich meinen Kopf zu ihm drehe und er mich richtig Küsst. „Würdest du heute Abend zu mir kommen? Mit deiner Tasche?", er legt seine Brust auf meiner Schulter ab, seine Arme hängen vor mir nach unten und ich spüre seinen Atem an meinem Hals. „Harry...", murmele ich, in den letzten zwei Wochen kam dieses Thema immer wieder auf. „Tammy bitte. Ich mag es nicht, meine Freundin immer von ihrem besten Freund abholen und sie auch wieder dorthin bringen zu müssen.", er atmet leicht genervt aus.

Auch in den letzten Wochen hat sich das Verhältnis zu meinen Eltern nicht gebessert und ich wohne noch immer bei Marc. Harry gefällt das nicht, das hat er mir auch immer wieder gesagt und dass er will, dass ich zu ihm komme, in seine Wohnung. Wir sind nichts offizielles, weder er hat mich gefragt, noch habe ich ihn gefragt ob wir jetzt Freund und Freundin sind, ob wir uns als Pärchen sehen oder ob wir nur normale Freunde sind. Wobei normal nicht auf uns zutrifft. Wir küssen uns, wir küssen uns viel und wir verhalten uns wie ein Pärchen. Dass er jetzt gerade gesagt hat, „Meine Freundin", wirft mich etwas aus der Bahn und ich weiß nicht, wie ich das jetzt deuten soll.

„Deine Freundin?", frage ich deshalb, spiele mit seinen Fingern und streiche über seine Hände. „Meine Freundin.", antwortet er, worauf ein weiterer Kuss folgt.

Memories | H.S.Where stories live. Discover now