fourteen

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"Ich fahr dich jetzt nach Hause.", bestimmt Harry dann, worauf ich schnell meinen Kopf schüttele. "Tammy. Du kannst nicht arbeiten wenn du krank bist.", Harry atmet hörbar aus, verschränkt die Arme vor der Brust und durchbohrt mich mit seinem Blick. "Erzähl das mal meinem Vater.", murmele ich, hoffe dass er es nicht gehört hat und ziehe die Decke weiter über mich. "Dann bring ich dich zu mir, aber du solltest nicht hierbleiben, am Ende ist dann die ganze Firma krank.", er lacht, doch an seinem Ton merkt man auch, dass er es ernst meint. Obwohl ich nicht allzu begeistert bin, zu meinem Chef nach Hause zu gehen, sage ich nichts. Alles ist besser als zu Hause meinem Vater zu begegnen und einen Vortrag zu bekommen, dass es nicht in Ordnung ist, von der Arbeit wegzubleiben wegen einer kleinen Erkältung.

Fragende Blicke verfolgen uns als wir durch den Eingangsbereich zu Harrys Auto gehen. Seinen Arm hat er um meine Schultern gelegt, hält in der anderen Hand meine Tasche und seine Schlüssel. Normalerweise würde ich mich jetzt von ihm entfernen aber das Schwindelgefühl und die Übelkeit unterdrücken diesen Drang und ich lehne mich nur noch mehr an ihn, halte meinen Kopf gesenkt. Ich habe das Gefühl als würden meine Beine jeden Moment nachgeben und ich Kontakt mit dem Schneematsch bedeckten Boden machen werde.

Die Autofahrt verläuft ruhig, es wird kaum gesprochen und ich bin kurz vorm einschlafen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Harry immer wieder zu mir herübersieht, sich dann aber gleich wieder auf die Straße konzentriert. Als ich das nächste Mal meine Augen öffne, stehe wir in einer Tiefgarage und Harry neben mir, die Beifahrertür schon geöffnet. Langsam steige ich aus, halte mich an ihm fest, da ich meinen Beinen noch immer nicht vertraue. Schon der Aufzug, der uns nach oben bringen soll, sieht teuer aus und ich frage mich wie seine Wohnung aussehen wird. Gegen alle meine Erwartungen, sehen wir direkt in seine Wohnung als die Türen sich öffnen. Natürlich wohnt er in einem Penthouse, wieso habe ich etwas anderes erwartet.

Harry nimmt mit meine Jacke ab und ich stelle meine Schuhe neben seinen ab. Die Wohnung ist sauber und ordentlich, fast schon zu ordentlich. Es sieht so aus als würde hier niemand wohnen. "Normalerweise ist es hier nicht so aufgeräumt, also gewöhn dich nicht daran.", lacht er als wir das Wohnzimmer betreten. "Also falls du öfters herkommen solltest.", ergänzt er, "Falls etwas wegen der Firma ansteht oder so, als nicht einfach so.", stottert er weiter und meine Mundwinkel zucken nach oben, worauf seine Wangen ein leichtes Rosa annehmen.

"Ich schlage vor du bleibst hier, legst dich hin und machst es dir gemütlich und ich werde schauen ob ich was zu Essen finde.", wechselt er schnell das Thema und deutet auf das große graue Sofa das mittem im Raum steht. Bevor er geht reicht er mir noch eine Decke und lächelt mich ein weiteres Mal an. Wie er gesagt hat, setze ich mich auf das Sofa, lege mich allerdings nicht hin. Ich sehe mich im Wohnzimmer um. Die eine Seite des Raumes besteht nur aus Fenstern und dahinter sehe ich einen kleinen Balkon. Die Wand daneben ist mit einer Kombination aus Schrankwand und Bücherregal verziert. Überall hängen und stehen, genauso wie in seinem Büro Bilder und zu meiner Überraschung steht in einer Ecke des Raumes ein kleiner Basketballständer mit Ball und eine Kiste mit Spielsachen. Auf einem der Schubladen steht mit großen, bunten und schiefen Buchstaben "TYLER" und daneben viele Sticker. Vermutlich hat sich sein Neffe hier eingerichtet und ich muss lächeln bei der Tatsache, dass obwohl es so gar nicht zu der restlichen Einrichtung passt, Harry das alles trotzdem so offen hier stehen hat.

Letztendlich lege ich mich dann doch hin, ziehe die schwere Decke über mich, finde allerdings keine bequeme Position. Meine Bluse zieht und spannt und meine Jeans ist auch zu eng um gemütlich da zu liegen. Allerdings möchte ich Harry auch nicht fragen ob ich mir ein Tshirt von ihm leihen kann, deswegen setze ich mich einfach wieder gerade hin und lehne mich nach hinten. Ich schließe die Augen und versuche das Dröhnen in meinem Kopf auszuschalten, als sie die Kissen neben mir senken. "Möchtest du etwas essen?", Harrys Stimme ist leise, als hätte er Angst mich zu erschrecken. Langsam schüttele ich den Kopf, drücke meine Augen zusammen und öffne sie dann langsam wieder. "Kopfschmerztablette und vielleicht etwas bequemeres zum anziehen?", schlägt er dann vor, worauf ich nicke und ein leises "ja bitte", murmele.

Keine fünf Minuten später kommt Harry zurück mit einem schwarzen Tshirt und einer grauen Jogginghose. "Wird dir sicher nicht passen aber das geht schon.", er selbst ist jetzt auch in einer Stoffhose und hat nur noch ein Tshirt an, komplett das Gegenteil wie ich ihn sonst immer sehe. Auf den Tisch stellt er ein Glas mit Wasser und daneben eine Tablette, dann dreht er sich um und sagt im gehen, dass das Badezimmer den Gang runter ganz hinten rechts ist. Mit den Klamotten in der Hand verschwinde ich also im Bad und ziehe mich um. Als ich mich im Spiegel ansehe fange ich fast an zu lachen, da ich einfach nur bescheuert aussehe. Das Tshirt spannt obenrum etwas, hängt sonst aber wie ein nasser Lappen an mir herunter und die Jogginghose ist ungefähr drei Meter zu lang. Auch im Badezimmer ist wieder eine Schublade auf der Tyler steht.

In Harrys Klamotten gehe ich schließlich wieder ins Wohnzimmer zurück, da er aber dort nicht ist, gehe ich durch die selbe Tür durch die er vorher auch gegangen ist. Harry sitzt am Küchentisch, hat seinen Kopf in seine Hände gestützt. Seine Haare hängen ihm über die Stirn und als ich näher an den Tisch trete und er mich bemerkt, sieht er mich mit roten, nassen und geschwollenen Augen an.

Memories | H.S.Where stories live. Discover now