Kapitel 1

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Hast du Geschwister? Frage ich ihn, als wir gemeinsam auf seiner Couch liegen und ich mich an ihn gekuschelt habe. Ich liebe es in seiner Nähe zu sein, dann fühle ich mich immer so pudelwohl.

Ja, einen großen und einen kleinen Bruder. Kaum, dass er diese Worte ausgesprochen hat, sehe ich sofort wie seine Augen anfangen zu strahlen, wenn er von seiner Familie spricht.

Du liebst deine Familie sehr. Sage ich zu ihm und lächle ihn liebevoll an.

Ja, das tue ich. Aber du liebst deine Familie doch auch sehr. Ja, sie sind die wichtigsten Menschen in meinem Leben und bedeuten für mich alles.

Ja, sie sind für mich alles. Sage ich und ein Lächeln legt sich auf meine Lippen.

Hast du denn auch Geschwister? Fragt er mich und schenkt mir sein schönstes Lächeln.

Ja, einen großen Bruder. Sage ich und denke sofort an meinen großen Bruder, der mich immer zum Lachen bringt, wenn ich traurig bin.

Ich liebe es, wenn du lächelst. Weiß er eigentlich wie süß er ist. Ich glaub nicht.

Ich liebe dich. Sage ich zu ihm und lächle ihn an.

Ich liebe dich auch. Und schon spüre ich seine Lippen auf meinen.

"Schwesterherz", werde ich plötzlich angesprochen und ich schaue verwirrt auf.

"Ist alles in Ordnung?" Fragt mich mein Bruder und schaut mich besorgt an.

Ich hasse es, wenn er mich so anschaut und das tut er schon seit 3 Jahren. Seit 3 Ganzen Jahren.

"Ja, es ist alles in Ordnung. Ich hatte bloß nicht erwartet, dass du da bist." Oh man. Warum kommen denn die Erinnerung an IHN plötzlich wieder? Ich hatte sie doch so gut wie möglich verdrängt, aber anscheinend nicht gut genug.

"Hast du etwa gedacht, dass ich noch beim Training bin? Du weißt doch ganz genau, dass ich mit der Erste bin, der den Trainingsplatz verlässt." Eigentlich weiß ich das, großer Bruder, aber heute nicht. Also sei nicht sauer.

"Ja, ich weiß", erwidere ich und schaue zu ihm auf.

"Hast du schon was gegessen?" Fragt mich mein Bruder.

"Nein, habe ich noch nicht", antworte ich und schaue ihn verwundert an.

Will er etwa kochen?! Da esse ich lieber gar nichts, als von meinem eigenen Bruder vergiftet zu werden. Jeder. Wirklich jeder flüchtet, wenn mein Bruder ankündigt zu kochen. Naja. Ich kann es nachvollziehen. Ich war damals sein Versuchskaninchen und habe mich 2 Tage lang übergeben. 2 ganze Tage. Und das nur wegen Spagetti Bolognese. Das muss man sich erst einmal vorstellen.

"Gut, das Essen kommt sofort", flötet er erfreut und verschwindet aus dem Wohnzimmer, um wenig später mit einer Tüte wiederzukommen.

"Was ist das?" Frage ich ihn und schaue ihn sowohl neugierig als auch verwirrt an. Versteh einmal meinen Bruder. Denn ich tu‘ es in diesem Moment nicht.

Wollte er mir nicht gerade etwas zu essen machen? Jetzt kapier ich gerade gar nichts mehr.

"Das gab es heute bei uns zum Mittag und da ich ja weiß, dass du Nudeln und vor allem Lasagne über alles liebst, habe ich dir etwas mitgebracht", antwortet mein Bruder und reicht mir die Tüte.

Ich kenne jemand, der die beste Lasagne gemacht hat, die es überhaupt gibt und die ich jemals in meinem Leben gegessen habe. Aber ER hat mich verletzt und ist auf meinen Gefühlen herum getrampelt.

Was riecht hier denn so lecker? Frage ich ihn, als ich die Küche betrete und lächelnd auf ihn zu gehe.

Ich. Antwortet er mir grinsend und legt seine Arme um mein Becken.

Ich weiß, dass du sehr, sehr gut riechst. Aber jetzt sei doch mal ehrlich. Was duftet denn so gut? Sage ich lächelnd, während ich weiter den Duft in mich einsauge.

Dein Lieblingsessen. Stimmt. Ich liebe dieses italienische Essen.

Setz dich schon mal. Sagt er zu mir und wenig später steht ein Teller Lasagne vor mir.

Wow. Das ist die beste Lasagne, die ich je in meinem Leben gegessen habe. Sage ich zu ihm und lächle ihn liebevoll an, nachdem ich ein Stück dieses italienischen Essens probiert habe.

Ich hatte schon Angst, dass sie dir nicht schmecken würde. Erwidert mein Freund daraufhin und lächelt mich glücklich an.

Und wenn, dann hätte ich sie auch gegessen, weil du die Lasagne aus Liebe gemacht hast. Sage ich zu ihm lächelnd.

Eigentlich sollte ich ihn vergessen. Eigentlich hatte ich ihn die letzten 3 Jahre vergessen. Aber warum kommen heute diese Erinnerungen wieder auf? Warum? Warum mache ich mir eigentlich Gedanken darüber? Ich werde ihn eh nie wiedersehen. Schließlich lebe ich mit meinem Bruder in Wolfsburg. Also warum mache ich mir Gedanken darüber? Weil er mir immer noch etwas bedeutet.

„Danke, André. Ist die Lasagne noch warm?" Frage ich meinen Bruder und schaue zu ihm auf.

„Ja, ist sie. Also kannst du gleich anfangen zu essen." Zum Glück. Denn wirklich Lust um die Mikrowelle zu bedienen, habe ich nicht wirklich.

Mein Bruder packt mir schließlich die Lasagne aus und überreicht sie mir mit einem breiten Grinsen in der Pappschale.

„Danke," bedanke ich mich bei ihm und ich rieche den leckeren Duft meines Lieblingsessens.

Wie ich diesen Duft von frischer Lasagne liebe. Hoffentlich schmeckt diese auch so, wie sie riecht.

„Elisabeth, ich muss mit dir nachher über meine Karriere sprechen", sagt André zu mir und ich schaue ihn verwirrt an, während ich meine Gabel in der Pappschale ablege.

Warum will er denn mit mir über seine Karriere sprechen? Will er sie etwa an den Nagel hängen? Nein, das kann nicht sein. Aber was ist es dann? Er ist doch glücklich hier in Wolfsburg. Dachte ich zumindest.

Das erste Rätsel wurde gelöst.

Meinungen?

Gib mir dein Herz zurück ~ Nur diesen einen Augenblick ~ Mario GötzeKde žijí příběhy. Začni objevovat