Kapitel 5

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„Jetzt mach doch nicht so ein Gesicht“, meint mein Bruder zu mir, als wir drei Wochen später im Auto Richtung Dortmund sitzen.

„Wie soll ich denn deiner Meinung nach schauen? Soll ich vor freute hochspringen oder was soll ich machen?“ Frage ich André nicht gerade freundlich und schaue ihn böse an.

„Elisabeth, ich weiß, dass es dir schwerfällt, aber Dortmund ist eine Riesenstadt. Da glaube ich kaum, dass du ihm über den Weg läufst“, antwortet er mir und lächelt mich aufmunternd an.

Der hat leicht reden. Hat er eigentlich einmal daran gedacht, dass vielleicht seine Familie dort noch leben könnte? Außer es hat sich in den letzten 3 Jahren einiges getan. Vielleicht zu viel und ich möchte einfach nur an meinen Erinnerungen festhalten. Ich weiß es einfach nicht. Außerdem weiß André bis heute nicht wer ER ist.

„Soviel ich weiß, wohnt er nicht mehr in Dortmund, aber man weiß ja nie. Schließlich könnte er ja seine Familie besuchen.“ Und du weißt immer noch nicht, dass er Fußballer ist und zu deinen besten Freunden gehört. Denn, wenn du es wüsstest, würde er glaube ich nie wieder einen Fuß auf ein Fußballfeld setzen können.

„Warum machst du dir dann so einen Kopf, Schwesterchen?“ Fragt mich mein Bruder. Woraufhin ich nur mit den Schultern zucke.

Ja, warum eigentlich? Weil mir dieser dunkelblonde, attraktive Mann einfach nicht aus den Kopf geht, seit einem bestimmten Tag.

„Erzähl mir mal etwas über diesen Marco“, fordere ich meinen Bruder auf, sodass ich mir ein genaues Bild über ihn machen kann.

„Hast du ihn nicht gegoogelt?“ Ihn nicht aber einen anderen Typen mit dem ich damals zusammen war. Und warum hatte ich das getan? Um mir zu verdeutlichen, dass er mich schon längst vergessen hatte und ihm die zwei Jahre überhaupt nichts bedeutet hatten.

„Nein, das habe ich nicht. Schließlich spioniere ich keinem Fußballer hinter her. Dir auch nicht, falls du fragst.“ Naja, wenn ich ehrlich war, hatte ich schon einem Fußballer hinter her spioniert, aber davon muss mein Bruder ja nichts wissen und das wird er auch niemals erfahren.

„Was willst du über ihn wissen?“ Fragt er mich und schenkt mir einen kurzen Seitenblick.

„Naja, vielleicht wie er so ist oder wie lange du ihn kennst, was weiß ich. Ich kenne diesen Marco ja nicht. Ich weiß nur, dass du mit ihm befreundet bist“, antworte ich ihm und schaue zu ihm, während er gerade in eine Seitenstraße abbiegt.

„Ich kenne Woody schon einige Jahre, aber frag mich nicht wie lange, aber ich glaube sicherlich schon so lange wie Mario.“ Und schon wieder kommt eine schmerzhafte Erinnerung zum Vorschein und das nur durch einen einzigen Satz.

Ich hätte ja nicht erwartet dich jemals wiederzusehen. Höre ich plötzlich eine Stimme zu mir sagen, die ich irgendwoher kenne, aber zu diesem Augenblick nicht zuordnen kann. Doch als ich mich umdrehe, steht vor mir der heißeste Mann, den es auf der Welt gibt.

Ich halte eigentlich meine Versprechen. Sage ich lächelnd zu ihm, während ich mich an unsere erste Begegnung erinnere. Er hatte mich gefragt, ob wir uns wiedersehen würden, bevor ich in meinen Zug gestiegen war, und ich hatte darauf nur mit einem ‚Vielleicht‘ geantwortet.

Dann verrätst du mir doch sicherlich heute deinen Namen. Dieses Lächeln. Sein Lächeln. Ich konnte in den letzten Wochen an nichts Anderes denken als an ihn und sein Lächeln.

Du hättest meinen Namen letztens schon erfahren, aber du hast ja nicht gefragt. Necke ich ihn mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

Du hättest ihn mir auch einfach verraten können. Meint der dunkelblonde Typ schulterzuckend zu mir.

Ich dachte immer der Mann macht den ersten Schritt. Sage ich und schaue ihm in seine wundervollen braunen Augen, während ich das Gefühl habe, sie würden mich förmlich durchbohren und könnten in mein Innerstes schauen.

Ich bin Mario. Stellt er sich endlich vor und hält mir seine Hand hin, welche ich sofort ergreife.

Elisabeth. Erwidere ich und lächle ihn an.

Wahrscheinlich die Prinzessin höchstpersönlich. Eure königliche Hoheit. Es tut mir schrecklich leid, dass ich Sie nicht sofort erkannt habe. Mario verbeugt sich vor mir und drückt mir einen Kuss auf den Handrücken. Und sofort fängt die Stelle an zu kribbeln, die er gerade mit seinen Lippen berührt hat.

Ich fange nur an zu kichern, während ich ihn anlächle.

„Elisabeth, hörst du mir überhaupt zu?“ Fragt mich André und holt mich somit aus meinen Gedanken.

„Ja, ich hör dir zu.“ Lüge. Lüge. Lüge.

„Dann erzähl mir mal, was ich dir gerade erzählt habe“, fordert er mich auf.

Woher soll ich denn wissen, was er mir erzählt hat. Ich weiß es doch nicht so ein Mist.

„Dass Marco ein ganz netter und zuvorkommender Mann ist?!“ Vielleicht stimmt es ja, aber das bezweifle ich sehr stark.

„Wo bist du nur mit deinen Gedanken, Schwesterherz?“ Bei Mario.

Ich tu‘ einfach so als hätte ich seine Frage nicht gehört. Vielleicht vergisst er sie dann.

„Elisabeth?“ Ich hasse diesen Blick. Jedes Mal habe ich das Gefühl als hätte ich etwas angestellt aber das habe ich ja nicht.

„Ich habe gerade darüber nachgedacht, was uns wohl in unserer neuen Heimat erwartet.“ Lüge. Lüge. Lüge.

„Und was erwartet uns?“ Fragt mich mein Bruder neugierig.

„Wenn ich das nur wüsste“, antworte ich ihm.

Gib mir dein Herz zurück ~ Nur diesen einen Augenblick ~ Mario GötzeKde žijí příběhy. Začni objevovat