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Angelica pov.
Sie waren schnell, was aber nur an ihren Engelsrunen lag. Ich war genauso schnell, wahrscheinlich sogar schneller. Ich hatte erwartet, ihr Weg würde sie zu irgendeinem verlassenen Ort oder einer Bar führen, dort hielten sich Dämonen meist auf, doch stattdessen stand ich nach wenigen Minuten versteckt vor dem Hotel Dumort, das berühmteste Vampirversteck hier in Brooklyn. Vampire, Gott, wie ich sie hasste. Blutsaugende Parasiten, die nie alterten. Nachdem die drei durch einen, ein wenig versteckten, Gang gekrochen waren, um rein zu gelangen, tat ich es ihnen ein wenig wiederwillig nach. Spinnweben, Dreck, Ratten, drei Wörter die diesen tunnelartigen Eingang ins Hotel bestens beschrieben. Wieso tat ich das bloss? Wieso konnten Vampire nicht einfach in einer normalen Umgebung hausen?

Ich hielt mich im Schatten, wenn Dämonen nicht wollten, dass man sie sah, sah man sie auch nicht, wir waren zu gut, der Schatten war unser Element, wir waren selbst Schatten, es schien beinahe, als würden wir mit den Schatten verschmelzen.

"Was haben denn Nephilim in meinem Hotel zu suchen?" Raphael nahm die drei in Empfang. Ich kannte Raphael von Valentine. Ich hatte ihn nie persönlich getroffen, doch Valentine hatte mich gelehrt, dass ein gewisser Raphael Santiago den Vampirclan von Brooklyn leitete und die Tatsache, dass dieser Vampir dieses Hotel als sein Hotel bezeichnet hatte, war für mich Beweis genug, dass es sich tatsächlich um ihn handelte. "Nur Kontrollbesuch.", antwortete Alec ernst. Nur Kontrollbesuch? Wieso zur Hölle hatte Alec mir dann verboten mitzukommen? "Nur ein Kontrollbesuch? Das glaube ich nicht.", erwiderte Raphael, ich auch nicht. Es blieb länger still, bis Alec schliesslich mit der Sprache rausrückte. "Tatsächlich hätte ich da noch eine Frage..." "Sprich, Nephilim." Ich hörte alles, meine Sinne waren ausgeprägt.

Alec zögerte kurz, nahm Raphael dann jedoch zur Seite und sah ihn durchdringend an. "Hast du schon einmal etwas von einem Schattenwesen namens Angelica gehört?" Mein Mund klappte auf. Er hatte gerade eben einen Vampiren gefragt, ob er mich kannte. "Angelica?" "Ja. Braune Haare, grosse, leuchtende, grüne Augen..." "Ich weiss nicht, wie es bei den Werwölfen aussieht oder den Feenwesen, aber von einem Vampiren mit solch einer Beschreibung weiss ich nichts.", murmelte Raphael. Alec nickte leicht und ich glaubte Erleichterung in seinem Gesicht erkannt zu haben. "Und du bist dir wirklich sicher?" "Ja."

Er hatte tatsächlich kein Vertrauen in mich, wieso machte es mich traurig, dass er das vermutete, was die Wahrheit war? Ich schlug wütend gegen die Wand, jedoch nur sehr leicht, sodass niemand mich hörte. Dieser Trottel überprüfte mich bei jedem Schattenwesen-Clan hier. Als nächstes würde er wahrscheinlich zu Luke Garroway rennen und fragen, ob dieser mich kannte. Wütend stampfte ich durch den Gang des Hotels, um zum Ausgang zu gelangen. Ich war wütend, unglaublich wütend, obwohl ich nicht genau wusste wieso. Ich war nicht unauffällig gewesen, es war kein Wunder, dass er sich versuchte nach mir zu erkundigen, dennoch tat ich das, was ich tun musste, um mich abzureagieren.

"Ich hasse Vampire.", knurrte ich wütend, als ich durch einen Gang lief und hörte, wie zwei Vampire sich im nächsten Gang unterhielten. Ich ging auf sie zu und ohne, dass sie noch irgendetwas tun konnten, brach ich den beiden das Genick. "Alec vertraut mir nicht? Zurecht!", knurrte ich und ging weiter. Es war eine lange Zeit vergangen, seit ich jemanden das letzte Mal getötet hatte und es fühlte sich unglaublich an, obwohl es nur jämmerliche Vampire waren. Mundies wären besser gewesen oder Shadowhunter, Unschuldige zu töten war um einiges befriedigender, nicht auszudenken, wie es sich anfühlen würde, jemand so gerechtes zu töten, wie Alec es nun mal war. Ich hatte das Gefühl vermisst und heute brauchte ich mehr davon, wenn ich nicht Alec verletzen wollte, musste ich jemand anderen finden, denn die Wut in mir machte mich gefährlich und der Dämon in mir stärker. Ich konnte schwören, dass meine Augen bereits wieder die schwarze Farbe angenommen hatten. Das Schlimme war, das je mehr meine menschliche Seite jemanden zu mögen begann, desto mehr verlangte die Dämonenseite dessen Blut, dessen Leid, dessen Qual und ich konnte nicht bestreiten, dass selbst heute, wo ich irgendwie ein wenig enttäuscht von Alec war, er mir trotzdem irgendwie wichtig war... jedenfalls für einen Shadowhunter. Oder generell für einen anderen Menschen, mir bedeutete so gut wie niemand etwas. Alec... auf eine verdrehte Art und Weise konnte ich ihn leiden... ein wenig.

Alec pov.
"Denkst du wirklich, Angelica ist ein Schattenwesen?" "Ja... nein, ich weiss es nicht, ich wollte nur sicher gehen. Aber ein Vampir scheint sie ja schon einmal nicht zu sein." Ich war erleichtert, schon einmal eine Kategorie der Schattenwesen fiel weg. Vielleicht waren die winzigen Hinweise darauf, dass sie ein Schattenwesen war eben doch nur Einbildungen gewesen oder Zufälle, doch leider lernte man als Shadowhunter schon ziemlich früh die wichtigste Regel: Einmal ist eine Besonderheit, zweimal ein Zufall, dreimal ein Muster, doch bedenke, es gibt keine Zufälle.

Angie hatte nicht normal reagiert, als wir ihr alles erzählt haben, das war Nummer eins und sie hatte zu grosse Stärke für einen Mundie bewiesen, bei unserem Training, das war Nummer zwei. Nun musste ich nur noch entscheiden, ob es nun Zufälle gab oder nicht.

I'll be good (Alec Lightwood)Where stories live. Discover now