Kapitel 25

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Die Zeit verging wie im Flug und Weihnachten stand vor der Tür.
Es war der berühmte vierundzwanzigste Dezember diesen Jahres und Jason würde zum ersten Mal auf meine Familie und meine Freunde treffen.
Ich war gespannt, was sie von ihm halten würden und hoffte, sie würden ihn akzeptieren.

Es klingelte an der Haustür und gut gelaunt öffnete ich die Tür.
Um diese Uhrzeit war gute Laune bei mir eine Seltenheit, also grenzte dieser Tag an ein Wunder.
"Guten Morgen, mein Schatz," begrüßte mich mein Chef.
Es war die letzten Tage schon komisch gewesen, unsere Beziehung in der Firma geheim zu halten, aber es war besser so.
Kein Händchenhalten, keine Küsse, keine verbotene Blicke.
Ich wollte es so und Jason hielt mir zuliebe den Mund.
Er war einfach perfekt, dachte ich.
Ich gab ihm einen Kuss und begrüßte ihn ebenfalls.
Er wedelte mit einer Tüte Brötchen vor meiner Nase herum und ich folgte ihm in meine Küche.
Ich hatte den Tisch schon gedeckt und natürlich durfte mein geliebter Kaffee nicht fehlen.
Ich liebte meinen Kaffee beinahe so sehr wie Jason, aber auch nur beinahe. An den Mann meiner Träume kam niemand ran, nicht einmal mein Lieblingsschauspieler Orlando Bloom.
Er setzte sich hin und rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum.
War er etwa nervös?
Ich musste grinsen.
Jason Clark der Junior-Chef des riesigen Clark-Verlags war wegen eines Treffens nervös.
Er, der sonst in jeder noch so schwierigen Situation die Ruhe selbst war, fürchtete sich vor meiner Familie. Irgendwie fand ich diese Tatsache süß und so beugte ich mich vor und gab ihm einen weiteren Kuss.
"Nervös?" Ich zog spielerisch eine Augenbraue hoch.
Er sah mich ertappt an und mein Grinsen wurde noch bereiter.
"Ja... Irgendwie habe ich echt Respekt vor deiner Familie."
Auch er musste über seine Worte lächeln.
Ich versuchte ihn aufzuheitern:
"Sie werden dich schon nicht als Weihnachtsbraten in den Kochtopf stecken."
Wir lachten und alberten herum bis es Zeit wurde, den Weihnachtsbaum zu holen.
Jason hatte darauf bestanden, wenigstens den Baum zu spendieren, wenn meine Großmutter schon kochte und so gab ich nach.
Es war zwar ein etwas ungewöhnliches Kennenlerngeschenk, aber immerhin originell.
Ein Strauß Blumen wäre ja auch zu langweilig gewesen.

Wir gingen die Treppe hinunter und Jason griff wie selbstverständlich nach meiner Hand.
Seine Finger waren so schön warm und es fühlte sich gut an.
Leider ließ er mich wieder los, um mir die Tür seines Audi Q siebens aufzuhalten und ich stieg ein.
Er nahm ebenfalls Platz und schon düsten wir die schneebedeckte Straße entlang.
An einem Schild mit der Aufschrift "Weihnachtsbäume zu verkaufen" bogen wir ab und fuhren die aus Schotter bestehende Straße entlang.
An einer kleinen Hütte trafen wir auf einen dicken, alten Mann, der mit uns durch den Schnee stapfte.
Mit meinem langen bechen Wintermandel, den schwarzen, kniehohen Stiefeln und der Bommelmütze sah ich aus wie ein Eskimo, doch Jason schien es nicht zu stören.
Er trug selbst einen dunkelblauen Herrenmantel und sah mit seiner Skimütze ziemlich niedlich aus.
"Ich habe diese Bäume alle selbst gepflanzt und gepflegt.
Gefällt Ihnen denn schon ein Baum."
Der Weihnachtsbaum-Verkäufer fragte uns dies mich gefühlt jedem zweiten Baum und textete uns zu.
Als er sich gerade umgedreht hatte, beugte ich mich zu meinem Boss und flüsterte:
"Kann unser Weihnachtsbaum nicht mal kurz die Klappe halten."
Er grinste mich an und zog mich einfach an sich.
Ich versank in dem schier endlosen Ozean seiner Augen und auch er schien sich in meinem Grün zu verlieren.
Sein Gesicht näherte sich meinem und mein Blick wanderte in freudiger Erwartung zu seinen Lippen.
Mein Herz begann wieder schneller zu schlagen und er grinste.
Obwohl wir nun schon einige Wochen inoffiziell zusammen waren, begann mein Herz bei jedem seiner Annäherungsversuche wie irre zu schlagen.
Unsere Lippen trafen auf einander und ich seufzte vor Erleichterung.
Mir war gar nicht klar gewesen, wie sehr ich mich nach diesem Kuss gesehnt hatte.
Ich öffnete meine Lippen leicht und gewährte Jason Einlass.
Ich hätte noch Stunden so in seinen Armen liegen können, hätte der Weihnachtsbaum sich nicht geräuspert.
Ich verdrehte die Augen und löste mich von Jason.

Irgendwann hatten wir dann auch endlich unseren Baum gefunden und luden ihn auf den Anhänger.
Im Auto wurde mir dann auch wieder warm.
"Amanda hat uns am zweiten Weihnachtstag zu unserem Familienessen eingeladen, aber ich hab' ihr gesagt, dass du wahrscheinlich keine Zeit hast.
Ich wollte dir eine weitere Begegnung mit Charles ersparen."
"Nein. Ist schon okay," ich griff nach seiner Hand auf dem Schaltknüppel,
"Wir gehen da hin.
Du bist ja auch dabei."
Er lächelte mich erleichtert an.
Dieses Essen bedeutete ihm mehr als er zugeben wollte.
Mittlerweile konnte ich besser nachvollziehen, was in ihm vorging und dennoch war er mir manchmal ein Rätsel.
"Danke.
Und wenn mein Onkel dich auch nur falsch anguckt, dann bekommt er's mit mir zu tun."
Dieser Satz rief Erinnerungen in mir wach.
Charles, der mir eine Ohrfeige verpasste und mich an die Wand presste und meine Bluse aufriss.
Und Jason, der wie ein Wirbelsturm in das Zimmer gestürmt kam, Charles von mir wegriss und sich mit ihm einen Faustkampf  lieferte.
Bilder, die ich lieber vergessen hätte. Ich schaute Jason an und war ihm unendlich dankbar, dass er mich gerettet hatte.
"Lynn, was ist los?"
Er sah mich besorgt an.
"Ich liebe dich."
Das war die Wahrheit. Ich liebte ihn  wirklich.
Dieses Gefühl, das ich in seiner Nähe empfand, hätte ich nie für möglich gehalten.
Und was gab es schöneres als Weihnachten,  das Fest der Liebe, mit dem Mann zu verbringen, den man liebte?
Ich konnte mir jedenfalls nichts schöneres vorstellen!
Er sah mich liebevoll an und sagte:
"Ich liebe dich auch, Lynn.
Du bist das Beste, das mir passieren konnte!"
Und so düsten wir die Straßen entlag in Richtung meiner Heimat.
Die Stimmung war ausgelassen und ich fühlte mich in seiner Gesellschaft so wohl als würden wir uns schon seit Jahren kennen.
Und vielleicht war das ja so.
Vielleicht hatte das Schicksal unsere Wege sich überkreuzen lassen, um zwei für einander Bestimmte zusammenzuführen.
Unsere Zukunft lag in den Sternen, doch gerade genügte dieser Moment, um mich glücklich zu machen.

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Pünktlich an Heiligabend habe ich dieses Kapitel als kleines Weihnachtsgeschenk für alle, die meine Geschichte bis hierhin gelesen und das Auf und Ab meiner Charaktere verfolgt haben, verfasst. 🎁
Am ersten und zweiten Weihnachtstag folgen je ein weiteres Kapitel extra, um euch eure Feiertage zu versüßen. ❤Frohe Weihnachten
Wünscht euch
Eure nessy199😘

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