Kapitel 23

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Der Duft von Rührei, frisch aufgebackenen Brötchen und Kaffee stieg mir in die Nase.
Ich lag eingemummt in Jasons Bett.
In dem Bett meines Chefs.
Ich wischte mir den Schlaf aus den Augen und ging die Treppe runter.
Der Schock saß noch tief und ich fühlte mich ziemlich wackelig auf den Beinen.

Ich ließ mich von dem Duft leiten und fand mich vor einer riesigen Küche mit Kochinsel wieder.
Jason stand mit dem Rücken zu mir und rührte in einer Pfanne herum.
Seine Muskeln schienen mich unter seinem Shirt zu necken.
Bei jeder noch so kleinen Bewegung seinerseits zogen diese Muskeln meinen Blick auf sich.
In mir baute sich der Drang auf, ihn anzufassen.
Als hätte er meine Blicke gespürt, drehte er sich um.
"Guten Morgen, Lynn."
Ertappt sah ich ihn an.
"Morgen."
Er kam einen Schritt auf mich zu.
"Ich bin so froh, dass ich noch rechtzeitig da war. Ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn dir etwas zugestoßen wäre..."
Ich legte ihm einen Finger auf den Mund und brachte ihn zum Schweigen.
Woher ich plötzlich den Mut dazu nahm, war mir unklar.
Es musste an der Nachwirkung des Schocks liegen.
Ich verschränkte meine Hände hinter seinem Nacken und sah ihm tief in die Augen.
Nun hatte ich ihm wohl seinen Job geklaut.
Er sah mich wie gebannt an.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und näherte mein Gesicht dem seinen.
Er erwachte aus seiner Trance und zog mich näher an sich und küsste mich.
Seine Zunge bat um Einlass und ich gewährte ihr diesen nur zu gerne.
Unsere Zungen umspielten einander und ich vergaß alles um mich herum, Jason leider auch.
Und so wurden wir von dem Geruch nach Verbranntem aus unserem wahr gewordenen Traum gerissen.
Das Rührei stand in Flammen.
Ich hielt geschockt die Luft an, während mein Chef schnell nach einem Handtuch griff und die Flammen erstickte.
Beinahe hätten wir wegen unserem Kuss wortwörtlich in Flammen gestanden, denn der Herd befand sich genau hinter uns.
Als das Feuer gelöscht war, drehte Jason sich mit ernstem Gesichtsausdruck um.
"Lynn, wir müssen reden."
Solche Worte sagten doch eigentlich nur Leute, die schon lange verheiratet waren und bei denen es nicht mehr rund lief.
Bei Jason und mir traf dies nicht zu, wir waren ja noch nicht einmal zusammen.
Er ergriff meine Hand und zusammen gingen wir in ein Zimmer, das aussah wie ein Büro.
Dieser Mann arbeitete also auch zuhause.
Der Raum war groß und die Wand bestand aus Sandstein, der in allen Gelb-, Gold- und Brauntönen vertreten war.
Ein riesiger Schreibtisch füllte die Mitte des Raumes und an jeder Wand standen Regale mit unzähligen Büchern.
Er führte mich hinter den Schreibtisch und bedeutete mir, mich zu setzten.
Von meinem Platz aus hatte ich einen wundervollen Ausblick auf die auf dem Tisch ausgebreiteten Fotos.
Ich hielt den Atem an.
Die Fotos hatte ich ganz vergessen, nachdem sie gestern über den Boden gesegelt waren.
Ich spürte, wie er sich neben mich auf einen anderen Stuhl setzte.
"Lynn," er sah mich mit diesen eisblauen Augen an,"ich möchte wissen, was vorgefallen ist."
Ich konnte die Sorgen und Ängste, die ich gespürt hatte, nicht länger zurückhalten.
Alles brach sich Bahn.
Der Tag, als Charles mich zum ersten Mal in sein Büro rief.
Die Erpressung.
Meine Angst um Jasons Ruf.
Meine Hilflosigkeit meine Schwester nicht unterstützen zu können.
Der Ekel, den ich empfand, als Charles mich zum ersten Mal küsste.
Und schließlich die versuchte Vergewaltigung.
Irgendwann hatte ich wieder zu weinen begonnen, doch ich hatte es gar nicht bemerkt, bis Jason mir mit einem Taschentuch die Tränen abtupfte.
Er räusperte sich.
"Ich kann nicht glauben, dass du das zugelassen hast. Du hast ein zu großes Herz und ich fühle mich geehrt, dass auch mir eine kleine Ecke davon gehört. Ich liebe dich, Lynn. Ich liebe dich, wie noch nie jemandem vor dir. Mir ist es scheißegal, was die Angestellten denken. Du bist so gut, offenherzig und direkt, dass ich mich von ersten Moment an zusammenreißen musste, um dir nicht zu nahe zu kommen. Doch seit unserer Geschäftsreise kann ich dich nicht mehr alleine lassen. Du hast etwas in mir berührt, das noch nie jemand zuvor berührt hat. Ich weiß nicht, wie ich dich verdient haben soll, doch ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, dass es wehtut und ich werde dich auf ewig beschützen."
Ich war gerührt.
"Jason. So etwas schönes hat noch nie jemand zu mir gesagt. Ich liebe dich!"
Und so sprangen wir auf und küssten uns.
Meine Hände durchwühlten seine Haare, während seine meine Oberschenkel umfassten und mich hochhoben.
Ich schlang meine Beine um ihn und er setzte mich auf dem Schreibtisch ab.
Meine Hände wanderten unter sein Shirt, bis meine Finger die Rundungen seiner Muskeln nachziehen konnten.
Seine Hände wanderten ebenfalls unter mein Hemd, oder eher gesagt sein Hemd, welches er mir gestern gegeben hatte.
Ein Stöhnen entwich meinen Lippen.
Ich wollte diesen Mann.
Wollte ihn wie noch keinen zuvor.
Er grummelte ebenfalls vor sich hin, doch plötzlich unterbrach er den Kuss.
"Lynn. Ich möchte nichts überstürzen. Du bist mir zu wichtig, als dass ich dich durch einen übereilten Moment verletzen wollen würde."
Süß von ihm.
Doch wenn ich jetzt nicht weitergehen würde, würde ich es mich morgen mit Sicherheit nicht mehr trauen.
"Ich will es."
Er sah mir tief in die Augen.
Sein Eisblau war einem verwaschenen Silber gewichen und strahlte eine unbeschreibliche Begierde aus.
Er wollte mich auch.
Leidenschaftlich küsste er mich wieder und hob mich hoch.
Er trug mich ins Schlafzimmer und ich wunderte mich, dass er mich auf dem Weg die Treppe hoch nicht fallen ließ.
Oben angekommen war unserer Begierde keine Grenze gesetzt und wir gaben uns voll und ganz der Leidenschaft hin.
Ich liebte es, wie dieser Mann mir in die Augen sah und mir bis tief in mein Inneres zu schauen schien.
Auch er hatte endlich seine Mauern fallen gelassen und sich mir voll und ganz geöffnet.
Wie lange dieser Moment des Friedens währen würde, wusste ich nicht, doch in diesem Moment wollte ich mich einfach fallen lassen, an nichts anderes denken, einfach ich selbst sein.
Ich wünschte mir, dieser Tag würde nie zu Ende gehen, doch wie jeder Tag endete auch dieses Wunder und nach den Wolken kam der Regen.

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Hey, Leute.
Danke an alle , die meine Story nach mittlerweile 23 Kapiteln immer noch lesen. 😘
Was haltet ihr von diesem Kapitel?🙃
Und keine Angst, dies war noch nicht das Ende, denn ihre Liebe wird noch auf eine harte Probe gestellt.
Wie es weitergeht, werdet ihr nächste Woche lesen können, natürlich nur, wenn ihr wollt.😑
Viele liebe Grüße
Eure nessy199 ❤️😘

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