Kapitel 5

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Gerade wollte ich Jason für den Kaffee und seine Putzaktion danken, da spürte ich plötzlich heißen Atem in meinem Nacken. Automatisch verkrampften sich meine Muskeln, als hätten sie schon bevor ich ihn sah gespürt, dass es das Ekelpaket war.
"Ach, Liebes, was machen sie denn hier? Suchen sie mich?" Er lächelte mich schleimig an. Igitt wenn er so lächelte erinnerte er mich an eine Mischung aus einer missratenen Schlange und einem verkrüppelten Frosch, der einem jeden Moment ins Gesicht springen könnte. Er stand so nah hinter mir, dass ich die Wärme, die er ausstrahlte, spüren konnte. Ich bekam eine Gänsehaut, allerdings war mir weder kalt, noch fand ich seine Stimme so zauberhaft, dass es die Reaktion meines Körpers rechtfertigen könnte. Es waren schlicht und ergreifend Ekel und Furcht die mir diese Gänsehaut verpassten. Ich verzog meine Miene, atmete tief durch, hob den Blick und drehte mich um.
"Guten Tag, Herr Clark. Ich bin heute für die Getränke zuständig. Warum sollte ich sie suchen?" Das kam mir leider etwas spitzer über die Lippen, als beabsichtigt. Lynn er ist immer noch einer deiner Chefs, du musst freundlich sein.
"Na weil alle mich suchen. Alle Frauen wollen etwas von mir und sie würde ich mit Sicherheit nicht von der Bettkante stoßen."
Igitt! Ein Würgereiz überkam mich und ich musste meinen Ärger hinunterschlucken. Dieses arrogante Arschloch, woher nahm er sich nur die Frechheit mich so ordinär anzumachen! Ruhig Lynn, ganz ruhig. Das ist nur ein notgeiler alter Sack, der anscheinend unter chronischer Untervöglung litt. Sollte er sich doch in das nächste Puff verpissen.
Dennoch antwortete ich ruhig und durch zusammengebissene Zähne.
"Danke für das Angebot, aber ich verzichte liebend gern. Sie sind mir dann doch etwas zu alt." Und zu ekelhaft, führte ich den Satz in Gedanken zu Ende.
"Was? Warum denn nicht? Ich bin doch ein attraktiver Mann im besten Alter."
Dieser Kerl brachte mich noch dazu aus dem nächstbesten Fenster zu springen! Ehe ich noch etwas erwidern konnte, trat Jason vor. Er hatte uns offensichtlich die ganze Zeit beobachtet und stellte sich nun schützend vor mich. "Charles! Lass sie in Ruhe. Merkst du nicht, dass sie nichts mit dir anfangen wird. Sie ist nicht wie die anderen!" Welche anderen?
Er trat einen weiteren Schritt vor und stand nun direkt vor Charles. Ich an Ekelpakets Stelle hätte mir, wenn Jasons Blick an mich gerichtet wäre, definitiv in die Hose gemacht. Wie schnell seine Stimmung doch umschlagen konnte. Seine Kälte machte mir Angst. Was wenn an den Gerüchten mehr dran war, als ich dachte?
"Wenn du ihr auch nur zu nahe kommst, bekommst du's mit mir zu tun!"
Moment drohte Jason gerade seinem eigenen Onkel?! Okay, das war jetzt definitiv unerwartet. Es sah aus, als wollten sich die beiden Männer jeden Moment an die Gurgel gehen, als Mandy hereingeeilt, oder besser hereingestöckelt, kam und das Autorenehepaar ankündigte. Zu meinem Leidwesen legte sie sich auch heute nicht auf die Fresse.
Charles und Jason begrüßen die beiden und auch ich reichte ihnen die Hand. Kurz bevor sie Platz nahmen und ich mich zum Getränkewagen aufmachte, ging Jason ziemlich dicht an mir vorbei und sah mich entschuldigend an.
Ich lehnte mich zu ihm hinüber und konnte es mir nicht verkneifen ihm zuzuflüstern: "Ihr Onkel hält sich wohl für die Männlichkeit im Person."
Dies brachte Jason zum schmunzeln und er musste sich sichtlich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Ach der Eisprinz konnte ja doch lachen.

Während sie sich unterhielten, goss ich Ihnen immer wieder Wasser und Kaffee oder was auch immer gewünscht war nach. Das Autorengespann hatte wohl nur unter der Bedingung, dass ihnen das Cover und der Titel ihres Buches gefiel, einem Vertrag mit unserem Verlag zugestimmt.
Sie wurden sich aber anscheinend nicht einig und drehten sich meiner Meinung nach nur im Kreis. Jason und Charles schlugen etwas vor und das Ehepaar blockte ab. 'Es sei nicht das, was sie sich vorgestellt hatten.'
Zum Leidwesen meiner Bosse waren sich die Eheleute untereinander auch nicht einig. Die Frau, Casey, wollte einen kitschigen Titel, da es in ihrem Buch auch um Liebe in ging. Der Mann, Bernard, wollte einen eher theatralischen Titel, da es auch von dem Tod handelte.
Die beiden begannen zu tuscheln, leider so leise, dass man nichts verstehen konnte und erhoben sich schließlich.
"Wir kommen wohl nicht miteinander ins Geschäft. Ihre Konkurrenz hat uns vor einigen Tagen ein besseres Angebot gemacht und bietet uns einen größeren Anteil am Gewinn. Wir wollten ihrer Firma eine Chance geben, da mein Vater mit Mister Clark Juniors Vater befreundet war, doch so läuft da nix." Sagte Bernard sachlich.
"Aber geben Sie uns doch noch eine Chance. Wir finden sicherlich etwas, das ihnen beiden zusagt." Versuchte es Charles. Jason sah mich verzweifelt an, als das Ehepaar sich erhob. Sie wollten schon losgehen, als ich ohne zu überlegen das Wort ergriff:
"Also wenn ich alles richtig verstanden habe geht es in ihrem Roman doch um einen Familienvater, der an einer unheilbaren Herzkrankheit erkrankt und nicht mehr lange zu leben hat. Und dann genießt er seine letzten Tage mit seiner Familie und unternimmt Sachen, die er schon immer machen wollte, wie zum Beispiel diesen Fallschirmsprung, obwohl er dies auf Grund seiner Krankheit eigentlich nicht machen dürfte?"
"Genau," antwortete Casey und sah mich abwartend an.
"Also wie wäre es wenn man auf dem Cover einen Mann, der Fallschirm springt und durch eine Wolke in Form eines Herzens fliegt, abbildet? Und das Buch könnte man 'Bis zum letzten Herzzschlag' nennen."
Und schon war es raus. Alle starrten mich an. Oh mein Gott warum hatte ich das getan, ich war erstens nicht berechtigt mich hier einzumischen und zweitens hielten mich bestimmt alle für verrückt. Ehe ich wusste, wie mir geschah, rannte Casey auf mich zu und umarmte mich herzlich.
"Das ist es! Sie sind ein Genie. Der Fallschirmsprung ist ein wichtiges Ereignis in unserem Roman und die Wolke in Herzform einfach super und der Titel stellt sowohl die Liebe als auch die Dramatik dar."
Okay. Anscheinend war es wohl doch nicht so schlecht, dass ich einfach gesagt hatte, was mir durch den Kopf ging.
"Darf ich fragen wer Ihre reizende Mitarbeiterin ist?" Bernard richtete sein Wort an Charles.
"Lynn Hoover ist erst seit kurzem im unserem Verlag tätig  und quasi unser Mädchen für alles."
Bernard sah mich ungläubig an. Ja auch ein Mädchen für alles konnte kreativ sein.
"Okay, meine Herren, wir kommen ins Geschäft, aber nur wenn die junge Dame ihren Neffen auf unserer Buchpremiere begleitet und ihre Ideen in die Vermarktung mit einfließen."
Was?! Ich und eine Buchpremiere. Ich würde doch vor Nervosität irgendetwas peinliches anstellen und hatte selbst noch nicht Mal eine Ahnung, woher ich meine Idee plötzlich genommen hatte.
"Natürlich." Riss mich Charles aus meinen Gedanken.
"Na dann sehen wir uns in 3 Wochen."
Bernard schüttelte mir zum Abschied die Hand und klopfte Jason auf die Schulter, während Casey mich umarmte. Das war aber ein komisches Meeting...
Als das Ehepaar den Konferenzraum zusammen mit dem Ekelpaket verlassen hatte, war ich mit dem Eisprinzen alleine.
Jason sah mich irritiert an.
"Ich hätte nie gedacht, dass sie zu so etwas fähig sind. Sie überraschen mich immer wieder aufs neue."
"Ähmm. Ich weiß auch nicht woher die Idee auf einmal kam." Antwortete ich etwas verlegen.
"Wenn sie so etwas einfach Mal aus dem Ärmel schütteln, bin ich gespannt, was sie zu Stande bringen, wenn Sie Zeit zum vorbereiten haben."
Jason verließ ebenfalls den Raum, sagte:"Wir werden dann wohl zusammen auf Geschäftsreise gehen müssen", und ließ mich alleine zurück. Besonders begeistert klang er nicht und ich war auch nicht gerade scharf auf diese Reise. Immerhin war es nicht Charles, mit dem ich reisen musste und es gab ja mit Sicherheit getrennte Zimmer. Alles halb so wild, redete ich mir ein.
Ich war einmal gespannt, in welches Fettnäpfchen ich dieses Mal tappen würde.

Love the Boss or not Where stories live. Discover now