» Wiedersehen «

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Ding, Dong.

Schnell sprang ich von der Couch auf und rannte in den grossen Flur. Ich wusste schon, wer an der Türe war, dennoch freute ich mich gewaltig. Meine Hand umgriff den kalten Messinggriff und ich zog die Türe mit einem Ruck auf. "Marciella!", kreischte ich und fiel der blond haarigen um den Hals. Überrascht taumelte sie einige Schritte zurück, ehe sie meine Umarmung erwiderte. »Ich wusste nicht, das du mich so vermissen würdest«, meinte sie kichernd. Damit drückte ich sie noch fester an mich, worauf sie aufkeuchte: »Du kannst mich los lassen, Felicia Schatz.« Mit einem strahlenden Grinsen trat ich einige Schritte zurück und liess Marciella eintreten. Hinter ihr standen Ellza und Jodo, welche mich vor einem Monat im Kapitol fertig gemacht hatten. Ellza hatte immer noch diese lächerlichen neonpinken Haaren und sie war wieder neonpink geschminkt. Das neuste an ihr war, das sie sich ein neonpinkes Herz, mit dem Buchstaben E, auf die Wange tätowiert hatte. Ich drückte ihr flüchtig einen Kuss auf die Wange, ehe sie ebenfalls eintrat. Mit Jodo hatte nicht besonders viel zu tun und konnte mich deshalb auch nur schwach an sein aussehen erinnern. Er hatte grüne, schimmernde Haare und dunkelgrüne Augen. Sein Gesicht war viel zu blass und seine Lippen schimmerten grünlich. Auch ihm drückte ich einen Kuss auf die Wange. Dann kam noch Phoebe. Ihre roten Haare waren irgendwie intensiver und sie trug ein rot - weiss gepunktetes Spitzenkleid, viel zu hohe High Heels und einen crémefarbenden Mantel. »Guten Tag, Schätzchen«, piepste sie mit ihrer hoher Stimme und gab mir zwei Wangenküsschen. »Ich habe dich unheimlich vermisst!« Ich schenkte ihr ein nettes Lächeln und bat sie in mein Haus. Schnell schloss ich die Türe, da dieser Winter hier in Panem besonders kühl war. Als ich sah, das sich niemand mehr im Flur befand, hastete ich ins Wohnzimmer.

Jodo, Ellza und Marciella standen vor Delphia, die es sich vor dem Kamin gemütlich gemacht hatte. »Ach, wie schön du doch bist!«, stiess Ellza begeistert hervor. »Wundervoll! Einfach tadellos!«, stimmte ihr Jodo kichernd zu. Delphia sah mich hilfesuchend an und ich musste mir das Lachen verkneifen. »Delphi? Wolltest du nicht Mama beim kochen helfen?«, sagte ich schnell, um ihr zu helfen. Delphias Gesichtszüge entspannten sich und sie sprang auf: »J..Ja. Klar!« Bevor sie aus dem Zimmer ging, raunte sie mir noch ins Ohr: »Komisch diese Kapitolsleute.« Ich stiess ein unterdrücktes Lachen hervor und schob sie sanft aus der Türe. »Apropos Mama«, rief Phoebe. »Ich möchte sie unbedingt kennenlernen!« Gerade wollte ich sagen, das sie wohl gerade keine Zeit hätte, doch da trat sie schon mit einem Tablett mit Tee und Kekse in den Raum. »Wer möchte mich kennenlernen?«, fragte sie in einem netten Ton und stellte das Tablett auf den Wohnzimmertisch. Und ehe ich mich versah, war sie in ein tiefes Gespräch mit den vieren verwickelt.

»Hallo Kellie«, murmelte ich und öffnete die Türe ein bisschen weiter. »Hallo, darf ich rein kommen?«, fragte die blondhaarige freundlich. Ich nickte und öffnete die Türe, so das sie eintreten konnte. Schnell trat sie ein, so das ich die Kälte draussen halten konnte. »Sind die..« Weiter kam sie nicht, da sprang schon Phoebe auf Kellie zu und drückte sie fest an sich: »Ach, Kellie! Weisst du was mir aufgefallen ist? Du bist ja jetzt gar keine Mentorin mehr, dann können wir keine Zeit mehr miteinander verbringen!« Kellie lachte. »Glaub mir, mit Felicia wird das auch lustig.« Phoebe drehte sich zu mir um und lächelte: »Oh, ja! Aber ich werde dich trotzdem sehr vermissen!« Ich sah wie Kellie die Augen verdrehte und mit dem Mund formte: »Ich dich aber nicht.« Dann wollte Phoebe Kellie schon ins Wohnzimmer zerren, doch Kellie riss sich los. »Ich muss kurz mit Felicia reden.« »Klar, aber beeil dich! Die anderen wollen bald los legen.« Dann verschwand Phoebe im Wohnzimmer und Kellie drehte sich zu mir um. »Es wird heute noch jemand mit uns reisen.« »Wer?«, fragte ich verwirrt. Kellie drehte sich um: »Jemand. Ich wollte dich nur vorgewarnt haben.« Dann verschwand sie ebenfalls im Wohnzimmer. Fragend starrte ich ihr hinterher. Wer war dieser jemand?

»Muss das sein?«, schnaubte ich. »Natürlich, du willst doch wunderschön sein, oder?« »Ich trage ja eh keine Kleider!«, erwiderte ich und zog meine Beine zurück. »Es ist viel zu kalt.« »Für sowas gibt es Strumpfhosen, meine Süsse«, Jodo lächelte. »Aber..« Doch da hatte Ellza meine Beine wieder nach vorne genommen und schmierte sie mit Wachs ein. »Nei..«Aber meine Worte gingen in meinem eigenen gekreischte unter. »Schrei doch nicht so, wir müssen das öfter als du ertragen«, entgegnete Ellza und drückte mir den nächsten Wachsstreife auf die Beine. Ich biss mir auf die Lippen und vergrub meine Fingernägel in dem samten Stoff der Couch. Wieder kreischte ich auf, als mir die Haare raus gerissen wurde. Und so ging das weiter, bis jedes einzelne Haar von meinen Beinen entfernt war.

Unsicher strich ich über mein hautenges, beiges Kleid, welches mir bis knapp über die Knie ging. »Und weil ich so nett bin«, sagte Marciella und reichte mir eine Schuhschachtel. »Ohne Monsterabsätze.« Misstrauisch nahm ich die Schachtel entgegen und öffnete diese. Drinnen befanden sich schwarze Sandalen mit leichten, beigen Absatz. »Danksehr«, hauchte ich und nahm die Schuhe heraus. »Die sind wunderschön!« »Ach, was! Was ganz schlichtes eben, hm?«, Marciella errötete. Schnell schlüpfte ich in die Schuhe und machte einen Test Gang. Sie waren angenehm zu tragen und ich freute mich, das ich mal Schuhe ohne Monsterabsätze tragen durfte. Gerade als ich mich im Kleid drehen wollte, klingelte es an der Haustüre. Die Zimmerstüre schwang auf und Kellie erschien im Raum: »Felicia, kommst du?« Schnell nickte ich und eilte zur Haustüre. Ich atmete tief ein. Wer könnte dieser jemand sein? Vorsichtig öffnete die Tür. Als ich diesen jemand erblickte, blieb mir die Spucke im Hals stecken. Sofort wich ich einige Schritte zurück: »Thélmo?«

Revenge ~ Der Tod kommt immer Näher [#2] ON HOLDOù les histoires vivent. Découvrez maintenant