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D I S T R I K T - V I E R

»Du solltest wirklich etwas essen, Mäuschen.«

Ich drehte meinen Kopf unmotiviert zur Türe, wo meine Mutter mit einem besorgten Gesichtsausdruck stand.

»Nein«, lautete meine knappe Antwort, bevor ich mich wieder in meinem Bett herum drehte und meine Aufmerksamkeit der weissen Wand, an der mein Bett stand, schenkte.

Meine Mutter seufzte hörbar genervt auf, doch sie schien nicht gehen zu wollen, bevor sie eine anständige Antwort hatte.

Da konnte sie noch lange warten.

»Was ist nur los mit dir, Felicia? Seit du in Distrikt Zwei warst..«

»Ich will nicht darüber reden, okay?«, blaffte ich sie nun an.

Natürlich wusste ich, dass ich nicht so mit meiner Mutter umgehen sollte. Deshalb fügte ich schnell ein verzweifeltes »Bitte« hinzu.

Ich schluckte, hoffentlich akzeptierte sie es, dass ich nicht über Distrikt Zwei sprechen wollte. Das ich nicht über ihn sprechen wollte.

Meine Mutter machte eine lange Pause und ein kurzen Moment lang dachte ich, sie würde sich geschlagen geben.

Doch dann blaffte sie mich ebenso an, wie ich sie vorhin: »Nein, Felicia. Das ist nicht okay!«

Ich wollte weinen, mich im Garten oder so vergraben und nie mehr an die Oberfläche kommen.

»Ich bin deine verdammte Mutter, Felicia. Ich habe ein Recht darauf, zu wissen, was los ist!«, fuhr sie fort und ich hörte ihre Schritte, wie sie in mein Zimmer trat.

»Bitte, geh einfach«, murmelte ich, bevor ich meine Decke über meinen Kopf zog und den Atem anhielt.

Grob zog mir meine Mutter die Decke vom Kopf weg und sie musterte mit mich gerunzelter Stirn.

»Hast du geweint?«, fragte sie kühl.

Nein, ich hatte Zwiebeln geschnitten, damit ich sie dann hüpfend in der Nachbarschaft herum werfen konnte.

Natürlich, hatte ich geweint.

Weinen war mein neues Hobby, seit mehreren Tagen - ich tat kaum etwas anders.

Weinen, Schlafen, Weinen, Schlafen, Toilette, Weinen, Schlafen.

Klang nach einem sehr abwechslungsreichen Alltag, was?

Meine Mutter winkte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum: »Könntest du mir zur Abwechslung auch mal eine Antwort geben?«

Ich schüttelte bloss den Kopf.

Wieder seufzte sie genervt, bevor sie sich neben mich aufs Bett setzte.

»Was ist bloss passiert, dass du mir nicht mehr vertraust?«, die Frage klang nicht so, als wäre sie an mich gerichtet.

»Elvion«, antwortete ich knapp.

Sein Name schien eine gute Antwort auf ihre Fragen zu sein.

»Apropos Elvion«, sie runzelte die Stirn, »Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Ist alles bei euch in.. Ordnung?«

Ich lachte bitter auf und schloss meine Augen mit einem breiten Lächeln.

»Klar, in Ordnung«, ich kicherte, doch am liebsten hätte ich wieder geweint.

»Könntest du deine Ironie mal bitte beiseite legen, wenn du mit mir sprichst?«

Nun war ich es, die seufzte. Auf das verdrehen meiner Augen konnte ich gerade noch so verzichten.

Revenge ~ Der Tod kommt immer Näher [#2] ON HOLDWhere stories live. Discover now