» Der zweite Versuch «

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Nein, das durfte nicht passieren. Nicht noch einmal!

Ich sammelte meine gesamte Kraft – was leider nicht viel war – und stemmte meine Hände gegen Thélmos Brust und stiess ihn von mir weg.

»Kannst du damit mal aufhören?«, fauchte ich ihn an und machte einige Schritte rückwärts. Die Türen des Aufzuges hatten sich mittlerweile wieder hinter mir geschlossen.

»Womit aufhören?«, Thélmo schien keinen blassen Schimmer davon zu haben, wovon ich sprach.

»Aufhören damit, mich zu küssen, wenn es dir passt!«, meine Stimme wurde lauter und schriller. Ich spürte wie meine Hände vor Wut zitterten.

Thélmo legte seinen Kopf schief: »Ich wusste nicht, dass du das nicht wolltest.«

Ich presste meine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen.

»Das gibt dir trotzdem nicht das Recht mich zu küssen!«, schrie ich aufgebracht.

»Auf dem Friedhof wolltest du doch, dass ich dich nochmal küsse, oder nicht?«, er sah mich mit grossen Augen an.

Das er sich überhaupt noch daran erinnern konnte.

»Weisst du wie lange das her ist?«, murmelte ich und verschränkte die Arme vor der Brust, »Du hast damals meine Gefühle ziemlich verletzt. Und jetzt glaubst du, du könntest alles wieder mit einem Kuss gut machen? Nein, danke.«

Thélmo machte einen Schritt auf mich zu. Sofort wich ich zurück.

»Halt dich einfach fern von mir, okay?«, warnte ich ihn.

Doch er schien gar nicht erst daran zu denken, denn er kam auf mich zu, bis nur noch wenige Zentimeter unsere Körper von einander trennten.

»Hörst du mir auch mal zu?«, ich trat ihm gegen das Schienbein, »Ich will das nicht!«

Er streckte einen Arm nach mir aus, doch ich schlug mit aller Kraft dagegen. Aber natürlich tat es ihm nicht weh.

»Lass. Mich. In. Ruhe!«, mit jedem Wort schlug ich ein weiteres Mal auf seinen Arm ein.

Dann – ganz plötzlich – hielt Thélmo meinen Arm fest. Und erst dann spürte ich, wie mir Tränen über die Wangen liefen.

Das wird dir auch nichts bringen, Felicia.

»Ich kann das nicht nochmal durchstehen!«, wisperte ich mit brüchiger Stimme.

Thélmo blickte mit seinen grünen Augen auf mich hinab, die Sorge spiegelte sich in seinen Pupillen wieder.

Wie lächerlich. Er musste sich keine Sorgen um mich machen.

»Was kannst du nicht nochmal durchstehen?«, fragte er leise.

»Nachdem was in Distrikt Zwei passiert ist«, ich schniefte, »fühlte ich mich schrecklich. Ich bin nach Hause gekommen, fühlte mich lustlos. Ich ass nichts mehr – alles was ich tat war herum liegen und die Decke anstarren. Ich fand einfach kein Sinn mehr in meinem Leben, weisst du?«

Thélmo's Augen zeigten seine Verwunderung und – ja – er schien sogar ein bisschen erschreckt zu sein.

»Und dann«, fuhr ich mit einem schmalen Lächeln fort, »habe ich dir Briefe geschrieben. Ich habe dir geschrieben wie ich mich fühle und wie sehr ich.. dich vermisse.«

»Ich tat das gleiche«, wisperte Thélmo.

Ich nickte traurig.

»Aber meine Gedanken und Gefühle sind niemals bei dir angekommen«, sagte ich eher zu mir, als zu dem Blonden, der meinen Arm immer noch festhielt.

Revenge ~ Der Tod kommt immer Näher [#2] ON HOLDWhere stories live. Discover now