» Das Jubeljubiläum «

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Meine Augen waren ungeduldig auf die grosse Uhr an der weissen Wand gerichtet.


Noch drei Minuten, höchstens, dann mussten alle Menschen von Panem vor dem Fernseher sitzen. Ärmere Bewohner mussten für das Pflichtfernsehen auf einen Marktplatz oder ähnlichen, wo die scheinbar wichtige Nachricht ebenfalls gesendet wurde. Wahrscheinlich auf einer Leinwand.


»Geht es endlich mal los? Ich habe nicht den ganzen Abend Lust hier herum zu sitzen«, maulte Delphia gelangweilt.


Ich verdrehte meine Augen. Es war klar, dass sie wegen mir nicht gerne hier war. Früher liebten wir Familienabende, selbst als Finnley nicht mehr da war. Doch jetzt..


»Gleich, Schatz«, meine Mutter war sicherlich auch langsam genervt von ihrem Verhalten, doch sie versuchte ihr bestes, dies nicht zu zeigen. Überraschenderweise gelang es ihr.


Schon den ganzen Abend fragte ich mich, was für eine Ankündigung kommen würde.


Leider fiel mir keine einzige vernünftige Antwort auf meine Frage ein, was mich dazu brachte, aufzuseufzen.


Den Seitenblick, der mir meine Mutter schenkte, bemerkte ich. Doch ich tat so, als hätte ich ihn nicht bemerkt.


Wieder schweifte mein Blick zu der Wanduhr, genau in diesem Moment, als der Zeiger auf die Null wanderte.


Augenblicklich erklang die Hymne und ich zuckte kurz erschrocken zusammen.


Auf dem Bildschirm wurde langsam das Kapitolswappen eingeblendet. Um ehrlich zu sein, fand ich das Wappen von Distrikt Vier um einiges Schöner.


»Na dann«, murmelte meine Mutter und lehnte sich angespannt im Sofa zurück, »Ich bin ja mal gespannt, was jetzt kommt.«


Ich nickte bloss. Zum Antworten war ich gerade nicht fähig. Jetzt würden sich endlich alle meine Fragen beantworten.


Die Hymne verklang, das Wappen wurde langsam ausgeblendet. Kurz erklang ein Rauschen, bevor eine Bühne gezeigt wurde.


Aus dem Hintergrund erblickte schliesslich Präsident Snow. Er trug einen schneeweissen Anzug, aus seiner Brusttasche ragte eine wunderschöne, rote Rose.


Sein Anblick verlieh mir eine unangenehme Gänsehaut und ich wand kurz den Blick ab. Wie konnte ein Mensch bloss so emotionslos rein blicken? Das machte mir wirklich Angst.


Als ich mich wieder traute, auf den Bildschirm zu gucken, stand der Präsident am Mikrofon, welches ganz vorne an der Bühne stand.


Er räusperte sich kurz, bevor er endlich anfing zu sprechen.


»Volk von Panem«, er verschränkte seine Hände hinter seinem Rücken, »Der Grund, wieso sie sich heute alle vor ihrem Fernseher versammelt haben, ist simpel.«

Revenge ~ Der Tod kommt immer Näher [#2] ON HOLDWhere stories live. Discover now