» Milo's Geheimnis «

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Es war beinahe so, als hätte mir jemand gewaltsam jegliche Luft aus meinen beiden Lungenflügel gepresst.

Alishyta Lockwood.

Diesen aussergewöhnliche Name hätte ich überall wiedererkannt. Der Name gehörte niemand geringerem als Thélmo Daroon's feste Freundin.

Die Freundin, mit der er verdammt glücklich war.

Verkrampft versuchte ich meinen rasenden Puls unter Kontrolle zu bringen. Alsdann auch noch mein Atem anfing zu zittern, schlug ich mir unbewusst die Hand vor den Mund, was sofort die Aufmerksamkeit aller Andern auf mich lenkte.

»Felicia, bist du okay?«, kam es von Elvion. Er klang tatsächlich etwas besorgt, was beinahe etwas lächerlich klang. Als hätte es ihn je interessiert, wie es mir ging. Wie es mir wirklich ging.

»Ich bin okay!«, presste ich mühsam zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

»Du siehst aber nicht so aus«, erwiderte Elvion.

Gut erkannt, Sherlock.

Er legte seine warme Hand auf meine Schulter, worauf ich aber sofort zurück wich.

Ich wusste nicht weshalb, aber diese einfache Berührung machte die gesamte Situation noch schlimmer, als sie schon war. Dabei hatte ich überhaupt keine Berührungsängste.

»Ich bin okay,hörst du?«, blaffte ich ihn an, dabei schüttelte seine Hand beinahe angeekelt ab und versuchte den Klos, der sich in meinem Hals gebildet hatte, herunter zu schlucken – ohne Erfolg.

Angespannt zwang ich mich dazu, meinen Blick auf den Bildschirm zu halten. Doch alsdann eine Nahaufnahme des blonden Mädchen gezeigt wurde, musste ich meine Augen einfach abwenden.

Obwohl ich ihr Gesicht bloss einmal auf einem Bild und das in der Dämmerung gesehen hatte, war ich mir zu neunundneunzig Prozent sicher, dass es sie war.

Ein unerklärliches Stechen bildete sich in meiner Brust. Ich spürte, wie die Tränen in meinen Augen brannten. Auch wenn ich es versucht hätte, hätte ich sie nicht zurück halten können. Dabei wollte ich doch meine Tränen für einen angemesseneren Zeitpunkt aufbewahren. Verdammt.

»Du kannst mir nicht vor machen, dass alles okay ist, wenn du beinahe heulst!«,schnaubte Elvion mit gerunzelter Stirn, »So kenne ich dich doch gar nicht.«

So ein Kotzbrocken wie du hat es auch nicht verdient, meine wertvollen Tränen zu sehen!, schrie ich ihn in meinen Gedanken an. Ich schenkte ihn einen giftigen Seitenblick.

Gerade als ich den Mund aufreissen wollte um Elvion mal so richtig zur Schnecke zumachen, spürte ich wie jemand meine Hand nahm. Verdutzt blickte ich auf meine Hand und dann zu Milo. Er war es nämlich, der nach meiner Hand gegriffen hatte.

»Was ist?«, fragte ich kleinlaut. Meine Wut auf Elvion war wie auf einen Schlag verschwunden.

»Würde es dir was ausmachen, mich zu begleiten?«, er lächelte leicht und zog mich– ohne auf meine Antwort zu warten – auf die Beine.

Während er mich mit schnellen Schritten aus dem Raum zog, hörte ich nur Elvion wie er uns etwas wie »Wo geht ihr hin?« hinterher rief.


Sobald die Türe des Fernsehzimmer hinter uns zugefallen war, wurde es mir immer schlechter. Am liebsten hätte einfach alles raus gelassen, doch dass wäre Schade für den frisch geputzten Boden gewesen.

Als Milo meine Hand los liess, konnte ich nicht anders, als mich einfach auf den Boden fallen zu lassen. Der harte Aufprall tat ein bisschen weh, doch der Schmerz störte mich weniger, als die Tränen die mir unkontrolliert über die Wangen liefen.

Revenge ~ Der Tod kommt immer Näher [#2] ON HOLDWhere stories live. Discover now