Kapitel 87

2K 84 0
                                    

Mit einem Ruck stand ich von meinem Stuhl auf, der dabei knarzend über den Boden streifte. Ohne ein Wort zu sagen, verliess ich das Klassenzimmer. Die braun-grünen Augen verfolgten mich solange, bis die Tür sich hinter mir schloss. Von seinen Problemen wegzulaufen ist nicht richtig, ich weiss, aber ich kann diesen Druck nicht länger in mir verstecken und das will ich ihm nicht direkt Zeigen. Ich blieb vor der Toilette stehen und sah zu Boden. Meine Haare hingen neben meinem Kopf hinunter und versperrten mir die Sicht. Stark bleiben meint ihr? Ja das versuche ich schon die ganze Zeit. Dass eine einzige Person, so eine Macht über mich haben kann, hätte ich sogar in meinen Träumen nie geglaubt.  Er hatte nicht einmal etwas gemacht und meine Hände zittern als wäre es minus 20 Grad. Ich strich meine Haare hinter mein Ohr und betrat die Toilette, wusch meine Hände lauwarm. Ich guckte in den Spiegel und schüttelte meinen Kopf. „Wie tief bis du eigentlich gesunken Stella." Flüsterte ich und stützte mich am Rand des Waschbeckens ab.

Als ich beim Klassenzimmer ankam, klopfte ich und ging hinein. Setzte mich schweigend auf meinen Platzt und schaute mir das Blatt an, das vor mir auf dem Tisch lag. Mrs. Jerems kam direkt auf mich zu und kniete sich neben mir nieder, damit sie auf Augenhöhe mit mir sprechen konnte. „Geht es dir gut. Warum bist du auf einmal aus dem Zimmer gegangen?" „Alles bestens Danke. Mir war nur kurz schwindlig." Sie nickte und liess es dabei. Sie erklärte mir noch kurz was es mit dem Blatt auf sich hat und liess mich dann in Ruhe. Max der mich schon die ganze Zeit besorg musterte, zwickte mir in den Arm und nahm mir den Stift aus der Hand. „Ignorier mich nicht und erzähl." „Es gibt nichts zu erzählen. Mir war schwindlig deshalb war ich kurz auf der Toilette." Er gab sich zwar nicht zufrieden damit, liess mich aber dennoch in Ruhe.

„Mrs. Jerems können sie kurz kommen?" fragte ich und sah wie sie nickend auf mich zu kam aber von Kilins aufgehalten wurde. „Schon okay ich schaue nach ihr." „Nicht nötig ich brauch doch keine Hilfe." Sagte ich harsch und erntete sogleich einen fragenden Blick von Max der nun zwei Tische vor mir sass, weil er die ganze Zeit mit mir redete. „Ist das so? Dann erkläre mir doch mal wie du es so schnell heraus gefunden hast, die Gleichung zu löst." Er setzte sich neben mich an den Tisch und rückt zu nahe an mich heran. Aus Reflex, rutschte ich soweit der Stuhl breit war, zur Seite. Wenn er diesen doofen Zettel nicht hätte, den ich und Katie geschrieben hatten, hätte ich ihn vom Stuhl geschupst und laut Ups gesagt aber ich musste die vier Monate noch aushalten ohne Ärger dann bin ich ihn für alle male los. „Naja.." sagte ich und überlegte, wie ich mich rausreden konnte. „Gib mir den Stift ich zeige es dir." Als ich ihm den Stift nicht reichte, lehnte er sich über mich rüber und nahm sich den Stift so. Er schnappe sich mein Notizenheft und schrieb die Rechnung so auf, wie es am einfachsten ist sie zu Rechnen. Schritt für Schritt. „Bitte schön." Er legte den Stift auf das Heft und schob es mir wieder hin. Ich guckte nicht einmal hin sondern Riss die Seite aus dem Heft. Ich wollte und brauchte seine Hilfe nicht. Die Papierkugel legte ich ihm vor die Nase und lächelte ihn an. „Danke aber ich habe doch schon gesagt, ich weiss wie es geht." Ich schnappte meine Sachen und sah ihn noch einmal an. Seine Augen sprachen Bände und wir wussten beide, dass er nicht aufgeben wird, bis ich Seelisch nicht mehr standhalten kann. Das schlimmste ist, das es nicht mehr viel braucht, bis ich weinend vor ihm stehe und er der einzige ist, der mich dann in die Arme schliesst.

Ich stellte mich an die riesige Schlange an und hörte Katie zu, wie sie sich über die jetzige Situation beschwerte. „Unfair ist es einfach nur. Ich habe doch gesagt, dass das alles Absicht ist von diesen Lehrern." Sie knallt einen giftgrünen Apfel auf ihr schwarzes Kunststoff Tablett und schob es weiter hinter meinem grünen her. „Willst du den gar nichts essen? So kenn ich dich gar nicht. Was ist passiert?" „Beruhig dich Katie. Ich warte noch auf meinen Teller." lachte ich und nahm in entgegen. Die Cafeteriafrau wünschte mir einen Guten Appetit und widmete sich einem anderen hungrigen Schüler. „Ravioli?" Ich schaute auf meinen  Teller und nickte. „Ja Ravioli." „Kann ich eins Probieren?" Ich schaute den Jungen vor mir mit zusammengekniffenen Augen an. „Einen nicht mehr." Drohte ich Moritz, der sich dankend einen aus meinem Teller schnappte. „Wo ist Lars?" „Er ist bei Benn." Katie zeigte in seine Richtung und ich nickte wissen. Wenigstens hier, bei meinen Freunden, konnte ich für einen Moment abschalten und Stella sein.

InternatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt