Kapitel 30 - Lydia

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Ich war, ganz ohne Auto, zum Club gefahren, im dem Ryan sein sollte. Jedenfalls vermutete ich, dass er hier war, denn das war er oft.

Auf meine Nachrichten und meinen Anruf hatte er nicht reagiert, also hatte ich die leise Ahnung, dass er gerade dabei war, sich mit seinen Freunden zu zu dröhnen und sich eine gute Zeit zu machen. Ohne mich.

Was blieb mir also anderes übrig, als ihn spontan zu überraschen? Ich musste ja mit ihm reden und das erledigte ich lieber sofort, als später.

Denn sobald ich das mit Ryan geklärt und ihn endgültig abgehakt hatte, konnte ich auch mit George sprechen und alles ins Reine bringen.

Und das war alles, was ich noch wollte, das war mir jetzt klargeworden.

Ich steckte mein Handy in meine Hosentasche und lief voller Stolz am Türsteher vorbei, der mich noch von meinem Letzten Besuch im Paradise Fiction konnte. Ich hatte Marny zwar gesagt, ich würde nicht mehr hierherkommen, aber das war eine Ausnahme.

Wenn sie wüsste, weshalb ich hier war, würde sie mir es sicher erlauben.

Im Club war noch nicht viel los, lag wahrscheinlich daran, dass ich verdammt früh hier aufgetaucht war, bedeutete aber auch, dass ich Ryan schnell finden konnte.

Ich sah von links nach rechts, an der beleuchteten Bar vorbei an den wenigen Personen, die auf der Tanzfläche standen oder sich gerade einen Drink gönnten, aber von meinem Lover war nichts zu sehen.

War er womöglich doch nicht hier?

Das konnte nicht sein, ich kannte ihn doch. Ich wusste, wo er sich so rumtrieb, wenn er nichts zu tun hatte.

Ich hoffte bloss, ihm war nichts passiert. Wenn er diese Pillen nahm war ich mir nie sicher, was er für eine Scheisse bauen würde, aus der ich ihm raushelfen müsste.

So gesehen war ich zu nett für ihn, Marny hatte schon Recht. Nur würde ich das niemals zugeben, dafür war ich zu stolz und hatte zu gerne das letzte Wort. Ich hatte ihr noch nicht mal gebeichtet, dass ich meinen Sturz letztens vorgetäuscht hatte, nur, um sie aus dem Haus zu locken.

Ich hatte wohl noch einiges mit meiner Zwillingsschwester zu bereden.

Etwas zögerlich lief ich, trotz der Tatsache, dass ich Ryan oder seine Freunde nicht sah, weiter in den Club hinein, in die Richtung der Klos.

Ich wollte mein Aussehen überprüfen, wenn ich schon Zeit dafür hatte. Mein Bandana war verrutscht und fühlte sich nun ganz seltsam an.

Als ich aber die Toilettenräume erreichte, hörte ich aus dem Männerklo ein paar bekannte Stimmen, eine davon gehörte unverwechselbar zu Ryan. Und sie klang wütend.

Weil ich ein neugieriger Mensch war, stellte ich mich zu der leicht geöffneten Tür und lauschte, was die jungen Männer auf der anderen Seite zu bereden hatten. Es musste ja was Wichtiges sein, wenn es so zur Sache ging.

«Was heisst das?!» Es war nicht Ryan, der gesprochen hatte, ich glaube der Name des Typen war Landon, oder Mason oder sowas. Auch egal. Ich hatte ihn schon mal in der Schule gesehen.

«Keine Ahnung, was er jetzt vorhat.» Ryan sprach leiser, als zuvor, aber noch immer aggressiv.

«Geht er zu den Bullen?! Denn du weisst, was das heisst!» Die Stimme kannte ich nicht.

«Verdammt,» erneut Ryan, «ne, der packt nicht aus! Keine Ahnung was er sich denkt ey! Dieses Chick hat ihn voll unter Kontrolle!»

«Was, will er jetzt gut werden, oder was? Was ist mit der Kohle?!»

The Griffin TwinsWhere stories live. Discover now