Kapitel 14 - Lydia

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Es war, Gott sei Dank, Freitag und die Schule endlich vorbei. Ich hatte mich mit Patricia, George und Ryan verabredet, um in einen Club zu gehen, in dem Zac öfters auflegte. Wie auch heute.

Ich hatte ihn noch nie Live in Aktion gesehen und war gespannt, ob seine Musik etwas taugte und die Meute zum Tanzen brachte. Aber daran hatte ich keine grossen Zweifel.

Ryan verstand auch viel von Musik, da war ich mir sicher, dass auch Zac einiges wusste.

Marny, die ich auch gefragt hatte, wollte natürlich nicht mitkommen - aber wen wundert's?

Wenigstens hatten es mir meine Eltern erlaubt, aber nur, weil alle Nachbarjungs auch dabei waren. Sie kannten sie und wussten, dass sie auf mich aufpassen würden, falls etwas passierte.

Nicht, dass ich nicht selbst auf mich aufpassen könnte.

«Wie heisst der Club überhaupt?» fragte Patricia, die sich neben mich auf den Rücksitz von Georges Auto gequetscht hatte. Er war der Fahrer und würde heute somit nichts trinken, was er sowieso nicht viel tat.

Umso besser, denn von Ryan, Patricia und mir konnte ich nicht dasselbe behaupten. Wir hatten gerne auch einmal ein Glas zu viel.

«Paradise Fiction,» meinte Ryan, «ist gleich ausserhalb der Stadt. Nur noch 1 Minute oder so.»

«P-Paradise Fiction?» hakte ich schockiert nach und hielt mir eine Hand vor den Mund. Patrica warf mir einen beunruhigten Blick zu und auch George, der hinter dem Steuer sass, war sich bewusst, was mir gerade durch den Kopf ging.

«Ja, wieso? Warst du da schon mal?» Ryan bemerkte nicht, wie sich die Stimmung im Auto verändert hatte. Vielleicht wollte er es auch einfach nicht merken.

Ich fand meine Stimme vorerst nicht, um ihm zu antworten, als George auf den Parkplatz fuhr und sich nach einem freien Platz umsah.

Mittlerweile hatte wohl auch Ryan bemerkt, dass das Thema nicht so leicht war, wie erwartet, und hatte erneut nachgefragt.

Schweigend schaute ich zu George, meinem besten Freund, der mir zu Hilfe eilte: «Lydia war noch nie da...aber Marny.»

«Marny?!» Ryan war überrascht. «Wirklich? Hätte nicht gedacht, dass sie in Clubs geht.»

«Seither tut sie das auch nicht mehr,» flüsterte Patricia. Ich war mir nicht sicher, ob Ryan es gehört hatte - falls es so war, ignorierte er den Kommentar.

Ich schwieg weiterhin. Es machte mich nervös, an diesem Ort zu sein, an dem meiner Schwester etwas Schreckliches widerfahren war. Ich wollte nicht hier sein.

Aber nach Hause - das wollte ich auch nicht. Wenn ich schon mal in einen Club durfte, wollte ich das auch geniessen.

Und es hiess ja nicht, dass mir das Gleiche passieren würde, wie Marny. Es war ja schon ein paar Monate her.

George legte einen Arm um mich, als ich aus dem Wagen ausstieg und lehnte sich zu mir herunter. Seine blonden Haare kitzelten mein Kinn.

«Bist du ok?» wollte er wissen und sah mich mit einem ernsten Blick an. Er machte sich Sorgen.

«Alles gut,» beruhigte ich ihn, «ich schaff das schon.»

«Ok, sonst können wir jederzeit gehen. Du musst es nur sagen.»

Nachdem ich meinem besten Freund und auch Patrica erneut versichert hatte, dass sie keine Bedenken haben mussten, betraten wir den Club.

Da Ryan den Türsteher bereits kannte, mussten wir nicht mal in der Schlange vor der Tür warten. Wir wurden einfach durchgelassen, ohne eine Ausweiskontrolle.

Obwohl es erst halb 11 war, war der Schuppen bereits prall gefüllt mit einer tanzenden Menge. Einige torkelten zwar eher, als sie tanzten, aber es sah nach viel Spass aus.

Wir bahnten uns gemeinsam einen Weg zur Bar und bestellten uns Getränke, die war, Dank Ryans Beziehungen, nicht bezahlen mussten und verteilten uns auf der Tanzfläche.

Patricia, die immer eine Partymaus gewesen war, hatte sich schnell einen Typen geangelt und genoss seine Aufmerksamkeit, während ich versuchte, jene von Ryan zu gewinnen.

Ich liess meine Hüften hin und her schwingen, fuhr mir durchs Haar und sang lauthals zur Musik mit, die Zac auf seinem DJ Pult fabrizierte.

Er war wirklich gut darin, coolen Sound aufzulegen. Mir gefiel sein Stil.

Als Ryan endlich seine Arme um mich gelegt hatte und mich näher zu sich zog, war ich glücklich und genoss jede Minute davon. Er war unglaublich.

Egal, was er tat und wie er sich benahm, sobald er mich berührte, vergass ich alles um mich herum. Ich kannte ihn erst seit ein paar Wochen und doch kam es mir so vor, als wären es schon Jahre.

Abrupt, wie er war, löste sich Ryan jedoch von mir, weil er jemanden hinter mir erkannt hatte und verschwand ohne Erklärung in der Menge von Menschen. Ich sah ihm verdutzt hinterher und verdrehte die Augen.

Das war typisch für ihn, hoffentlich hatte sein Handy genug Akku, damit wir ihn wenigstens erreichen konnten, falls etwas war.

«Wohin geht er?» schrie mir George ins Ohr, weil ich ihn sonst wegen der lauten Musik nicht verstanden hätte.

Ich zuckte mit den Schultern: «Keine Ahnung. Ich versteh ihn nicht. Aber er taucht schon wieder auf.»

George stimmte mir zu, und um die Stimmung wieder etwas aufzuheitern, fing er an, völlig dämlich hin und her zu tanzen und so zu tun als wäre er Micheal Jackson im Video zu Thriller.

Ich konnte mich kaum mehr halten vor Lachen und krümmte mich, als auch ich damit anfing, mich wie ein Trottel hin und her zu bewegen und wild zu hüpfen.

Nach zwei weiteren Drinks und etlichen, peinlichen Tanzeinlagen machten Patricia, ihr Verehrer, George und ich einen Abstecher nach Draussen an die frische Luft, wo ziemlich viele Raucher waren. Die Luft war kühl und angenehm und ich atmete tief durch, meine Ohren dröhnten, aber das machte mir nichts aus. Ich hatte Spass.

Auf einmal wurde die Menge um uns herum aufgelöst und die Leute sprangen zur Seite. Zuerst wusste ich nicht, was der Grund dafür war, aber ich erkannte schnell, dass zwei Typen gerade aufeinander losgingen.

Und zwar nicht irgendwelche, nein, einer davon war Ryan. Und er hatte gerade einen ziemlichen Schlag kassiert. Den anderen Mann kannte ich nicht, aber er sah nicht viel älter aus, als wir.

Ich schrie und auch Patrica kreischte, als George und Patricias neuer Freund sich einmischten und versuchten, die beiden Streithähne auseinander zu zerren.

Es klappte aber nicht, erst, als Zac um die Ecke kam und auch noch einige Fäuste verteilte. Mittlerweile hatten sich ziemlich viele eingemischt, auch ein Türsteher und irgendwelche Typen, die ich nicht kannte.

Ich hatte gar keinen Überblick mehr bei diesem Chaos, also wartete ich ab, bis alles aufgelöst war und die Leute sich beruhigt hatten. Nun erkannte ich auch, dass Zac mehr abbekommen hatte, als sein kleiner Bruder.

«Shit!» meinte Zac und hielt sich seine blutende Nase, «so kann ich nicht nach Hause. Meine Mutter killt mich.»

«Solltest du nicht ins Krankenhaus?!» meinte Patricia besorgt und schaute sich seine Verletzung an. Er hatte ziemlich grosse Schmerzen, ich wusste nicht, ob seine Nase sogar gebrochen war. Möglich war es.

«Nein nein, das hatte ich schon öfters. So schlimm ist das nicht. Meine Mutter darf mich einfach nicht so sehen, Ryan besser auch nicht.» Ryan stimmte seinem Bruder zu, auch er sah nicht gut aus.

«Na dann, heisst das wohl, wir müssen zu mir nach Hause. Wir können hinten rein damit uns niemand sieht. George-« sagte ich und sah meinen besten Freund an, «du fährst.»

The Griffin Twinsحيث تعيش القصص. اكتشف الآن