Kapitel 23 - Marny

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«Und du nähst alles auf diesem alten Ding?» Zac starrte ungläubig auf meine, zugegeben etwas in die Jahre gekommene, Nähmaschine. Trotzdem war sie mein ganzer Stolz.

Ich hatte schon hunderte T-Shirts, Hosen und Kleider darauf genäht, mein Herz hing an dem alten Ding. Ich würde mich nur ungern von ihr trennen, denn sie hatte mir gute Dienste geleistet, auch wenn ein besseres Modell natürlich seine Reize hatte. So eines konnte ich mir aber nicht leisten.

«Ja, es geht recht gut,» meinte ich und zeigte auf ein Oberteil, dass ich morgen noch fertigmachen musste, «sie ist nicht mehr die Neuste, aber was soll's.»

In der letzten Stunde, während Zac bei mir gewesen war, hatten wir uns wirklich gut unterhalten. Meine Nerven hatten sich ausserdem auch wieder etwas beruhigt, ich sprach wenigstens wieder ganze Sätze und stotterte nicht mehr wie blöd vor mich hin.

Mein Nachbar war wirklich nicht – und ja, im totalen Flirtmodus. Er probierte es immer wieder, aber ich stieg nicht darauf ein. Wenn ich etwas nicht konnte, dann war es Flirten.

Darin war Lydia viel besser als ich, sie machte das beinahe schon automatisch, was auch erklärte, wieso ihr die Männer scharenweise hinterherliefen.

Zac nickte beeindruckt, sah sich das Oberteil an und setzte sich dann auf mein Bett, um Dog zu streicheln, die sich zu uns gesetzt hatte. Sie schien meinen Gast zu mögen, denn sie schnurrte glücklich vor sich her.

«Was ich dich noch Fragen wollte,» begann Zac mit ernstem Tonfall, «wie...wie geht's dir so?»

Ich sah ihm verwirrt entgegen und zuckte mit den Schultern: «Gut. Wieso...?»

Ahnend, auf was er hinauswollte, verkrampfte sich mein Körper und mein Herz schlug schneller, als noch vor einigen Sekunden. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck.

Er wollte etwas wissen, getraute sich aber nicht, direkt danach zu fragen, darum redete er um den heissen Brei herum.

«Nach dieser Sache letztens...da hab ich mir echt Sorgen gemacht. Sowas hab ich vorher noch nie miterlebt. Das hat mich....wirklich geschockt.» Zac wirkte bedrückt. Seine Hand streichelte immer noch Dog, aber wesentlich langsamer, als zuvor. Ich getraute sich nicht mal, mir in die Augen zu sehen. Er wich meinem Blick aus.

«Du musst dir keine Sorgen machen,» versicherte ich und zwang mich zu einem Lächeln, «mir geht's gut. Es...Es war nur der Moment, nichts weiter.»

Eine bessere Erklärung hatte mir nicht einfallen können?! Es war nur der Moment?! Ganz toll Marny, brilliante Leistung! Ich konnte mit Sicherheit niemals Schauspielerin werden.

«Also ist alles ok?» Nun sah mich Zac doch an und zwar mit einem Blick, der mich förmlich durchbohrte. Ich fühlte mich plötzlich unwohl, als könnte er die Wahrheit direkt in meinen Augen lesen.

Ob alles ok war? Ganz sicher nicht. Würde ich das zugeben? Auf keinen Fall.

«Ja, ja, alles ist s-super. Einfach super. Fantastisch. S-»

«Super? Du hast es jetzt dreimal gesagt,» fügte er für mich hinzu. Ich verzog gequält mein Gesicht und sah zum Fenster, während ich wahrnahm, dass Zac aufstand und sich mir näherte.

Er blieb direkt vor mir stehen und legte mir eine Hand auf die Schulter, was mich erstarren liess. Als mein Nachbar bemerkte, was seine Berührung für einen Einfluss auf mich hatte, liess er mich sofort wieder los.

«Ich glaube, du belügst dich selbst.» Zac sah mich immer noch an und ich hatte keine Ahnung, wie ich darauf reagieren sollte. Ich hatte ja nicht mal eine passende Antwort auf Lager, die ihn beruhigt hätte.

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