Kapitel 24 - Lydia

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Ich erwachte wegen dem Licht, dass durch mein Zimmerfenster schien und verzog genervt mein Gesicht, um mich gleichzeitig in meinem Bett und meinem, äusserst bequemen, Kissen zu drehen.

Als ich meine Augen öffnete, realisierte ich auch, wieso mein Kissen so bequem war. Es bestand nämlich aus meinem besten Freund, der unter mir auf meinem Bett Platz gefunden hatte und noch friedlich vor sich hindöste.

Nicht das erste Mal, dass er hier eingeschlafen war, muss ich hinzufügen. Wir redeten meist so lange in die Nacht hinein, dass uns beiden die Augen zufielen.

Mir war jedoch zu langweilig, um ebenfalls noch liegen zu bleiben, also stand ich vorsichtig auf, ohne George dabei zu wecken, und schlich zu meiner Zimmertüre, um den Raum zu verlassen.

Nachdem ich die Türfalle langsam wieder nach oben geklappt hatte, tappte ich auf Zehenspitzen den Gang entlang, bis zu Annas altem Zimmer.

Sie liess die Tür während der Nacht immer einen Spalt offen, was mir ermöglichte zu sehen, ob sie sich noch in ihrem Bett befand. Das tat sie tatsächlich und ich atmete erleichtert aus – meine Eltern hatten sie also doch nicht hochkant rausgeworfen, wie sie es zuerst angedroht hatten.

Wenigstens etwas Gutes, was gestern passiert war. Mein Streit mit Ryan hatte sich nämlich auch nach hunderten von Nachrichten nicht schlichten lassen. Er hatte nicht vor, auf mich zu hören.

Scheiss Drogen, die machten meinen attraktiven Nachbarn total aggressiv und er schien es nicht mal zu merken.

Und das frustrierte mich auf einem Level, dass ich nicht erklären konnte. Ich mochte Ryan, wirklich wirklich sehr, und zu sehen, wie er sich nun kaputt machte, wollte ich nicht mitansehen. Er ruinierte sich so seine gesamte Zukunft.

Ja, ich war keine Heilige, ganz sicher nicht. Ich schlich mich ständig raus, ich log meine Eltern an, ich trank zu viel...aber die Kontrolle war noch immer da. Ich konnte stoppen, wann ich wollte. Dasselbe konnte ich aber nicht von meinem lieben Nachbarn behaupten.

Weil ich mit jemandem darüber reden musste, entschied ich mich dazu, meiner Zwillingsschwester einen Besuch abzustatten, sie war ja mit Sicherheit zu Hause.

Also hüpfte ich, noch in meinen Boxershorts und einem grossen T-Shirt, die Treppe hoch zu ihrem Zimmer.

Was ich aber sah, als ich die Tür öffnete, konnte ich kaum fassen:

Marny lag im Bett und neben ihr war niemand geringeres als ein friedlich schlafender Zac, der leise schnarchelte.

Wie Marny bei diesen Tönen noch schlafen konnte, war für mich ein Rätsel, aber das weitaus grössere Rätsel war immer noch, wie Zac in ihr Bett gekommen war. Wusste Marny überhaupt, dass er dort war? Oder hatte er sich reingeschlichen?

Ich war mir nämlich nicht sicher, ob sie freiwillig neben einem Typen schlafen würde, wenn sie die Wahl hatte. Nicht nachdem, was passiert war.

Wenn sich herausstellen würde, dass Zac das Einverständnis meiner Schwester dafür nicht besass, würde ich ihm Feuer unterm Hintern machen. Oh ja, dann war er tot! Nicht wortwörtlich, natürlich, aber ich würde sein Leben zur Hölle machen!

Etwas, was mir aber sagte, dass Zac tatsächlich erlaubt worden war, in Marnys Bett zu schlafen, war die Tatsache, dass die beiden...Händchen hielten. Ob mit Absicht oder nicht, sei dahingestellt, aber ich sah klar, dass sie ihre Finger über der Decke verschränkt hatten.

Ich versuchte, mich langsam und vorsichtig ins Zimmer zu bewegen, ohne die beiden zu wecken, aber dabei übersah ich, wie sollte es auch anders sein, Dog, der auf dem Boden schlief.

Somit stürzte ich mit einem lauten Rumpeln auf den Boden und landete unsanft auf dem Parkett, weshalb ich einen kurzen Aufschrei nicht unterdrücken konnte. Ich war aber auch einfach zu tollpatschig für diese Welt, ich dumme Kuh.

An einem Wochenende vor zwölf Uhr aufzustehen war zu früh für mich, man konnte mich für gar nichts gebrauchen. Verflucht sei das Teenager Alter.

«Au!» sagte ich also, als ich mich wieder aufrappelte und mir meinen schmerzenden Ellbogen hielt.

Mittlerweile waren durch meinen Krach Marny und Zac wach geworden und schauten mich erschrocken an, bevor sich ihre Augen trafen und sie wie erstarrt zueinander sahen.

Einige Sekunden sagte niemand ein Wort und ich bewegte mich keinen Zentimeter, genauso wenig wie die beiden Turteltauben im Bett.

Sie sahen sich bloss an, als wüssten sie gar nicht mehr, wie sie in diese Position gekommen wären, nun, da sie da war, aber auch nichts einzuwenden hatten.

Oh ja, ich hatte sie aber sowas von erwischt! Sie mochten sich also doch! Ha, ich hatte es gewusst! Und das abzustreiten, war nach dieser Aktion hier auch sinnlos.

«Guten Morgen ihr Schlafmützen,» begrüsste ich sie, da sie ja sowieso bereits wach waren und grinste bis über beide Ohren. Diesen Moment musste ich solange geniessen, wie ich konnte.

Zac, der wohlbemerkt kein T-Shirt mehr trug, zog die Decke bis zu seinem Hals und sah genervt zu mir, als hätte ich den schönsten Traum unterbrochen, den er jemals gehabt hatte. Oder noch hatte.

Marnys Körperhaltung hingegen verriet mir, dass sie nervös wurde und Panik bekam. Sie sass in ihrem Bett auf, sah flüchtig zu Zac und danach zu mir, um dann praktisch aufzuspringen und über Zac hinweg zu klettern.

Sie stellte sich dabei etwas dusselig an, es sah ziemlich lustig aus, nichts desto trotz schaffte sie es schlussendlich, mit beiden Füssen auf dem Boden zu landen.

«Will mir mal jemand erklären, was hier los ist? Wann habt ihr euch denn dazu entschieden, ne Pyjama Party zu machen und George und mich nicht einzuladen?»

Ich lächelte, während Marny versuchte mir mit ihren Augen mitzuteilen, dass ich still sein sollte. Ich verstand sie, hatte aber keine Lust auf sie zu hören. Das hier war viel zu amüsant.

«Hmm? Von wem war die Idee?» fragte ich nochmals, da ich keine Antwort erhielt.

«Lydia!» quietschte Marny nervös und machte einen Schritt auf mich zu, so dass ich einen zurück machte. Ich wollte die beiden nicht alleine lassen, ausserdem hatte ich immer noch vor, mit meiner Schwester zu reden.

Ich musste ihr, leider, auch von Zac erzählen. Ich wollte, dass sie wusste, dass er vielleicht in diese Sache mit den Drogen verwickelt war.

«Ich...äh-» peinlich berührt setzte sich nun auch Zac auf und fuhr sich mit der Hand durch die völlig zerzausten Haare, wobei man seinen Bizeps perfekt sehen konnte. Dagegen hatte ich nichts einzuwenden. «Ich...sollte besser gehen. Meine Mutter vermisst mich sicher schon.»

«Du-Du musst nicht gehen,» meinte Marny schnell, aber unser Nachbar hatte sich wohl schon entschieden. Fest entschlossen stand er auf, zog sich ein T-Shirt über den Kopf und liess die Hosen runter.

Ja, die Hosen! Leider aber blieben die Boxer an.

Danach griff er nach seinen Jeans, die auf einem Stuhl gelegen hatten, und als er wieder vollständig bekleidet war, sah er zuerst mich, danach Marny an.

«Ich geh dann,» sagte er ruhig und stand neben uns, «tschüss Lydia.»

«Bye Bye Loverboy.» Ich lächelte ihn an und Marny verdrehte die Augen.

«Marny,» flüsterte Zac dann, küsste, zu unser aller Überraschung , ihre Stirn und fügte hinzu: «Vielen Dank und bis bald, Süsse.» 

The Griffin TwinsWhere stories live. Discover now