Mal abgesehen auf ein paar Kleinigkeiten, sahen sich alle - die Zwillinge ausgenommen - auch nicht wirklich ähnlich

"Welcher Elternteil hat eine neue Beziehung angefangen?", fragte ich schließlich.

Überraschend fand ich sowas nicht mehr. Heutzutage ließen sich die meisten Elternpaare scheiden oder trennten sich schlicht und ergreifend. Ich empfand es ja schon als Wunder, dass meine Eltern noch zusammen waren.

Plötzlich entkam Hunter ein tiefes, verbittertes Lachen.

"Ich habe nur einen Elternteil, meine Mutter. Und die würde keineswegs eine neue Beziehung anfangen. Lieber trauert sie immer noch einem Mistkerl hinterher, der es nicht verdient hat. Dieser ist übrigens schon bei Ehe Nummero. 5. Falls du dich das fragst, dann ja, jeder Bruder stammt aus einer anderen Ehe. Auch wenn Kyle und Keith beide zusammen aus Ehe Nummer. 3 kommen. Können wir nur hoffen, dass ich nicht bald noch einen Halbbruder bekomme."

Okay, das hätte ich jetzt nicht erwartet.

Alle Jungs waren gar nicht mal so unterschiedlich alt.

Die Jüngsten konnten noch nicht mal einen Unterschied von zwei Jahren haben.

Das war doch krank. Die jetzige Ehe kurz nach der Geburt eines Kindes auflösen zu lassen, um kurz darauf eine neue Frau zu heiraten und bei ihr das Selbe abzuziehen.

Kein Wunder, dass Hunter seinen Vater nicht mehr offiziell als diesen ansah.

"Du stammst aus seiner ersten Ehe, oder?"

Dann müsste Hunter auch der Älteste sein. Vielleicht sahen deswegen die anderen so ein bisschen zu ihm auf.

Statt den Mund zu öffnen, nickte er einfach nur und schenkte sich noch etwas Wein ein. Seine Familie war wohl nicht sein absolutes Lieblingsthema.

"Was hatten diese Frauen hier eigentlich verloren?", wandte er sich nun zu mir.

Ein tiefes Seufzen erfüllte den Raum, als ich an diesen katastrophalen Abend zurück dachte.

Und er war noch nicht mal vorbei.

"Wir waren Essen. Erinnerst du dich noch an den Vorfall mit meinen gestohlenen Sachen? Ich war mit meiner Schwester und den anderen Brautjungfern gerade bei unserer Kleider-Wahl und da sind meine urtümlichen Klamotten und Gegenstände wie aus dem Nichts verschwunden. Na ja, wegen diesem dämlichen Vorfall meinte Shalby, uns alle als Wiedergutmachung zum Essen einzuladen."

Seine Stirn runzelte sich leicht in Falten, als er in seine Gedanken vertieft, mit dem Daumen immer wieder leicht an seinem Kinn entlang strich.

"Die verschwundenen Sachen...", fing er da schon wieder an, "Sind die eigentlich wieder aufgetaucht?"

Ach ja. Da war ja noch was.

"Oh ja, das sind sie. In einem Müllcontainer, total zerfetzt und kaum noch erkennbar. Dabei ist das Eigenartige, dass meine ganzen Wertsachen wie Kreditkarte und Geld mit zerstört wurden, als hätte es der Täter gar nicht auf die abgesehen, sondern auf etwas völlig anderes."

Langsam nickte er, sein Blick argwöhnisch über mich gleitend.

Was hatte er bloß?

Sollte mal jemand aus ihm schlau werden.

"Weißt du...ich frage mich manchmal wirklich, was in deinem Kopf so vorgeht."

Meine Stimme war leise, kaum hörbar, und doch weiteten sich seine Augen leicht, in aufkeimender Überraschung.

Sein Kopf lag in einer fast schon ratlos wirkenden Pose leicht schief, dass ihm eine Strähne seines dunklen Haares störrisch ins Gesicht fiel. Im seichten Licht meiner alten Stehlampe wirkte die Farbe viel weicher und nicht mehr so kalt wie tagsüber.

Dark SoulOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz