Von einem Störenfried und einem Mädelsabend

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In diesem Moment erschien alles perfekt zu sein, aber wie es mit perfekten Momenten war, so verschwanden sie genauso schnell wie sie kamen. Das Lied war längst beendet und ein weitaus schnelleres Stück wurde angespielt, aber weder Liam noch Jules lösten sich aus der Umarmung, in der sie sich befanden. Sie klammerte sich an ihn, hielt ihn fest als wäre er ihr Anker in dem aufgewühlten Meer, was sich ihr Leben nannte. Ihre Augen hatte sie fest geschlossen und sie verlor sich in seinen Armen. Es war als könnte ihr nichts zustoßen, solange er sie nur fest hielt. Sein Griff wurde fester und sie konnte ihn tief einatmen hören. Ein Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. Beide wussten, dass in dieser Situation keine Worte notwendig waren. Sie würden es nur kaputt machen, was sie sich auch ohne Worte zu sagen vermochten.

Erst als ein Räuspern an ihre Ohren drang, lösten sie sich langsam voneinander um in das sichtliche genervte Gesicht von Andy zu sehen. Weder Liam noch Jules hatten bemerkt, dass er zu ihnen gestoßen war. Hastig löste sich Jules aus den Armen von Liam, die sie aber sofort vermisste. Sie fühlte sich wieder angreifbar und schlang ihre Arme um ihren Oberkörper.

„Andy... was für ein Glanz in meiner bescheidenen Hütte", war es Liam, der zuerst das Wort ergriff und auf seinen besten Kumpel zutrat. Er klopfte ihm auf die Schulter und legte ihm kurzerhand den Arm über diese um ihn zum Sofa zu führen. „Was verschafft uns die Ehre?" Andy ließ sich auf der Couch nieder, während Jules noch immer wie angefroren im Raum stand und nicht wusste, was sie unternehmen sollte. Der Blick von Andy hatte tausend Bände gesprochen und es tat ihr unglaublich leid, wo er ihr erst vor Weihnachten deutlich gemacht hatte, was er von ihr erwartete. Sie atmete tief durch.

Sie beobachtete, wie er den Raum einnahm und wie es auf ihn wirken musste. Die Kerzen, der Sekt und sie beide in einer innigen Umarmung. Ihre Schultern sackten herab und erst auf Liams Bemerkung, dass sie sich setzen sollte, ließ sie sich auf die Couch sinken. Sie zog ihre Beine ran und schlang ihre Arme darum.

„Was geht hier?", fragte Andy und sah von Liam zu Jules, die mit den Schultern zuckte. „Liam brauchte Nachhilfe beim Engtanz", bemerkte sie und hoffte die Situation dadurch ein wenig auflockern zu können. Andys Stirn legte sich in Falten und zweifelnd wandte er sich seinem besten Freund zu. „Klar! Wahrscheinlich wollte er dir nur zeigen, wie er die Frauen abschleppt, was?"

Jules atmete durch und versuchte den leicht scharfen Unterton in der Stimme zu ignorieren. Liam musste grinsen und zuckte mit den Schultern. „Und es hätte fast funktioniert, wenn du nicht gekommen wärst."

Andy lachte auf. „Nie im Leben! Jules hat nämlich Geschmack, oder?" Er wandte sich nun der jungen Frau zu, die schwach nickte. „Sorry, Sängerknabe, aber das mit uns wäre nichts geworden", gab sie von sich, woraufhin sie ihn bedauernd ansah. Liam legte sich getroffen die Hand auf die Brust. „Damit brichst du mir das Herz." Er zog seine Augenbrauen hoch und setzte seinen besten Welpenblick auf, der Jules zum Lachen brachte. Auch Andy konnte sich ein leises Glucksen nicht verkneifen.

„Willst du was Trinken?", erinnerte sich Liam schließlich an seine guten Gastgeberqualitäten. Andy betrachtete die geöffnete Flasche Sekt auf dem Tisch und schüttelte den Kopf. „Aber nicht diese Mädchenplörre. Hast du was Richtiges da?" Jules verdrehte ihre Augen. „Mädchenplörre. Ich geb dir gleich Mädchenplörre", murrte sie vor sich hin.

„Ich geh mal nachsehen." Damit erhob sich Liam von der Couch und öffnete die Schränke zu seiner Hausbar. „Was hältst du von Jack, Jim oder dem Captain?" Fragend warf er einen Blick über die Schulter zu seinem Kumpel. „Der Captain ist gut." Liam nickte, nahm die Flasche Rum aus der Vitrine. Mit zwei Gläsern und der Flasche trat er zurück an den Tisch. Jules verfolgte aufmerksam, wie er die Gläser füllte und eines davon an Andy reichte. „Ich steig um, wenn es dir nichts ausmacht", bemerkte er bei ihrem Blick und Jules zuckte nur mit den Schultern. „Von mir aus!" Sie griff nach ihrem Glas und die drei stießen an.

Changing lifeWhere stories live. Discover now