Von möglichen Einbrechern und verliehenen Tarnumhängen

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Ein Hämmern an der Tür riss Jules aus ihrem Schlaf. Zuerst dachte sie, dass es nur Bestandteil ihres Traumes war, aber als auch im wachen Zustand ein lautes Klopfen an ihrer Tür zu hören war, zog sie ihre Beine an und legte ihre Arme darum, während sie an die gegenüberliegende Wand starrte. Wer auch immer dort vor ihrer Tür stand, würde hoffentlich bald merken, dass niemand Zuhause war und wieder verschwinden. Sie wartete und tatsächlich erstarb das Klopfen. Erleichtert atmete sie auf und legte sich wieder zurück in ihr Bett. Die Decke zog sie über den Kopf und schloss ihre Augen. Aber an Schlaf war nicht zu denken. Was, wenn da nun jemand halbtot vor ihrer Tür lag und qualvoll verendete, weil sie sich nicht traute zu öffnen? Oder, wenn es ein Einbrecher war, der überprüfen wollte, ob jemand da ist? Sie biss sich auf die Unterlippe, rollte sich herum. „So ein Quatsch", antwortete sie laut auf ihre Gedanken und kniff die Augen zusammen. Aber ihr Unterbewusstsein wollte ihr keine Ruhe gönnen, weshalb sie sich aus ihrer Decke schälte und im Dunkeln in den Flur tappte, wo sie das Licht anschaltete. „Da wird keiner sein. Wahrscheinlich hat sich nur jemand in der Tür geirrt", versuchte sie sich selbst zu beruhigen und trat an die Tür heran. Sie öffnete diese einen Spalt und Erleichterung durchströmte ihren Körper als niemand davor stand. „Siehst du? Keiner da?", sagte sie zu sich selbst und wollte die Tür wieder schließen als ihr jemand antwortete.

„Mit wem reds'u?"

Sie erstarrte und öffnete die Tür noch einen Spalt weiter um in den Flur sehen zu können, wo neben ihrer Tür jemand auf dem Boden hockte. Aus roten glasigen Augen sah er sie an und sie sah auf ihn herab. Mit dem Rücken lehnte er an der Wand. Die Beine hatte er ausgestreckt.

„Liam?", fragte sie ungläubig und überging dabei seine Frage. Der Angesprochene nickte und erhob sich schwerfällig vom Boden. „Das 's mei Name." Schwankend versuchte er sein Gleichgewicht zu halten, welches er aber erst fand als er sich mit der Hand an der Wand abstützte.

„Was machst du hier?"

„Disch b'such'n?"

„Um... wie viel Uhr ist es? Mitten in der Nacht?"

Er zuckte mit den Schultern und schob sich ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei in die Wohnung. Umständlich zog er sich die Schuhe aus und stolperte weiter ins Wohnzimmer, wo er auf die Couch sank. Jules warf einen Blick auf den Flur um sich zu vergewissern, dass sonst niemand dort lag, schloss die Tür und folgte Liam ins Wohnzimmer.

„Toller Besuch, wenn du dich gleich hinlegst und pennst", meinte sie nur und zog eine Decke hervor, die sie über ihn warf, denn tatsächlich war er bereits eingenickt. Lediglich ein Brummen machte deutlich, dass er noch nicht ganz in den Tiefschlaf übergeglitten war. Sie seufzte leise. Es war deutlich, dass er einen über den Durst getrunken hatte. Warum er aber hier gelandet ist und nicht zu sich gefahren ist, war ihr ein Rätsel.

Verwirrt blickte sie auf den schlafenden Mann auf ihrem Sofa herab und schüttelte den Kopf, ehe sie leise aus dem Zimmer schlich um sich selbst wieder schlafen zu legen. Zuvor allerdings stellte sie noch einen Eimer für ihn ans Bett und ein Glas mit Wasser, sowie eine Kopfschmerztablette, wie sie es schon einmal gemacht hatte. Kurz überlegte sie, ob sie Andy Bescheid sagen sollte, entschied sich aber dagegen. Sie schlurfte in ihr Schlafzimmer und legte sich wieder ins Bett. Es dauerte aber bis sie einschlief.

Die Frage, warum Liam bei ihr aufgetaucht war und was er bei ihr wollte, ließ sie selbst in ihren Träumen nicht los und so wachte sie am nächsten Tag gerädert auf. Noch in ihren Schlafsachen tapste sie in die Küche, wo Liam bereits am Tisch saß und grimmig auf sein Handy starrte. „Morgen", nuschelte sie, trat an ihm vorbei und öffnet den Kühlschrank. „Ich hab schon Kaffee gemacht", meinte Liam und deutete auf die Kaffeekanne, die auf dem Tisch stand. Jules nickte leicht und nahm sich die Milch. Diese stellte sie auf den Tisch und goss etwas von dem Kaffee in die zweite Tasse, die Liam schon auf den Tisch gestellt hatte.

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