Von Männergesprächen und nächtlichen Spaziergängen

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Jules?"

Niall zog seine Augenbraue in die Höhe, während er Liam skeptisch betrachtete. Dieser fühlte sich unter den Blicken seines besten Freundes ein wenig unwohl, weshalb er auf der Couch unruhig herumrutschte. Er spielte mit der Flasche Bier in seiner Hand und begann am Etikett zu knibbeln. Eine Angewohnheit, die ihn immer dann heimsuchte, wenn er sich nicht wohl fühlte oder nervös war.

Leicht nickte er, da er dem Iren noch immer eine Antwort schuldig war.

„Und du hast in einem Busch gehockt?"

Wieder nickte Liam.

„Und sie hat behauptet, dass du im Krankenhaus bist und Larry dich besuchen kommt?"

Erneutes Nicken, ehe ein lautes Lachen den Raum erfüllte. Niall kullerte sich nach hinten auf seine riesige Couch und hielt sich den Bauch, während er sich gar nicht mehr beruhigen konnte. „Das ist ein Witz, oder?"

Diesmal schüttelte er den Kopf und zog ein weiteres Stückchen Papier von der Bierflasche, welches er unachtsam auf den kleinen Couchtisch fallen ließ. „Nein. Sie hat es absolut ernst gemeint."

Wieder fing Niall an zu lachen. „Louis und Harry werden dir garantiert den Kopf abreißen."

„Mir?", fragte er und schnaubte empört auf.

Niall zuckte mit den Achseln. „Du wirst es wohl kaum ihr in die Schuhe schieben können, wenn sie nicht da ist."

„Louis bekommt es gar nicht mit und Harry... wo steckt er eigentlich wieder?"

„Wir wissen es nicht und ich will es auch nicht wissen." Er hob die Flasche Bier an seine Lippen und trank einen großen Schluck unter den forschenden Blicken von Niall, der nur leise seufzte und es ihm schließlich gleichtat, indem er auch an seiner Flasche nippte.

„Ich wüsste es schon gerne. Nächste Woche müssen wir wieder los und bis dahin..."

„Er taucht schon wieder auf, Nialler." Liam stellte die Flasche auf den kleinen Tisch und erhob sich. Er streckte die Arme in die Luft und stieß einen tiefen Laut aus, während seine Muskeln sich dehnten. „Mach dir nicht ins Hemd."

„Bei Zayn waren wir uns auch sicher", merkte Niall nun leise an und sah von seiner Flasche hoch zu Liam, der in seiner Bewegung innehielt. Liam musterte den Iren und ließ sich dann wieder auf die Couch fallen.

„Bei Zayn war es was anderes. Harry liebt die Band. Er liebt die Bühne. Er würde uns nicht im Stich lassen."

„Zayn hat uns nicht im Stich gelassen."

Liam presste die Lippen aufeinander und sah Niall an. „Okay, vielleicht ein bissen", gab er zähneknirschend zu.

Liam seufzte. Niall liebt die Band. Er war selbst ihr größter Fan und der Ausstieg von Zayn hatte eine große Lücke in ihre Mitte gerissen. Es war ein großer Schock gewesen und in manchen Momente fiel es Liam noch immer unfassbar schwer sich damit abzufinden, dass Zayn nie mehr mit ihnen auf der Bühne stehen würde. Zumindest nicht in absehbarer Zeit. Vielleicht gab es in zehn Jahren eine Reunion, wie es sie in den letzten Jahren immer wieder bei den ehemaligen großen Boybands gegeben hat. Leider musste er dabei aber auch bedenken, dass sie an ihre Erfolge niemals angeknüpft hatten. Jedoch war auch die Zeit der großen Boybands längst vorbei und sie konnten von Glück sprechen, dass sie sich so lange schon am Markt halten konnten.

„Ich mache mir Sorgen, Liam", ertönte die ruhige, gefasste Stimme von Niall, die nicht zu ihm passte. Ebenso die Ernsthaftigkeit, die mitschwang und der Ausdruck, der auf seinem Gesicht lag, erschienen Liam so fremd. Niall war jemand mit dem man Pferde stehlen konnte. Jemand, der stets fröhlich war und selten betrübt. Dass ausgerechnet er nun die ernsten Töne anschlug, war für ihn etwas vollkommen Neues.
Ja, natürlich, mit Niall konnte man auch über ernste Themen sprechen, dennoch schwang immer ein Hauch Leichtigkeit in seiner Stimme mit. Die Fröhlichkeit verlor sich nicht, aber diesmal schien sie verschwunden zu sein.

Changing lifeWhere stories live. Discover now