Kapitel 17

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Erschöpft zog Jason die nasse Kleidung aus und schlüpfte in sein bequemes Hausgewand, bestehend aus einer Jogginghose und einem T-Shirt, dass er vor Jahren bekommen hatte. Es war ein Geschenk von Scarlett, die damals wegen ihres Jobs für eine Woche nach San Francisco musste. Damals waren sie erst seit einigen Tagen zusammen, doch trotzdem dachte sie an ihn. Es war eine Eigenschaft, die Jason immer sehr an ihr schätzte und für die er sie liebte. Seinen Pullover und die Jeans schmiss er gleich in die Wäsche, dann ging er aus dem Bad.

Im Flur roch man schon den Duft von allerlei Gewürzen und Aromen und dem Mann lief das Wasser im Mund zusammen. Davor war ihm gar nicht so richtig aufgefallen wie hungrig er war. Vielmehr beschäftigten ihn die Gedanken über seinen besten Freund. Doch jetzt konnte er es kaum erwarten, in ein saftiges Brathähnchen zu beißen.

„Willst du deinen Reis lieber mit oder ohne Erbsen?", kam es aus der Küche.

„Mittlerweile dürftest du mich schon lange genug kennen, um zu wissen, dass ich keine Erbsen mag", antwortete er, während er den Gang entlang ging. Der Geruch wurde nun stärker, und als er rechts abbog war er an der Quelle angelangt.

„Das weiß ich doch, Schatz, aber ein bisschen foppen muss ich dich ja." Scarlett grinste ihn an. Mit ihren filigranen Händen rührte sie die weiße Masse im Topf.

„Willst du mal abschmecken?", fragte sie ihn. Sofort bejahte er und trat näher. Sie nahm den Holzlöffel und tauchte ihn in den Topf. Dabei fischte sie ein paar Brocken Reis heraus und hielt sie Jason hin. Das Essen dampfte etwas, deshalb blies sie einige Male darauf, um es abzukühlen.

„Aufpassen, es ist trotzdem noch sehr heiß", warnte sie ihn. Sie übergab Jason den Löffel und wartete auf sein Fazit. Doch der gab das Stück Holz wieder in den Topf. Ehe sie verstehen konnte, wieso er das getan hatte, berührten sich ihre Lippen. Sie wusste zwar nicht, was das zu bedeuten hatte, doch sie gab sich dem hin und erwiderte seinen Kuss. Scarlett schlang ihre Arme um seinen Hals und er fasste sie an der Taille. Mit geschlossenen Augen genoss sie diesen Moment der Zweisamkeit. Dann lehnte er seine Stirn gegen ihre und Jason löste sich. „Eindeutig Erdbeere. Ist zwar klischeehaft, aber der Klassiker und allzeit beliebt", gab er von sich. Beide mussten lachen und sahen einander an.

„Ich meinte den Reis."

„Das weiß ich doch, Schatz, aber ein bisschen foppen muss ich dich ja." Erneut küssten sie sich. Diesem Charme konnte sie einfach nicht widerstehen. Nach einer innigen Umarmung, wandte sie sich wieder dem Reis.

„Das Essen wäre dann fertig. Holst du nur schnell noch die Brathähnchenstücke aus dem Ofen?"

„Klar." Vorsichtig öffnete Jason das Backrohr und holte das leckere Gericht heraus. Er garnierte die Keulen und Flügeln schön auf einen Teller und leerte den geschmackvollen Saft darüber.

Danach ging er in den Wohn- und Essbereich und gesellte sich zu seiner Verlobten an den Tisch. Er schenkte ihnen ein Glas Chardonnay ein und sie stießen an. „Auf einen wunderschönen Abend." Sie begannen zu essen, und lange Zeit sagte keiner etwas. Es lag eine gewisse Anspannung im Raum, denn Scarlett war die Situation mit Dereks Tod vertraut und sie wollte ihn nicht drängen, über diesen Vorfall zu reden. Deswegen entschied sie sich mit einem anderen Thema, das Tischgespräch anzufangen.

„Luke hat heute angerufen." Jason blickte auf.

„Tatsächlich?", meinte er, während er mit der Gabel im Essen herumstocherte.

„Ja. Boston scheint ihm einigermaßen zu gefallen und die Leute auf der Uni sind alle sehr nett zu ihm. Du warst doch auch mal in Boston, nicht wahr? Damals, bevor wir uns kennengelernt haben."

„Ja, stimmt. Dort habe ich meine Karriere als Polizist gestartet. Es war wirklich sehr schön dort."

„Na vielleicht können wir mal dorthin fahren. Und du zeigst mir die Stadt."

„Ja, vielleicht. Aber Luke hält nicht viel von mir, das weißt du." Er wusste bis heute nicht genau, warum ihn Luke nicht leiden konnte.

Wahrscheinlich weil ich nicht sein leiblicher Vater bin. Aber deswegen muss man einen ja nicht gleich ignorieren und verachten. Etwas verstimmt schaute er Scarlett an.

„Ich habe nicht gesagt, dass wir ihn besuchen müssen." Sie nahm einen Schluck Weißwein. „Ja, das weiß ich doch. Tut mir leid, dass ich so unausstehlich bin. Ich habe bestimmt das ganze Essen ruiniert. Immerhin hast du dir so viel Mühe gemacht." Mit einem verständnisvollen Blick sah sie ihm tief in die Augen.

„Ich weiß, du hast gerade viel zu verdauen. Und damit meine ich nicht nur das Essen." Beide lächelten und sie nahm seine Hand.

„Was war heute los?", fragte die Frau. Er seufzte, aber letztendlich schilderte Jason ihr von seinem seelischen Zusammenbruch. Er war froh, dass er all seine Sorgen und seinen Kummer jemanden erzählen konnte. Die ganze Last, die ihn zu ersticken drohte, wurde mit einem Mal von ihm genommen.

Ich bin ein echter Glückspilz, dass Scarlett vor sieben Jahren meinen Weg gekreuzt hat. Was würde ich nur ohne sie machen? Danach fühlte er sich besser. Ohne ein Wort sagen zu müssen, verstand Jason, dass er sich hinlegen sollte. Er gab ihr einen Gutenachtkuss, räumte seinen Teller weg und ging ins Bett. Wenige Minuten später war er eingeschlafen.


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