Kapitel 3

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Hmm...hat etwas länger als sonst gedauert. Aber es hat so Spaß gemacht, ich musste es einfach auskosten. Sie wandte ihren Blick zu der goldenen Uhr, bei der sie gerade wieder die aktuelle Zeit einstellte. Riley konnte sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen, als sie an die vergangene halbe Stunde dachte. Und wie er jedes Mal geschaut hat, göttlich.

Zuvor hatte sie die blutverschmierten Handschuhe in die Jackentasche gesteckt und ihre Finger hatte sie in einer Wasserpfütze grob gesäubert. Jetzt machte sie sich auf den Heimweg, zurück zu ihrem Wohnkomplex. Die braunhaarige Frau bog ein paar Mal ab, schlenderte eine lange Seitengasse entlang und verschwand in einer Garage. Von dort aus ging sie durch eine Brandschutztür in ein Stiegenhaus und lief in den 4. Stock. Es gab nur einen Durchgang nach rechts, den nahm sie. Ganz am Ende entschied sie sich für die linke Tür und musste einen Fingerabdruck abgeben.

Hoffentlich klappt es diesmal. Ich will nicht nochmal warten bis irgendwer anders kommt und aufmacht, nur weil meine Finger nicht sauber genug sind. Das Gerät gab einen hohen Pieps-Ton von sich und sie konnte eintreten. Vor ihr erstreckte sich ein langer Flur. Der Fischgretenboden war alt und knarzte unter ihren Füßen. Die Wände waren in einem grässlichen Eischalenweiß gestrichen und der Putz unter der Farbe begann an manchen Stellen schon zu bröckeln. Nach einigen Schritten kam sie in einen größeren Saal.

„Hey, Riley! Erfolgreich gewesen?", fragte sie ein junger Mann Mitte 20 und sah sie erwartungsvoll an.

„Na klar. Mir kommt keiner davon!", meinte sie mit einem Lächeln auf den Lippen.

Der Mann erkundigte sich nach weiteren Details, die sie ihm alle freudig erzählte, während sie sich von einem kleinen Kühlschrank, der in der Ecke des Raums stand, eine Flasche Bier holte.

„Willst auch eins?"

Sie wedelte mit dem Getränk in der Hand.

„Nein, danke. Du weißt doch, dass ich kein Trinker bin."

Ah, jetzt ist George anwesend, der Antialkoholiker und Nichtraucher. Schade...hätte mich auf ein Gespräch mit Wilson mehr gefreut. Naja, man kann nicht alles im Leben haben.

„Gut, dann bleibt mehr für mich. Prost!"

„Auf einen weiteren Verlust!", schrie er fröhlich hinterher.

„Gut gesagt!"

Nach einem kräftigen Schluck, verabschiedete sie sich, doch bevor sie aus dem Zimmer gehen konnte, rief er ihr nach: „Ach ja, hätt ich fast vergessen. Megan will dich sprechen!"

Genervt rollte sie mit den Augen und murmelte noch etwas, das klang wie ‚Ach Gott, was diesmal?'. Dann verließ sie den Raum, schlenderte die hölzerne Wendeltreppe hoch in den ersten Stock und klopfte an das Zimmer mit der Aufschrift ‚Megan Foster, Direktorin der Assassin GmbH'.

Sofort bedeutete ihr eine Stimme hereinzukommen. Drinnen setzte sie sich links auf die kleine Couch und streckte ihre Beine hoch.

„Was gibt's Boss?", fragte Riley, während sie genüsslich an ihrem Bier nuckelte.

„Es gibt gute und schlechte Nachrichten, Riley."

„Zuerst die Gute."

„Du hast in den letzten Jahren exzellente Arbeit geleistet und..."

Megan wurde unterbrochen.

„Warte, warte. So beginnt normalerweise immer eine Kündigung. Willst du mich rausschmeißen?"

Sie schwang die Bein runter und sprang auf.

„Das...das kannst du nicht! Ich bin deine beste Kraft hier. Ohne mich würde nichts laufen! Hörst du? Du wirst pleite..."

„Sei doch nicht immer gleich so cholerisch. Ich will dich nicht feuern."

„Ach nein?", immer noch skeptisch.

„Nein. Wenn du mich nur aussprechen lassen würdest."

Sie nahm einen tiefen Luftzug und fuhr fort: „Und die schlechte ist, dass es langsam Zeit wird, einen Schüler auszubilden. Wir sind unterbesetzt, das weißt du, und da du eine der besten..."

„Die Beste." Sie verharrte bei ihrer Meinung.

„...die Beste", korrigierte sich Megan, „und du schon seit Jahren im Dienst bist, wärst du die perfekte Trainerin." Verblüfft starrte Riley sie an.

„Das ist doch wohl ein schlechter Scherz? Willst du mich verarschen!"

Sie begann so stark mit ihren Händen zu Fuchteln, dass sie etwas Bier auf den Teppich verschüttete.

„Niemals!"

Mit diesem Satz und einem kräftigen Zuschmeißen der Tür verschwand sie aus dem Raum. Was soll ich mit einem Schüler? Ich bin auf dem Höhepunkt meiner Karriere angelangt und bekomme einen beschissenen Schüler!

Sofort rannte sie aus dem Gebäude. Sie konnte ihre Wut nicht mehr bändigen, und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Dabei hatte sie ganz vergessen, dass sie immer noch ihre Bierflasche in der Hand hielt und diese durch die Krafteinwirkung zerbrach.

„Scheiße", fluchte Riley als ihre die schäumende Flüssigkeit an der Hand hinabfloss. Sie ließ die grünen Scherben fallen und schüttelte das ausgelaufene Bier von ihr ab. Langsam sah sie wie sich das flüssige Gold rötlich färbte.

Verdammt! Jetzt blute ich auch noch! Erst jetzt spürte sie ein unangenehmes Ziehen und bemerkte wie tief die Wunde war. Dicke, dunkelrote Tropfen bildeten sich an der offenen Stelle. Sie drückte ihre Handfläche gegen ihre schwarze Jeans und hoffte, der Schmerz würde dadurch gelindert werden. Desinfiziert habe ich es ja gleich mit dem Alkohol. Wenigstens etwas.

An der nächsten Ecke holte sie sich von der Apotheke einen Verband und wickelte ihn sich um ihre Läsion. Dann marschierte sie zur erstbesten Drogerie und kaufte sich je eine Flasche Jack Daniels und Captain Morgan, ihre Lieblingsgetränke.

Den einst so erfolgreichen Abend feierte sie mit dem Gewissen, bald eine nervige Klette unterrichten zu müssen und mit diesem Gedanken betrank sie sich auf der Parkbank, an der dieser Abend anfing.

AuftragskillerWhere stories live. Discover now