47. Power

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♪ Rock me – One Direction


Sienna

Für eine Sekunde hielt ich den Atem an und die Zeit schien still zu stehen. Ich war nicht fähig, zu sprechen, doch wie immer konnte ich mich in solchen Situationen auf Niall verlassen.

„Was ist denn die schlechte Nachricht?", vernahm ich seine Stimme.

Desnas Gesichtsausdruck veränderte sich kaum, als er zu sprechen begann.

„Wir können Ihnen leider nicht helfen, Mrs Miller."

Nialls fester Händedruck bewirkte, dass sich die Sprachblockade in mir löste.

„Warum nicht?", presste ich, mit dem Schlimmsten rechnend, hervor.

Umso mehr erstaunte mich seine Antwort.

„Weil alles in Ordnung ist. Es gibt weder Hinweise auf verklebte Eileiter, noch sonstige Dinge, die eine Schwangerschaft verhindern könnten. Sie sind kerngesund, wir haben sogar die Werte ihrer Schilddrüse bestimmen lassen. Es gibt keinerlei Hinweise, dass etwas nicht richtig arbeitet. Somit kann ich Ihnen nur sagen, dass es Ihr Kopf ist, der diese Schwangerschaft verhindert."

Mein Kopf – Aki hatte es bereits ausgesprochen, doch ich wollte es damals nicht wahrhaben. Nun bekam ich eine weitere Bestätigung, und zwar die eines kompetenten Facharztes.

„Gibt es denn gar nichts, was sie uns raten können?", richtete Niall die Frage an Desna.

„Den einzigen Rat, den ich in solchen Fällen geben kann, ist, dass man sich nicht allzu sehr auf den Kinderwunsch versteifen sollte. Aus den Unterlagen geht hervor, dass sie bereits einen Sohn haben. Wie alt ist er jetzt?"

„Er wird im November fünf", erwiderte Niall.

Desna nickte. „Ich verstehe, sie wollen den Altersunterschied nicht zu groß werden lassen."

„Ja, genau, das spielt auch eine Rolle." Die Worte kamen leicht über meine Lippen, er hatte sie mir praktisch in den Mund gelegt.

„Nun, es gäbe noch eine Alternative, die ich dann vorschlagen könnte. Allerdings ist sie kostspielig und wir können nicht garantieren, dass es klappt."

Niall und ich schauten uns kurz an, bevor wir synchron die Frage an den Arzt richteten: „Und was wäre?"

„Eine künstliche Befruchtung. Dafür gibt es mehrere Methoden, die man in Betracht ziehen kann."

Das Wort künstlich klang in diesem Zusammenhang seltsam für mich, obwohl ich natürlich wusste, dass es solche eine Möglichkeit gab.

„Keine der Techniken garantiert allerdings das Eintreten einer Schwangerschaft. Paare, die sich zu einer künstlichen Befruchtung entscheiden, sollten daher ein hohes Maß an Ausdauer, Geduld und psychischer Stärke mitbringen", klärte Desna und auf. „Aber ich denke, bei Ihnen ist das gegeben."

Wenn wir etwas mitbrachten, dann handelte es sich um diese Eigenschaften, die er gerade angesprochen hatte. Während der letzten Jahre und Monate hatte sich dies immer stärker herauskristallisiert.

„Sie müssen das nicht jetzt und hier entscheiden", fuhr Desna fort, „Sie können es sich in Ruhe überlegen. Ich werde Ihnen das entsprechende Informationsmaterial mitgeben und wenn Sie zu einem Entschluss gekommen sind, rufen Sie einfach an."

Ein aufmunterndes Lächeln seinerseits erfolgte, bevor er sich von uns verabschiedete.

„Morgen dürfen Sie wieder nach Hause, Mrs Miller. Und ich muss Ihnen noch mit auf den Weg geben, dass Sie mit dem nächsten Verkehr bitte bis nach Ihrer nächsten Periode warten sollten. Eine Bauchspiegelung ist immerhin ein operativer Eingriff." Als ich nickte, schüttelte er zum Abschied meine Hand und sagte: „Ich wünsche Ihnen alles Gute und grüßen Sie meine Schwester von mir."

Black IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt