05. First Separation

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♪ Take off – Conor Maynard


Sienna

Verzweifelt versuchte ich meine Tränen zurückzuhalten, doch es glückte nicht. Alistairs Worte rissen mein Herz regelrecht in zwei Teile.

„Sie müssen mir Ihren Sohn anvertrauen."

Meine Hände zitterten und meine Stimme bebte, als ich die Frage an ihn richtete: „Was genau bedeutet das?"

„Dass er ihn mit nach London nimmt."

Es war Niall, der das sagte und mich gleichzeitig in seine Arme schloss.

„Baby, es muss sein", wisperte er und küsste meine Tränen weg. Ich spürte, dass es auch ihm nicht leicht fiel, denn unser Sohn war sein Ein und Alles.

Krampfhaft hielt ich mich an ihm fest, es fiel mir schwer zu sprechen.

„Seit wann weißt du es?" Meine Stimme klang heiser und rau.

„Alistair hat es mir gestern Nacht noch gesagt. Als wir Liam und Sophia in der Wüste aufgegabelt haben."

Noch niemals war Kieran von uns getrennt gewesen, wenn, dann immer nur für einige Stunden. Und jetzt sollte er weggebracht werden. Ich hatte keine Ahnung, über welche Zeitspanne sich dies erstreckte und wie ich überhaupt damit umgehen sollte. Aber am schlimmsten war der Gedanke an Kieran selbst. Wie sollte ein fast Vierjähriger das verkraften? Obwohl er Alistair sehr mochte, würde er uns beide vermissen. Er würde weinen, genau wie ich es im Augenblick tat.

Alistair gab uns diesen Moment, er ließ Niall und mich einfach gewähren und wartete, bis wir uns einigermaßen gefangen hatten, bevor er erneut zum Reden ansetzte.

„Ich weiß, es ist hart, sein Kind jemand anderem anzuvertrauen. Aber ihr könnt sicher sein, dass es ihm gut gehen wird. Er wird bei Rosie und mir wohnen und außerdem regelmäßig Besuch von Harry erhalten. Ihr müsst verstehen, dass diese lange Reise, die ihr nun vor euch habt, zu anstrengend für ihn wäre. Und falls Probleme auftauchen sollten, wäre auch er in großer Gefahr. Das ist er in London, in unserer Obhut nicht, deswegen bringe ich ihn aus der Schusslinie."

Jedes einzelne Wort hatte ein großes Gewicht für mich. Jeder Satz gewann an Bedeutung. Wir würden eine lange Reise antreten. Einen Trip, der durchaus gefährlich werden konnte. Ich verstand vollkommen, was Alistair damit ausdrücken wollte und in gewisser Weise war ich ihm dankbar dafür. Kieran durfte nichts geschehen. Er war unser Leben.

Allerdings erzeugte die Vorstellung, dass er nach London gebracht werden sollte, ein komisches Gefühl in meinem Bauch. Seth, Harvey und Gwenny wohnten dort. Aber unser Sohn würde sie vermutlich nicht sehen dürfen. Außerdem konnte er auch nichts mit ihnen anfangen. Für ihn existierten unsere früheren Leben nicht. Es hätte ihn nur verwirrt, wenn Niall und ich ihm über Menschen oder Orte erzählt hätten, von denen wir nicht einmal wussten, ob er diese jemals zu Gesicht bekommen würde. Kieran sollte nicht spüren, dass die Realität unseres Lebens eine falsche war. Vielleicht konnten wir es ihm irgendwann erklären, wenn er das entsprechende Alter und die nötige Reife dazu haben würde. Aber im Moment mussten wir ihn dahingehend in Watte packen. Er war noch viel zu klein, um das alles begreifen zu können.

Langsam normalisierte sich meine Atmung ein wenig, doch ich lehnte mich nach wie vor an Nialls Schulter. Es würde furchtbar sein, Kieran nicht bei uns zu haben. Zu wissen, dass er uns vermisste, obwohl er bei Rosie und Alistair mehr als nur gut aufgehoben sein würde.

„Wann?", fragte ich nur, während ich in Alistairs Augen schaute.

„In vier Tagen. Bis dahin sollte er sich einigermaßen an mich gewöhnt haben."

Black IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt