18. Discomposure

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♪ Stormbringer – Deep Purple

Louis

Ein eisiger Wind blies mir ins Gesicht, als ich das Haus verließ, um mir eine Kippe anzustecken. Der Schnee reichte nicht wie ansonsten bis zu meinen Kniekehlen (daran hatte ich mich nämlich schon gewöhnt), sondern fast bis zur Hüfte. Durch den heftigen Sturm am gestrigen Tag war alles aufgewirbelt worden. Hier war es absolut sinnlos, Schnee zu fegen oder zu räumen. Anuun hatte uns gleich zu Beginn klar gemacht, dass wir damit zurechtkommen mussten. Ich selbst hatte damit kein Problem und schaufelte immer nur ein Stück frei, damit Freddie nicht gänzlich in der weißen Pracht versank, wenn er nach draußen ging.

Wie üblich hatte Briana ihn heute Morgen zum Kindergarten gebracht, welchen er nun fünfmal wöchentlich am Vormittag besuchte. Somit kam er wenigstens mit Gleichaltrigen in Berührung. Trotzdem fehlte ihm hier auf dem Grundstück ein Spielkamerad, vor allem am Wochenende. Eigentlich hätte er schon längst zuhause sein sollen, doch aufgrund der besonderen Vorkommnisse, war Briana außerstande gewesen, ihn dort anzuholen.

Es tat mir leid für sie, da sie eigentlich nur auf Teilzeitbasis arbeitete, doch im Augenblick sah ich keine andere Möglichkeit, um der Lage Herr zu werden. Glücklicherweise beklagte sich Briana deswegen nicht. Dass es sich bei ihr um eine ausgezeichnete und loyale Mitarbeiterin handelte, stand völlig außer Frage. Aber ihre Überstunden durften nicht zum Dauerzustand werden, schon alleine wegen Freddie. Ich wünschte mir nichts mehr, als Eleanor hier haben zu können und so, wie sich die Dinge abzeichneten, würde dies hoffentlich bald passieren.

Während ich den Rauch tief in die Lungen inhalierte, wanderten meine Gedanken zu den heutigen Ereignissen. Ich saß buchstäblich wie auf heißen Kohlen, denn meine Anspannung war noch nie größer gewesen, als zum momentanen Zeitpunkt.

Jetzt wusste ich, was Alistair damit meinte, als er vor einiger Zeit zu mir sagte, dass es nichts Nervenaufreibenderes gäbe, als seine Klienten in Sicherheit zu bringen. Bisher lag es immer in seiner Verantwortung, doch hier in Amerika oblag diese wichtige Aufgabe mir. Zum ersten Mal trug ich diese schwere Last auf meinen Schultern. Ich hatte alles getan, was in meiner Macht stand. Nun hieß es abwarten.

Am liebsten wäre ich selbst nach Jamestown gereist, um die beiden Frauen in Sicherheit zu bringen. Doch Barrow lag viel zu weit entfernt und deshalb war es notwendig, den ursprünglichen Plan komplett umzuschmeißen. Von Sophia und Sienna würde ich die nächsten vierundzwanzig Stunden nichts mehr hören, denn sie mussten untertauchen. Zumindest so lange, bis die Mafia die Spur verlor.

„Louis?"

Brianas Stimme holte mich aus meinem tiefen Grübeln.

„Ja?"

„Alistair hat sich via Skype gemeldet. Er möchte mit uns beiden sprechen."

Schnell schnickte ich die Kippe weg und folgte Briana ins Haus. Dieses Mal regte sie sich nicht darüber auf, dass ich meine Boots nicht auszog und somit den Schnee großzügig auf dem Boden verteilte.

„Hier bin ich", begrüßt ich ihn, als ich mich auf dem Stuhl niederließ, welcher direkt vor dem Laptop stand.

Briana saß neben mir und schaute genau wie ich, aufmerksam in Alistairs wache, braune Augen.

„Sind die Mädchen safe?", fragte er.

„Im Moment ja", antwortete ich und berichtete anschließend, welche Dinge ich in die Wege geleitet hatte.

Alistair nickte zufrieden, bevor er sich anschickte, eine Bemerkung zu machen, welche mich erleichtert aufatmen ließ.

„Eleanor ist auf dem Weg nach Barrow. Ihr werdet bald Unterstützung haben, sie kommt heute Abend an."

Black IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt