04. Paranoid

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♪ Paranoid – Black Sabbath


Liam

Wütend schlug ich mit dem Handballen auf das Lenkrad des Mietwagens. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll von diesem Tag und Sophias Gemecker machte es auch nicht gerade besser.

„Wenn ich gefahren wäre, wäre das nicht passiert", sagte sie, bevor sie aus dem Auto stieg und die Tür zuknallte.

„Wenn ich gefahren wäre, wäre das nicht passiert!", äffte ich sie nach.

Leider konnte sie wohl von meinen Lippen ablesen, denn binnen der nächsten Sekunde wurde die Tür aufgerissen und sie blökte mir entgegen: „Liam James Payne, hast du mich gerade nachgemacht?"

„Ja, das habe ich. Mir war danach."

Sie verdrehte die Augen, um mir dann noch einen Spruch reinzudrücken.

„Ich wäre unten stehengeblieben, anstatt diesen Weg hier zu nehmen. Jetzt haben wir uns auch noch einen rostigen Nagel in den Reifen gefahren."

„Du meinst wohl ich habe den rostigen Nagel in den Reifen gefahren", stellte ich die Sachlage klar.

Ich konnte durchaus zugeben, wenn ich die Schuld an etwas trug. Aber ob man hier allerdings von Schuld sprechen konnte, wagte ich zu bezweifeln.

„Und unser Tank ist auch fast leer."

„Das weiß ich, Darling. Was glaubst du warum ich Alistair gesagt habe, dass er Benzin mitbringen soll?"

Als sie ihren süßen Schmollmund zeigte, konnte ich mir nur mit größter Mühe das Lachen verkneifen. Eigentlich war unsere Situation alles andere als lustig, trotzdem versuchte ich die positiven Seiten zu sehen.

„Weißt du, Soph, wir hätten auch tot sein können."

„Ist das deine Entschuldigung? Sie waren uns schon lange nicht mehr auf den Fersen, geschweige denn können wir beweisen, dass man uns wirklich verfolgt hat."

„Man hat, verlass dich drauf. Ich rieche so etwas zehn Meter gegen den Wind", entgegnete ich.

„Aber einen rostigen Nagel kannst du nicht auf der Fahrbahn entdecken!"

Grinsend verschränkte ich die Arme vor der Brust, als ich sagte: „Wo bitte ist denn hier eine Fahrbahn? Ich sehe nur Wüste."

Sophias abgrundtiefes Seufzen ließ mich wissen, dass sie genug davon hatte, mit mir zu diskutieren. Vielleicht war das auch besser so, denn es brachte uns in dieser Lage rein gar nichts. Sonst war sie stets die Ruhe in Person aber heute das krasse Gegenteil.

„Alistair wird ausflippen, wenn er die Story hört."

„Das glaube ich kaum. Am Telefon klang er eher erleichtert. Immerhin hat er, glaube ich, mit schlimmeren Dingen gerechnet."

„Wie lange wird er brauchen, bis er hier ist?", erkundigte sich meine Freundin.

„Eineinhalb Stunden."

„Na super. Ich habe Durst und vor allem Hunger wie ein Bär."

„Ich hätte noch zwei Schokoriegel anzubieten."

„Zwei für mich oder zwei für uns beide?"

Obwohl sie mich so angefahren hatte, spielte ich den Gentleman. „Du kannst auch alle beide haben."

Doch sie schüttelte ihren Kopf. „Nein, einer reicht mir, nimm du den anderen."

Während wir unseren kümmerlichen Proviant verzehrten, warf ich einen Blick in den Himmel, welcher in der heutigen Nacht durch den Vollmond dominiert wurde. Leider hatte dessen Licht nicht ausgereicht, um mich davor zu bewahren, den Reifen platt zu fahren. Diesen sollte ich schleunigst wieder auf Vordermann bringen, das Reserverad hatte ich bereits im Kofferraum liegen sehen, als wir unser Gepäck am Flughafen einluden. Ansonsten kassierte ich nämlich wirklich einen Anschiss von Alistair, ganz nach dem Motto: „Was hast du eigentlich in den letzten eineinhalb Stunden gemacht?"

Black IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt