08. Uncle

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♪ Firework – Katy Perry

Harry

Grinsend stieg ich aus meinem Wagen und schnappte das große Paket, welches auf der Rückbank lag, bevor ich meine Schritte durch den liebevoll hergerichteten Vorgarten lenkte. Langsam hielt der Herbst in London Einzug, die bunten Blätter an den Bäumen waren nicht zu übersehen. Ich mochte diese Jahreszeit, die Atmosphäre, die aufkam, wenn man vor einem Kaminfeuer saß und seinen Tee trank. Doch heute würde ich keinen ruhigen Tag verbringen, der diese Dinge zuließ. Und ich war dankbar dafür.

Dankbar, dass sich Kieran, mein Patenkind, in Sicherheit befand. Ich liebte den Kleinen über alles und konnte es kaum erwarten, ihn endlich zu sehen. Bereits vorgestern war er mit Alistair in London eingetroffen, doch unser Boss hatte Eleanor und mich dermaßen mit Arbeit überhäuft, dass ich es nicht geschafft hatte, vor acht Uhr aus dem Büro zu kommen. Aber heute, am Samstag, genoss ich die freie Zeit.

Kaum betätigte ich die Klingel, hörte ich Schritte. Zu meiner Überraschung öffnete jedoch nicht Rosie die Tür, sondern eine junge Frau. Ihre dunkelbraunen Haare reichten bis knapp über die Schultern und sie trug eine Nerd-Brille. Sie musterte mich kurz mit ihren blauen Augen und rief dann: „Dad, ich glaube der Typ mit dem Yves Saint Laurent Mantel ist hier!"

Etwas perplex blieb ich am Eingang stehen, zumindest so lange, bis sie zu mir sagte: „Was ist? Bist du am Boden festgewachsen oder erwartest du, dass ich dich trage?"

„Ähm, nein. Aber ich hätte jetzt eigentlich erwartet, dass du dich vorstellst", erwiderte ich lässig.

„Oh, sorry, ich dachte, du wüsstest, dass ich Alistairs Tochter bin", kam es zurück.

„Nein, aber ich weiß es jetzt. Ich heiße übrigens Harry."

„Freut mich, ich bin Maggie."

Wir schüttelten uns kurz die Hände, bevor ich ihr in das Innere des Hauses folgte.

Nachdem ich meinen Mantel an der Garderobe aufgehängt hatte, führte Maggie, die übrigens größer war als ihr Vater, mich ins Wohnzimmer. Ruckartig flog Kierans Kopf in meine Richtung.

„Harry!", schrie er und lief direkt auf mich zu.

Sofort breitete ich meine Arme aus, schnappte ihn und wirbelte ihn durch die Luft.

„Hey, Dreikäsehoch, wie geht es dir?"

„Duuuuuuuuuuut!"

„Ja? Das ist super? Hast du schon gefrühstückt?"

„Ja."

Er strahlte mich an. Immer wenn ich Kierans Grinsen sah, erblickte ich den Teil von Niall. Seine Augen, die Nase, das Kinn, alles wirkte identisch. Aber wenn er sprach, seine Fragen stellte und die Welt erforschte, dann sah ich Sienna. Er war eine perfekte Mischung aus beiden.

„Maddie hat desad, dass ich nachher Puddin bekomme", erklärte er mit einer Ernsthaftigkeit, die mich zum Lachen animierte.

„Wirklich? Kriege ich auch welchen?"

„Klar!"

„Fein, aber jetzt lasse ich dich kurz runter, weil ich mit Alistair sprechen muss, ok?"

„Warum?"

Jetzt kamen die vielen Warum-Fragen, ich hatte es fast schon geahnt, doch durch Sienna wusste ich, wie ich das gerade umgehen konnte.

„Wir müssen schnell etwas arbeiten aber danach habe ich den ganzen Tag Zeit für dich."

„Den danzen Tad?"

Black IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt