27. Exhausting

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♪ Land of Confusion - Genesis


Sienna

Seth. Ich spürte förmlich, wie das Blut aus meinem Gesicht wich. Nur alleine die Erwähnung seines Namens sorgte dafür. Er hatte Kieran gesehen, vermutlich sogar länger mit ihm gesprochen.

Alistairs vielsagender Blick, welchen er mir zuwarf, gab mir letztendlich die volle Gewissheit.

Verzweifelt rang ich nach Fassung, denn ich wollte unseren Sohn nicht verunsichern. Er durfte nicht wissen, dass er seinem Onkel, meinem Bruder begegnet war. Jemand, der in meinem früheren Leben eine große Rolle spielte und dies irgendwie auch immer noch tat. Niemals hatte ich Seth oder Harvey vergessen. Auch Gwenny nicht, die sich nun ebenfalls in meine Gedanken schlich.

Glücklicherweise bemerkte Niall sofort, wie es um mich stand, denn er sagte geistesgegenwärtig: „Kieran, was hältst du davon, wenn du mit Alistair in die Küche gehst, um Kakao zu trinken? Mami und ich kommen gleich nach."

Mit Kakao konnte man ihn ebenso einfach locken wie mit Schokopudding, deshalb sprang er ohne Probleme darauf an.

„Au ja! Kakao!"

Seine Begeisterung kannte keine Grenzen, weshalb er sich ohne zu murren von Alistair an die Hand nehmen ließ, um in Richtung Küche zu gehen. Louis geleitete die beiden dorthin, sodass Niall und ich diesen Moment für uns alleine bewältigen konnten.

Ich zitterte am ganzen Körper und schlug die Hände vor das Gesicht

„Oh mein Gott, er hat meinen Bruder gesehen und Seth hat ihn gesehen", schluchzte ich vollkommen fertig.

Niall nahm mich in seine Arme und flüsterte leise: „Das ist traurig und schön zugleich. Ich wünschte, wir könnten es Kieran erklären, aber er ist noch zu klein, um es zu verstehen."

„Leider."

Mit einer fahrigen Handbewegung wischte ich mir die Tränen von den Wangen.

„Es tut so weh, Niall", wisperte ich. „Ich würde Seth, Harvey und Gwenny so gerne noch einmal sehen. Ich vermisse sie so. Ich weiß, dass es unfair ist, das zu sagen, denn ich habe mich damals ganz bewusst für dich entschieden. Mir war klar, dass ich mein altes Leben nie wieder zurückbekommen würde. Aber manchmal-."

Ich brach ab und schaute in seine blauen Augen, die verständnisvoll und gleichzeitig traurig dreinblickten. Beruhigend streichelte er über mein Haar, küsste mich sanft auf die Lippen und sagte: „Es ist nicht unfair, es ist nur menschlich, was du empfindest. Glaube mir, auch ich denke oft an meine Familie in Irland."

Mit geschlossen Augen kuschelte ich mich an ihn. „Es ist gut, dass wir uns haben, Niall. Ich liebe dich, das werde ich immer tun."

„Ich liebe dich auch, Sienna und ich wünschte, ich könnte dir so manches erfüllen, was in deinem Kopf vorgeht. Aber leider bin ich dazu nicht in der Lage."

Sanft streichelte er meine Wange, bevor wir Hand in Hand in die Küche liefen, wo Alistair gemeinsam mit Kieran, Louis und Briana am Esstisch saß. Kieran trank einen Kakao, während Alistair sich für Tee entschieden hatte.

„Mami, hier wohnt noch ein Junge", plapperte Kieran drauflos.

„Ja, ich weiß", erwiderte ich lächelnd, wobei mein Blick zu Briana ging.

Sie musste unseren Sohn bereits darüber aufgeklärt haben, dass ein Spielkamerad für ihn zur Verfügung stand. Jetzt blieb nur noch zu hoffen, dass die beiden sich gut verstanden.

Black IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt