02. San Giuliano

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♪ Hotel California – The Eagles


Sienna

Der Moment, in welchem ich in Alistairs Augen blickte, ließ meine Welt zusammenbrechen. Ich wusste, dass sich alles ändern würde, dass wieder Jagd auf ihn gemacht wurde. Aber nicht nur Niall befand sich in Gefahr, sondern Kieran und meine Wenigkeit ebenso.

„Es tut mir leid, Sienna", lauteten Alistairs ernste Worte an mich. „Ich wäre gerne unter anderen Umständen hierhergekommen. Niall weiß bereits, was geschehen ist."

„Man hat uns gefunden, richtig?"

Meine Stimme zitterte, als ich diesen Satz aussprach und ich spürte den Kloß in meiner Kehle, der alles zuschnürte. Ich wollte nicht weinen, doch ich war zu schwach, um dies unterdrücken zu können. Warum passierte das alles?

Das Nächste was ich spürte, waren Nialls Arme, die mich umfassten. So stark und doch so liebevoll.

„Baby, wir müssen weg von hier. Aber du brauchst keine Angst zu haben, Alistair ist bei uns."

Er versuchte zuversichtlich zu klingen, doch ich wusste, dass es in seinem Innersten anders aussah. Niall konnte mir nichts vormachen und ich ihm ebenso wenig. Dafür kannten wir uns zu gut, dafür waren unsere Herzen zu eng miteinander verflochten. Jetzt ließ ich meinen Tränen wirklich freien Lauf, zumindest für einen Augenblick. Hilflos klammerte ich mich an meinen Mann, unfähig irgendetwas zu tun.

Während Niall behutsam mit einer Hand über meinen Rücken fuhr, begann Alistair erneut zu sprechen.

„Bitte packt nur das Nötigste zusammen. Nehmt eure Badesachen mit und vor allem Spielzeug für Kieran, am besten seine Lieblingssachen. Jeder von euch sollte wirklich nur einen Koffer dabei haben, sowie eine Art Handgepäck. Erzählt Kieran, dass wir eine Reise machen und uns mit Freunden treffen."

Es fiel mir schwer, mich zusammenzureißen, doch ich musste es tun. Sich um Kieran zu kümmern und ihn nicht wissen zu lassen, in welcher Gefahr wir derzeit schwebten, hatte oberste Priorität. Langsam löste ich mich von Niall, schaute kurz in seine blauen Augen und stieß einen Seufzer aus. Nachdem ich mir die Tränen aus den Augen gewischt hatte, küsste ich ihn sanft auf den Mund.

„Ich muss hoch, zu Kieran. Seine Sachen müssen zuerst gepackt werden."

Niall nickte mir zu, bevor ich mich in Bewegung setzte.

Wie zu erwarten, war unser Sohn schon mächtig ungeduldig, als ich in seinem Zimmer eintraf.

„Mami, wann kann ich zu Papi?", fragte er sofort.

„Gleich, mein Schatz. Aber vorher habe ich eine große Überraschung für dich. Wir machen eine Reise, wir fahren weg."

Kieran schaute mich ungläubig an.

„Wo denn hin?"

„Das ist die Überraschung. Ich weiß es selbst noch nicht, nur, dass wir uns dort mit Freunden treffen."

„Juchu! Ist Harry auch da?"

Ich schluckte, während ich begann, einige T-Shirts aus seinem Kleiderschrank zu holen. Was sollte ich nun sagen? Ich hatte keine Ahnung, was uns erwartete und da ich seine Hoffnung nicht zunichtemachen wollte, antwortete ich lediglich mit einem „Ich denke nicht, mein Schatz. Denn er muss arbeiten."

Kieran sah ein wenig traurig aus, doch als ich ihn aufforderte, sein Lieblingskuscheltier, sowie seine favorisierten Spielsachen auszusuchen, war er sofort Feuer und Flamme. In der Zwischenzeit packte ich seine Sachen zusammen. Das Spielzeug sollte im Handgepäck, einem kleinen Köfferchen mit Superman Print, seinen Platz finden. Diese Figur war sein absoluter Held. Harry erzählte ihm oftmals Geschichten über Superman, wenn er uns besuchen kam.

Black IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt