21. Überraschung

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Den nächsten Tag drücke ich mich erneut davor, die News über Zlatan zu lesen – die Seite mit den Suchergebnissen habe ich ja am Abend vorher nicht geschlossen. Das hole ich dann mittags schweren Herzens nach. Ich will es nicht wissen. Ich ertrage es nicht. Das tue ich mir nicht an, ich bin zwar verletzt, aber nicht komplett blöd. Ich treffe die letzten Vorbereitungen für meine Abschlussbesprechung morgen und mache einen ausgiebigen Spaziergang mit Wotan. Er freut sich darüber, aber so richtig kann ich es nicht genießen. In meinen Ohren dröhnt ein italienischer Song nach dem anderen. Ich bin wohl doch auf Selbstzerstörung aus. Denn Italienisch erinnert mich leider immer nur an eine einzige Sache. An einen einzigen Menschen. An Zlatan. Gott, wie habe ich es geliebt, wenn er mal Italienisch gesprochen hat. Das war so unfassbar sexy. Abgenervt ziehe ich mir die Kopfhörer herunter und starre auf das weite Grün vor mir und sehe Wotan dabei zu, wie er im Akkord die Bälle apportiert. Wenigstens einer hat hier Spaß. Ist ja mal was. Als ich wieder zurück bin, drückt mir meine Mutter das Telefon in die Hand. Verwirrt sehe ich sie an, halte es mir aber dennoch ans Ohr.

„Hey, Süße! Wieso erreicht man dich denn nicht auf'm Handy?" Clara. „Hab's nicht mitgenommen, was gibt's denn?", frage ich ziemlich unfreundlich. „Du hast doch morgen dein Abschlussgespräch und ich dachte dass wir danach bei dir grillen können? Und mal anstoßen?", quiekt sie freudig in den Hörer. Ich unterdrücke ein lautes Seufzen und erwidere nur: „Und wieso bitte hier?" „Na ihr habt den besten Grill und außerdem bist du auch mal dran den Gastgeber zu mimen!", meint sie und ich kann es nicht fassen, dass sie denkt, ich hätte Bock auf diesen Schwachsinn. „Komm schon! Ich hab noch was gut bei dir, für die Aktion an meinem Geburtstag!", mault sie. Knurrend sage ich: „Von mir aus, du Quälgeist!" Glücklich quietscht sie mir ins Ohr, wieder einer dieser Momente, in denen ich mich ernsthaft frage, wie es möglich ist, dass wir beste Freundinnen sind. Ich drehe mich zu Thomas um und will vollkommen gelangweilt von ihm wissen: „Können wir morgen hier grillen?" Er sieht auf und grinst: „DU willst grillen? Du hasst das!" Ich verdrehe die Augen, wo er Recht hat, hat er Recht. Ich kann es tatsächlich nicht sonderlich leiden. Es dauert ewig, die Klamotten riechen danach mehr als komisch und im Endeffekt werden diese ‚Grillereien' ja doch nur dazu genutzt, um sich volllaufen zu lassen und vollzustopfen. Kann ich auch ohne den verdammten Grill. „Ja, was nu?!", motze ich ihn an. Er zuckt mit den Schultern. „Sicher, macht ruhig. Nur der Grill muss am Ende wieder sauber sein." „Jaaaa, mein Gott. Okay, danke", sage ich noch und meine zu Clara: „Haste gehört?" „Ja, ich habe gehört, wie lieb du schon wieder zu dem armen Thomas warst. Aber cool, dann kommen wir morgen um 18 Uhr zu dir!" Ich will mich schon verabschieden, als mir dann doch einfällt, was mich an ihrer Aussage so stutzig macht. „Wer ist eigentlich wir?" Clara schweigt, antwortet mir dann nach einer kurzen Pause doch. „Naja, Erik, Auba – ach keine Ahnung, halt einige der Jungs und ihre Freundinnen." Ahja. Also eigentlich alles Menschen, die ICH nicht kenne. Toll. Moment mal, da fehlt doch einer?! „Was ist mit Marco?" „Ähm, ja der, der wohl auch. Wieso?", flötet sie scheinheilig ins Telefon und erwartet wohl einen Freudenschrei meinerseits. Das kann sie vergessen! „Na toll. Vielleicht bastelst du noch Namensschilder für MEINE Gäste. So wie das klingt, kenne ich maximal vier davon! Wirklich 'ne super Idee, die du hattest! Bis morgen!", pampe ich sie an und lege einfach auf.

Was soll denn auch dieser Mist schon wieder? Die halbe Mannschaft einladen, von der ich aber nur ein paar kenne und das Ganze als MEINE Grillparty tarnen? Na da steh ich ja gar nicht dumm da, wenn ich denen die Hand schüttle und jedes Mal erst fragen muss: „Ach entschuldige, und wer bist du eigentlich?!" Schnaubend knalle ich das Telefon in die Ladestation und gehe in mein Zimmer. Ich hasse diese Aktionen von Clara! Sie hat das schon oft durchgezogen und mich damit jedes Mal irgendwie in die Scheiße geritten. Jedes Mal hat sie auch ein ganz bestimmtes Ziel damit verfolgt. Mich mit irgendwem zu verkuppeln oder selbst einen Kerl abzuschleppen. Bei mir endeten diese von Clara organisierten Parties, egal welcher Form, entweder damit, dass ich so voll war und kotzend über dem Klo hing oder mich vor meinem Auserkorenen anderweitig so zum Honk machte, dass der nie wieder ein Wort mit mir wechselte. Oder wir übertrieben es so heftig mit der Feierei, dass mir danach so viele Strafen aufgebrummt wurden, dass mir ganz schwindelig wurde. Denn da war ich ja alleine dran Schuld. Schon klar. Clara war da immer fein raus. Also alles in allem ziehe ich jedes Mal die Arschkarte, wenn sie so etwas anleiert. Meine fehlende Begeisterung sei mir also verziehen. Aber ich weiß, ich hätte sie nicht davon abhalten können. Da ich auf diese ewige Quengelei keinen Bock hatte, hab ich einfach gleich nachgegeben – ist leichter so. Und weniger belastend für meine Nerven. Die sind eh schon zum Zerreißen gespannt, da muss ich es nicht noch provozieren.

Unruhig hopse ich auf meiner Couch rum und halte es nicht aus. Ich bin so geladen, das muss irgendwo hin! Sitzen hilft da nicht, also springe ich wieder auf und flitze die Treppe hinunter. Dabei laufe ich Thomas direkt in die Arme, der mich abfängt. „Schatz, Stopp, Stopp, Stopp! Was ist los?!" Er fängt meinen ganzen Schwung ab und ich gerate ins Straucheln. „Dad, oh Gott!", japse ich erschrocken. „Komm mal mit, ich wollte etwas mit dir besprechen", erwidert er lächelnd und legt seinen Arm um meine Schulter.

Widerwillig lasse ich mich von ihm ins Wohnzimmer schieben und setze mich auf die Couch. „Was ist denn?", frage ich hibbelig. „Weißt du, ich denke, du brauchst mal einen Tapetenwechsel." Verwundert lege ich den Kopf schief und warte, was da jetzt kommt. „Hier", erklärt er und hält mir einen großen Umschlag unter die Nase. Irritiert nehme ich ihn entgegen. „Mach auf, Schatz!", fordert er mich auf. Ich öffne das Kuvert und es fallen zwei Flugtickets heraus. Ungläubig starre ich auf das Papier. Saint Tropez, das steht da. Meiner und Claras Name. Laut den Daten fliegen wir in wenigen Tagen und bleiben 14 Tage. „Was?", entfährt es mir, ich schaue ihn mit großen Augen an. „Ihr macht Urlaub in St. Tropez, Clara und du. Du sollst auf andere Gedanken kommen und dich erholen. Du hast in letzter Zeit viel durchgemacht", redet er sanft auf mich ein und ich kanalisiere meine Energie einfach darin, ihm um den Hals zu fallen und mich zu bedanken. Er bekommt einen Schmatzer auf die Wange und ich freue mich wirklich unglaublich. Mein Urlaub ist gerettet und die Geste von ihm ist einfach nur unsagbar lieb. „Danke, Dad. Das ist so klasse! Ich hab dich lieb", flüstere ich und er drückt mich an sich.

Ich war in den letzten Wochen nicht sehr nett zu ihm, ich war oft motzig, unfreudlich und eine hysterische Zicke. Doch er überrascht mich trotzdem. „Ich dich auch, Prinzessin. Es wird alles wieder gut, glaub mir", murmelt er und hält mich noch einen Moment in seinen Armen. Ich hoffe so sehr, dass es die Wahrheit ist. Ich hoffe so sehr, dass ich endlich vergessen und mich von meinem verletzten Stolz und dem Liebeskummer verabschieden kann. Es klingt lächerlich, aber diese Gefühle machen mein Leben nach und nach kaputt. Das sollte ich nicht zulassen, aber es ist so schwer weiterzumachen und sich von dem Traum zu verabschieden, den ich hatte. Den Traum von Zlatan und mir.

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Awww, ist das nicht lieb von Thomas ?? Wie wird wohl diese Grillparty laufen? Vivi igelt sich ja schon wieder ein...

Hoffe, das Kapi hat euch gefallen? Lasst mir was da *-*

Knutscha,

Eure Mercy aka  Floraly ❤

INVICTUS - Liebe auf den 2. Blick [Marco Reus] | ✓Where stories live. Discover now