27. Kapitel - Feder & Drama

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Meine Atmung wurde immer schwieriger während sich das Blut der offenen Wunde auf mein ganzes T-Shirt verteilte und das Blut aus meinen Mund runter tropfte. Meine Sicht war gerade dabei sich endgültig zu verabschieden, als sie sich schon veränderte und ich schnell erkannte das ich in der Hölle war. Mein Vater mit besorgter Miene über mir. Er hat mich anscheinend zu sich gerufen.  

Jetzt lösten sich auch Tränen aus meinen Augen. "I-Ich will nicht Qualen er-erleiden." hauchte ich verzweifelt und traurig während ich weiterhin in das Gesicht meines Vaters schaute. Er schüttelte auch mit feuchten Augen sein Kopf und sagte irgendwas zu mir, doch ich nahm durch mein Gehör nur noch alles gedämpft wahr. 

"Das wirst du nicht. Es gibt ein Weg." das waren die einzigen Wörter die meine Ohren wahrnahmen und mich mit neuer Hoffnung durchfluteten. Ich hörte gedämpft wie mehr Leute hier in den Thronsaal eintraten, doch konnte ich sie nicht sehen. Ich wusste nur das ich sie kannte, da mir ihre Stimmen bekannt vorkamen.  Etwas sanftes legte sich auf meine Wunde und dann sah ich nur noch blendendes, weißes Licht und dachte das sei nun doch mein Ende...

****

Tief durchatmend wachte ich auf und setzte mich auf. Alarmiert schaute ich mich und sah das ich nicht mehr in der Unterwelt war. Ich war wieder am Hintereingang der Schule und sah auch gleich das Ryan vor mir war und mich anscheinend beobachtet hat.

"Was-Was ist passiert?" fragte ich aufgelöst und als die Erinnerungen in mir hereinprasselten, nahm ich mein - immer noch blutiges - T-Shirt hoch und sah das bei der Dolchwunde nur noch eine Narbe war. Was schon außergewöhnlich war, denn eigentlich hatten Dämonen keine Narben. 

"Du hast dich wohl schon an das erinnert. Wir haben dich geheilt. Keine Waffe ist unbesiegbar. Wir mussten einen der Erzengel vom Himmel herbestellen, denn nur eine heilige Engels-feder heilte diese Wunde. Wir haben es noch rechtzeitig geschafft. Wir suchen bereits nach den Täter und werden ihn wieder in die Hölle befördern, keine Sorge." erklärte er und lächelte mich warm an. Da ich immer noch ein bisschen aufgelöst war, umarmte ich Ryan fest der mich auch gleich noch enger an sich drückte.

"Ich muss wieder zurück, da unten geht das Chaos ab. Wir sehen uns bald, Kleine." verabschiedete er sich mit einen Kuss auf meiner Stirn und wurde eins mit der Dunkelheit.  Jetzt erst erkannte ich auch das es bereits Nachts war. 

Keuchend rappelte ich mich vom Boden auf und lief nach Hause. Wenige Menschen liefen mir noch entgegen und schauten mich seltsam und krank an, was womöglich noch an meinen Erscheinungsbild lag. Mein weißes T-Shirt war nämlich zur Hälfte blutrot und ich spürte selber noch an meinen Lippen und Kinn wie dort das angetrocknete Blut klebte. 

Ich kam vor Blair's Haustür zu stehen und bückte mich um den 2. Schlüssel aus dem Versteck zu holen und mich somit rein zu befördern. Drinnen schloss ich wieder leise die Tür hinter mir und zog mich genauso leise aus. Ich war gerade auf den Weg nach oben, als ich Rechts etwas flimmern sah und dies mein Blick dahin lockte. 

Der Fernseher war an und lief mit leiser Lautstärke vor sich hin. Rider war davor mit müden Augen, versuchte dabei nicht einzuschlafen. Ich fragte mich warum? Wenn er so müde war, wieso saß er da noch und schlief lieber nicht in Ruhe? 

Da ich immer noch wohler Blut war und lieber nicht so Rider begegnen sollte, entschloss ich mich doch lieber auf den Weg nach oben zu machen. Doch da ich noch nicht nach vorne schaute, bemerkte ich erst zu spät die Kommode im Flur und stieß mit meiner Hüfte gegen die Ecke, worauf mir ein "F*ck!" entwich. Auf der Hoffnung das Rider mich dennoch nicht bemerkt hatte, versuchte ich meinen Weg fortzusetzen. Klar, wir Dämonen hielten mehr Schmerzen aus aber die Ecke einer Kommode verursachte dennoch kurz einen Schmerzensschrei.

"Kyra!?" ertönte da schon die entfernte Stimme von Rider. Kurz kniff ich innerlich fluchend meine Augen zusammen, bevor ich ihm antwortete. "Alles gut." 
Ich wollte auf keinen Fall das er mich so sah, denn dann müsste ich nur noch mehr erklären. Am Ende würde auch noch er sich tausend Sorgen um mich machen, wie die beiden Mädchen jetzt schon. 

Doch als ich die stampfenden Schritte von ihm näher kommen hörte, drehte ich mich wieder zur Treppe um, sodass er wenigstens mich nicht von vorne sehen konnte und somit nicht das ganze Blut.

"Gott, Kyra! Ich hab mir Sorgen gemacht! Du bist nie aus dem Schuleingang gekommen und warst auch sonst nirgends in der Nähe." sagte er erleichtert. Na toll, er hat sich allein wegen des Verschwinden Sorgen gemacht, was kommt dann wenn er mich so sehen würde?

"Ehm ja. Ist aber alles gut." antwortete ich verklemmt und wartete darauf das ich hier so schnell wie möglich weg konnte ohne das er mir hinterher rennen würde. Ich hörte wie seine Schritte langsam noch näher kamen und verfluchte ihn in den Moment immer mehr. 

"Erzähl keine Lügen. Du hast doch irgendwas." entgegnete er.  Er berührte meinen Arm und ich setzte meine ganze Hoffnung drauf das er nicht gleich vor hat mich umzudrehen. Doch meine Hoffnung war wohl in diesen Moment für'n Arsch. Er wirbelte mich herum und seine Augen wurden so riesig wie noch nie als er sah wie ich aussah. 

"Scheiße Kyra! Du siehst alles andere als gut aus!" entfloh ihm direkt aus dem Mund. Was er nicht sagt! 
"Ja. Ich bin mir sicher das ihr Menschen nach einer Fast-Ermordung auch nicht so gut ausseht." versuchte ich scherzend die Stimmung zu lockern, aber das ging wohl nach hinten los. Sein Gesicht wurde nur noch entrüsteter.   

"Ermordung?!" sagte er etwas lauter ungläubig. "Pssssht! Hier schlafen welche." erwiderte ich dabei nur. 
"Scheiße man, dass ist mir doch jetzt egal! Du wurdest fast ermordet!"  "Dem bin ich mir ziemlich bewusst geworden. Du brauchst es also nicht rum zu schreien." antwortete ich nur genervt. Langsam ging mir das Drama in dieser Welt auf den Sack.

Wenn jemand bei uns fast ermordet worden wäre, hätten meine Freunde eher so reagiert, dass sie stolz mir auf die Schulter geklopft hätten und gesagt hätten: "Kam wohl heute doch noch nicht der Tag wo du in die ewigen Qualen rutschst." oder so ähnliches. Aber alle hätten so etwas mit einen Grinsen im Gesicht gesagt und vielleicht sogar gefragt, wie es war fast zu sterben als Dämon. 
Aber sie hätten nicht zehntausend Mal rum geschrien, dass ich fast ermordet worden wäre!


Teufelin auf UmwegenWhere stories live. Discover now