17. Kapitel - bunte Nacht zusammen

3.1K 189 6
                                    


Schwer schluckend schaute ich zu ihm auf. Seine Haare lagen total durcheinander auf seinen Kopf, doch machte das ihn noch heiß-....hässlicher! Genau. 

Immer noch ohne eine Wort zu sagen starrte er mich ausdruckslos an. Ich war verwirrt als er plötzlich seine Hand ausstreckte. Als ich nichts tat und ihn nur fragend anschaute, deutete er mit seinen Augen auf den Zeichenblock in meinen Händen. Verstehend gab ich ihm mit einen schuldigen Lächeln zurück, worauf er ihn weider sanft auf sein Nachttisch legte. 

"Welche gefielen dir am meisten?" fragte er plötzlich und ich war zuerst zu verwundert darüber das keine Wut in seinen Ton lag sondern eher amüsiert, bis ich seine Frage in meinen Gehirn wahrnahm. "Was?" flüsterte ich verwirrt. Ich wusste selber nicht warum ich flüsterte, immerhin war er ja jetzt schon wach.   "Meine Zeichnungen. Welche fandest du am besten?" fragte er erneut mit noch rauer Morgenstimme. Ich überlegte und ließ nochmal alle Bilder in meinen Gedächtnis auftauchen.

"Am besten fand ich generell die Graffiti-Bilder. Hast du die Wand dort auch selber gemacht?" entgegnete ich und deutete fragend auf die Wand vor dem Bett. Er schaute kurz dahin und dann wieder genau in meine Augen, was mich kurz erschaudern ließ. Was ist mit mir los? 

"Ja. Ich zeichne sehr oft, aber spraye ich auch manchmal." erklärte er, wobei ich immer noch ein bisschen drüber verwundert war warum er plötzlich so nett zu mir war. Auf einmal entfernte er sich von mir zu seinen Schrank wo er Anziehsachen rausholte und diese schließlich sich auch überstreifte. Erst jetzt fiel mir auf das er nur in Boxershorts die ganze Zeit vor mir stand. 

Er holte anschließend etwas aus einer weiteren Schublade. Es sah aus wie ein Rucksack, doch schepperte der Inhalt darin. "Willst du heute noch schlafen oder was lustiges mit mir jetzt unternehmen?" fragte er schief grinsend und ich hatte so das Gefühl das es wirklich lustig werden würde, deswegen nahm ich sein Angebot an. 

Wir zogen uns Schuhe und Jacke noch an und liefen raus. Ich folgte brav Rider, denn er hatte wohl schon einen festen Plan wohin es geht. Ich wurde etwas unsicher als er dann in eine kaum sichtbare Gasse ging und dort anschließend irgendwelche Treppen runter. Doch aus irgendein Grund vertraute ich Rider...im Moment!

Als wir unten ankamen, war ich mehr als beeindruckt und mit leuchtenden Augen schaute ich mich um. Ich konnte mich nicht entscheiden wo ich zuerst hinschauen sollte. Während ich mit staunenden offenen Mund mir weiter den bunten Tunnel anschaute wo an jeder Stelle Graffiti war, trottete ich Rider hinterher. 

"Hier gehe ich manchmal mit ein paar Kumpels hin und wir sprayen stundenlang. Jeder an seinen eigenen Werk und am Ende schauen wir die der anderen immer an." erklärte er mit einen stolzen Lächeln. 
Wir waren nun etwas weiter entfernt von der Treppe und die Bilder wurden immer weniger. 

"Da du von meinen Graffiti so begeistert warst, darfst du auch hier was versuchen hin zu sprayen." sprach er weiter und nach seinen Satz schellte mein Kopf glücklich zu ihn. "Aber...ich kann doch was nicht." zweifelte ich und schaute peinlich auf den Boden. "Ich helfe dir natürlich. Meine Werke waren am Anfang auch nicht so das Ganze." lachte er und stellte den Rucksack vor uns ab. Als er ihn öffnete kamen verschieden farbige Spraydosen hervor. 

"Als erstes solltest du dich entscheiden welches Wort du nehmen willst." wies er mich an und sofort grübelte ich über ein Wort nach. "Devil." entschied ich mich ganz einfach, da dieses Wort wörtlich zu mir passte. Er zog überrascht seine Augenbrauen zusammen, nickte dann aber einverstanden. 

So fingen wir an zusammen loszusprayen und hatten wirklich viel Spaß dabei. Nach geschätzt 2 Stunden waren wir fertig und ich war eigentlich wirklich überrascht davon wie gut es aussah, obwohl ich sowas noch nie gemacht habe. 

Wir setzten uns auf den Boden und lehnten uns auf die gegenüberliegende Wand unseres Graffitis. "Warum bist du so anders auf einmal?" stellte ich die Frage die mir die ganze Zeit schon auf die Zunge brannte. Ich spürte wie er sein Gesicht zu mir drehte und mich anschaute, doch ich schaute weiter stur geradeaus. "Das war eine Ausnahme. Ich hab eben auch mal gute Tage." Ich war plötzlich enttäuscht von seiner Antwort. Vielleicht weil wir soviel Spaß hatten und ich es schön fände, würden wir das öfter tun.

"Wie hast du eigentlich bisher immer gelebt? Ich meine, in deiner alten Stadt. Du scheinst so, als ob hier das meiste neu für dich wäre." fragte er auf einmal interessiert. Er konnte ja nicht wissen, wie neu alles für mich war. Die gesamte Welt von ihnen war für mich neu. 

Bisher habe ich nie Menschen getroffen die noch lebten und dies auskosteten. Immer nur sah ich die Menschen die gestorben sind und somit einige bei uns ankamen. Wie traurig und deprimiert sie waren. 

"So als ob ich in einer anderen Welt gelebt hätte, in der niemand Lebensfreude hatte oder sein Leben auskostete." antwortete ich sehr nah an der Wahrheit. "Wie kam es dazu das du von deinen alten Ort weggezogen bist?" befragte er mich weiter neugierig, wobei ich langsam nervös wurde bei seinen Fragen. Ich könnte nicht für jede Frage in Moment eine Lüge auftischen. 

"Sagen wir mal, ich wurde von dort rausgejagt." entgegnete ich und schnaubte auf als ich wieder die Bilder vor mir hatte wie Dämonen sich gegen mich verschworen und mich los werden wollte. Rider lachte neben mir auf, weswegen ich zu ihm verwirrt schaute. 
"Was hast du denn getan damit es soweit kommen konnte?"  "Rein gar nichts. Ich war einfach nur eine Tochter." sagte ich bedrückt als mir wieder die Gedanken kamen das keiner mit mir was zutun haben wollte weil ich die Tochter vom Teufel bin. Hier war das nichts so. 

"Verstehe." sagte er darauf monoton. "Du kannst nicht zufällig nachschauen wie spät es ist?" Verwundert darüber das ich selber nicht auch mal auf die Uhr achtete, holte ich meine Handy hervor was ich zum Glück noch mit nahm. "Es ist bereits 9 Uhr und die 2. Stunde hat längst angefangen." sagte ich mit geweiteten Augen und sprang auf, was mir Rider nachmachte. 

"Okay. Dann rennen wir schnell nachhause und dann kannst du bei mir mitfahren." schlug Rider vor und damit rannten wir los. Als wir drinnen ankamen, holten wir beide schnell unsere Taschen und rannten dann weiter in die Garage zu seinen Auto.

Sofort raste er los während ich erstmal im Sitz verschnaufte. Als wir schon nach wenigen Minuten auf den Schul-Parkplatz ankamen,stiegen wir eilig aus und rannten über Schulhof. Einige Meter vor den Schuleingang, hielt ich Rider am Arm ab. Er schaute mich fragend und verwirrt an. "Danke. Für die Nacht heute." sagte ich lächelnd und gab ihn schnell einen Kuss auf die Wange bevor ich dann nach drinnen eilte zu meinen Unterricht. Auf den Weg dorthin stellte ich mich mehrere Fragen im Kopf.

Warum hab ich ihn auf die Wange geküsst? Eine Umarmung hätte doch auch gereicht! Und warum musste ich den Satz so formulieren? 'Danke.Für die Nacht heute.' Als ob ich mit ihm sonst was gemacht hätte. Was ist wenn das jemand gehört und gesehen hat? Ich will nicht wissen wie die Gerüchteküche dann abgeht. Aber was konnte ich denn dafür das, dass alles eben in der Nacht war. 'Danke für den Tag heute' wäre ja etwas unlogisch gewesen.
Warum zerbreche ich mir im Moment überhaupt darüber den Kopf? 

Immerhin komme ich gerade zu spät zum Unterricht und dann muss ich mich noch Jax stellen, da ich diesmal nicht fliehen kann. Warum ist nochmal alles so kompliziert in meinen Leben? 

Teufelin auf UmwegenWhere stories live. Discover now