Epilog

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Epilog

Madison

Ich schütte den ganzen Inhalt der Flasche in meinen Mund, ignoriere dabei Alles, was dabei in mir und meinen Kopf vor sich hergeht, trinke ein wenig Wasser. Zu fühlen, wie die Pillen meine Kehle hinunter gleiten, lässt mich eine Art Frieden fühlen. Aber nicht komplett.

Ich möchte Schmerzen spüren, etwas mehr. Ich bemerke, dass wenn Menschen in Filmen Pillen zu sich nehmen, oftmals überlebend enden. Ich möchte nicht überleben. Ich will sterben und endlich in vollkommenem Frieden sein. Ich entscheide mich dazu, mein Handgelenk aufzuschneiden.

Es wird sich nicht wie Ritzen anfühlen, es wird schlimmer sein. Schmerzhafter. Dieses Mal werde ich nicht nur so tief schneiden, um genug Schmerz und ein Ziehen zu spüren, sondern tief genug, um eine Vene zu treffen. Das wird es sein. Danach kommt nichts mehr.

Ich renne nach unten und begebe mich in die Küche. Auf dem Weg dorthin falle ich beinahe über den Hund, welcher auf dem Boden liegt. Plötzlich, als ich so auf Phil hinabschaue, fühle ich eine Art Emotionen durch meinen Körper fließen. Ich empfinde Reue, Schuld, Trauer. Aber nicht so wie sonst. In der vergangenen Woche wurde ich immer depressiver und habe genau diese Gefühle auch gespürt, doch nicht in dieser Weise.

Nun fühle ich mich schlecht, da ich meine Familie verlasse, meinen Ehemann, Tochter und unseren Hund. Was werden sie tun, nachdem ich weg bin? Wie wird Shawns Reaktion aussehen, wenn er zu Hause ankommt, mich im Arbeitszimmer entdeckt, auf dem Boden in meiner eigenen Blutlache liegend?

Dieser Gedanke verlässt meinen Kopf jedoch wieder ganz schnell, als mir klar wird, ich bin nur eine Belastung. Zu was dient mein Leben denn eigentlich? Sicherlich werden sie fröhlich sein, wenn ich gestorben bin. Auch ich werde glücklich sein, doch schlagartig fühle ich nicht mehr so.

Ich stehe dort, in der Mitte des Wohnzimmers, mein Kopf schwerer werdend, von Sekunde zu Sekunde. Ich sollte ein Lebewohl hinterlassen, einen letzten Brief, welcher Shawn die Situation erklärt. Ich sollte ihm mitteilen, dass es mir leid tut. Dass ich nicht wollte, dass so etwas geschieht. Nichts davon.

Ich möchte nicht dort, über meinen Tod nachdenkend, stehen. Ich möchte nicht wissen, wie viel schöner ihre Leben nach meinem Ableben sein würden. Ein Schluchzen entweicht meinem Mund, doch ich fange mich schnell wieder, noch bevor ich zusammenbrechen kann.

Ich schnappe mir ein Messer und renne zurück ins Arbeitszimmer. Schnell schreibe ich einen Brief, dieses Mal geben meine Augen meine Emotionen preis und ich heule sie mir aus. Ich vervollständige den Brief und lege diesen zu den Restlichen. Zusammen liegen sie nun auf einem Stapel neben mir.

Ich nehme das Messer in die Hand und halte es an mein Handgelenk. Ich presse es gegen meine Haut, fühle diese reißen, Tränen strömen mein Gesicht hinab. Mein Kopf schnellt zur Tür, als ich höre wie die Haustür geöffnet wird. Schnell drücke ich das Messer noch tiefer in meine Haut, öffne eine Vene.

Fast lasse ich einen Schmerzensschrei zu, kann ihn jedoch rechtzeitig verhindern. Schritte ertönen, kommen immer näher und auf einmal fängt Rosie an zu schreien. Die Schritte verschwinden nun in eine andere Richtung, zu Rosies Zimmer.

Plötzlich möchte ich das nicht mehr machen. Ich ziehe das Messer heraus, bereue alles maßlos. Ich versuche mich zu erheben, erfolgreich. Überall wo ich hingucke befindet sich Blut und bei diesem Anblick dreht sich alles in meinem Kopf. Meine Beine bringen mich zur Tür, die ich auch sogleich aufreiße. Mein Kopf wird immer schwerer.

So schnell ich kann stürze ich zu Rosies Raum und halte an ihrer Zimmertür an. Shawn steht neben dem Kinderbett, hält sie und wiegt sie hin und her. Noch schneller suchen sich die Tränen einen Weg aus meinen Augen.

"Shawn"

Ich kann gerade noch so flüstern. Sein Blick hebt sich und seine Augen werden größer, als er mich entdeckt. Er eilt mit unserer Tochter im Arm zu mir, ist jedoch zu spät. Ich falle auf den Boden, bemerke den Verlust des Blutes. Ich kann spüren, wie das Leben aus meinem Körper weicht und ich mich nicht länger stark, sondern schwach fühle.

"Ich liebe euch beide, Shawn. Es tut mir so, so leid. Bitte vergib mir."

Tränen fließen unser beider Gesichter herab und Rosie schreit laut und kraftvoll in unserer Mitte. Mein Blut befindet sich überall - auf Shawn, Rosie und mir.

"Ich rufe den Notarzt, halte durch, Madison."

Ich schüttele meinen Kopf und strecke meinen Arm nach ihm aus, hindere ihm vorm Verschwinden.

"Nein, bleib bei mir. Ich will meine letzten Minuten bei meiner Familie verbringen."

Seine Tränen vermehren sich noch mehr, was in mir den Drang hervor ruft, auch heftiger zu weinen. Meine Augen flattern, fangen an sich langsam zu schließen. Plötzlich hebt er meinen Kopf näher zu sich.

"Ich liebe dich Madison, vergiss das nicht."

Am Ende bricht seine Stimme und er fängt an mich zu küssen. Ich möchte erwidern, doch mein Körper kann nicht reagieren. Ich kann mich nicht mehr bewegen.

Ich öffne ein letztes Mal meine Augen und schaue auf meinen Mann und unsere Tochter.

"Ich liebe euch beide."

Diesen Satz kann ich noch flüstern, bevor ich das letzte Mal meine Augen schließe.

DAS WAR ERST DAS ERSTE BUCH DER REIHE, IN KÜRZE WERDEN DIE 2 WEITEREN ERSCHEINEN! DANKE FÜR'S LESEN :)

Die Briefe ReiheWhere stories live. Discover now