Kapitel 13: Kein Kind mehr

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Kapitel 13: Kein Kind mehr

Michaels POV

Dass ich Lias Angebot, mich mit zu ihr nach Hause zu nehmen und mich 'zu verarzten', angenommen hatte, zahlte sich in dem Moment aus als ich in unsere Einfahrt gehumpelt kam und meine Mum schon die Tür aufriss und auf mich zukam.

Schon ihr Anblick brachte mich dazu meine Augen zu verdrehen. Ich nahm all meine Kraft zusammen und versuchte trotz der fast schon unerträglichen Schmerzen aufrecht und normal zu gehen. Sie achtete aber auch nicht so genau auf meine Körperhaltung und meine Gangart sondern nahm mich gleich kräftig in die Arme als sie mich erreichte.

Ich will nicht lügen, es tat verdammt weh wie sie mich zerquetschte und ein, zum Glück eher leises, Wimmern verließ meine Lippen als sie das tat. Sie hörte mich Gott sei Dank nicht aber ließ mich trotzdem kurz danach wieder los und legte ihre Hände auf meine Wangen um mich genauer anzusehen.

Entweder wird meine Mum langsam blind oder Lia sollte wirklich über einen Berufwechsel nachdenken, denn die Frau sagte kein Wort über mein Auge. Stattdessen konnte ich mir das übliche Gespräch anhören und die millionen Fragen darüber wo ich war.

"Michael, wieso rufst du nicht an, wenn du die Nacht über wegbleibst?" Fragte sie mich aufgelöst. Ich hatte keine besonders große Lust auf diese ganze Fragerei sondern wollte um ehrlich zu sein einfach nur in mein Bett und ging deshalb ohne ihr zu antworten an ihr vorbei.

"Michael?" Ich hörte sie erneut meinen Namen sagen und hörte dann schon wieder ihre schnellen Schritte hinter mir. "Wo warst du die ganze Nacht?" Fragte sie weiter. Wieder bekam sie keine Antwort von mir aber sie ließ einfach nicht locker.

"Weißt du eigentlich was für Sorgen dein Vater und ich uns gemacht haben? Ist dir das bewusst?" Ich öffnete die Haustür und ging schmerzerfüllt, aber unauffällig die zwei kleinen Stufen ins Haus.

"Michael!" Sie wurde lauter aber da ich das Schauspiel schon gut genug kannte, machte ich mir nichts draus und ging weiter in die Küche wo ich zunächst einen kräftigen Schluck aus der Milchtüte nahm und sie dann wieder zugedreht in den Kühlschrank stellte.

Ich weiß, dass meine Mum das hasst und ja, vielleicht hab ich es genau deshalb auch gemacht.

"Wir dachten du lägest irgendwo tot im Graben! Wir konnten die ganze Nacht nicht schlafen vor Sorge." Meine Mum setzte sich an den Küchentisch und ließ ihren Kopf in ihre Hände fallen bevor sie laut seufzte. "Ich dachte es wäre irgendwas passiert." Murmelte sie dann beträchtlich leiser.

"Gott, Mum. Ich bin alt genug. Ich bin kein Kind mehr, okay? Ich muss mich nicht andauernd bei dir an- und abmelden wenn ich irgendwo hingehe. Krieg das endlich mal in deinen Kopf." Es ist fast schon lächerlich wie sie mich immer noch behandelt. Ja, vielleicht wohne ich noch bei meinen Eltern aber ich bin verdammt noch mal kein kleines Baby mehr. Ich bin erwachsen und brauche keine Erlaubnis mehr wenn ich das Haus verlassen will.

Meine Mum hob ihren Kopf wieder und sah mich unbeeindruckt an. "Du bist also kein Kind mehr, ja?" Meine Stirn legte sich in Falten bei ihrem Kommentar. Natürlich bin ich das nicht, ich wusste nicht was diese offensichtlich rhetorische Frage bewirken sollte.
"Wenn du kein Kind mehr bist, was du ja andauernd so stark betonst, dann solltest du vielleicht auch endlich erwachsen werden und dich nicht mehr wie eins benehmen." Forderte sie lautstark. 

Ihre Ansage brachte mich um ehrlich zu sein etwas aus dem Konzept. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sie so antwortet. Normalerweise gewinne ich diese kleinen Dispute zwischen uns immer, weil sie nicht die Nerven dazu hat mit mir zu diskutieren.

"Wir sind deine Eltern, Michael. Und ja, du magst vielleicht erwachsen sein aber du bleibst trotzdem unser Sohn und wir werden uns immer Sorgen um dich machen, wenn du das Haus verlässt und die ganze Nacht lang verschwunden bleibst. Vor allem bei deinen neuen. . . Gewohnheiten die du dir zugelegt hast." Sprach sie weiter. Mit diesen 'Gewohnheiten' meinte sie offensichtlich den Alkohol den man mir in letzter Zeit ja wortwörtlich schon ansehen konnte aber meiner Meinung nach machte sie da einfach ein viel zu großes Fass auf.

Serendipity // Michael CliffordWhere stories live. Discover now